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Als »Verbotspartei« werden die Grünen von der Union gerne betitelt. Unfähig zu längst überfälligen Reformen seien CDU und CSU, schallt es umgehend zurück. Sind diese Schlagabtausche nur eingeübte Reflexe, während sich eine modernisierte Union und pragmatisch gewordene Grüne einander eigentlich längst angenähert haben und die Weichen für eine Koalition auf Bundesebene schon gestellt sind?Wie weit Schwarz und Grün in zentralen Fragen auseinanderliegen, darüber haben zwei ihrer prominentesten Vertreter_innen, Günther Beckstein und Renate Künast, leidenschaftlich debattiert. Ihre Themen:…mehr

Produktbeschreibung
Als »Verbotspartei« werden die Grünen von der Union gerne betitelt. Unfähig zu längst überfälligen Reformen seien CDU und CSU, schallt es umgehend zurück. Sind diese Schlagabtausche nur eingeübte Reflexe, während sich eine modernisierte Union und pragmatisch gewordene Grüne einander eigentlich längst angenähert haben und die Weichen für eine Koalition auf Bundesebene schon gestellt sind?Wie weit Schwarz und Grün in zentralen Fragen auseinanderliegen, darüber haben zwei ihrer prominentesten Vertreter_innen, Günther Beckstein und Renate Künast, leidenschaftlich debattiert. Ihre Themen: Gleichstellung und Familie, Migration und Zivilgesellschaft, Umwelt und Klima, Landwirtschaft und Ernährung - genau jene, die die Bundesrepublik der 2020er-Jahre prägen werden. Sie finden Gemeinsamkeiten, betonen Gegensätze und suchen Kompromisse. Eine spannende Kontroverse - und ein Vorgriff auf den Wahlherbst 2021?
Autorenporträt
Günther Beckstein ist einer der bekanntesten und streitbarsten Köpfe der CSU. Er saß 40 Jahre im Landtag, war Innenminister und schließlich Ministerpräsident Bayerns. Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik mischt er sich in Debatten ein und engagiert sich in zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Mehr Demokratie e. V.

Renate Künast sitzt seit 2002 für die Grünen im Bundestag, deren Fraktion sie lange Jahre führte. Unter Bundeskanzler Schröder machte sie sich als wortmächtige und energische Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft einen Namen. Neben der sozial-ökologischen Wende steht sie für echte Gleichstellung und die Verteidigung der Bürgerrechte.

Stefan Reinecke arbeitet als Journalist und Publizist in Berlin. Er ist seit mehr als 15 Jahren Parlamentsredakteur der Tageszeitung taz und befasst sich dort vor allem mit der Konkurrenz von Union und Grünen - der SPD und der Linkspartei. Zuvor hat er als Redakteur bei der Wochenzeitung Freitag und dem Berliner Tagesspiegel gearbeitet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit großem Interesse hat Rezensent Robert Probst zwei Bücher zum derzeitigen Erstarken der Grünen gelesen. Er zeigt sich außerordentlich angetan von dem hier vorgelegten, moderierten Gespräch, das er jedem Talkshow-Gerede vorzieht. Hier werde "stets ernsthaft und tiefenschärfer" diskutiert als dort und zudem detailliert dargestellt, um welche Probleme es geht, wenn CDU und Grüne zusammengedacht werden. Beide Politiker, so betont er, gehörten zur alten Garde, sie würden nicht mitverhandeln, falls es nach den Wahlen zwischen Grün und Schwarz etwas zu verhandeln gebe. Aber sie kennten sich wirklich aus, so der zufriedene Kritiker. Seiner Meinung nach werden hier alle fündig, die nach "Prüfsteinen" suchten, welche Argumente sie mehr überzeugten. 

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2021

Kuchen
oder Kanzleramt
Grüne haben Konjunktur. Aber was haben sie vor?
Ein Streitgespräch und ein Aufsatzband klären auf
VON ROBERT PROBST
Es war einmal eine „Anti-Parteien-Partei“ voller Idealisten, Weltverbesserer und Gutmenschen, denen der Kompromiss als Verrat an der grünen Idee galt und die die Opposition jeder Verantwortung vorzogen. Die Mitgründerin Petra Kelly fürchtete gar, dass ihre Partei eines Tages anfangen könnte, „Minister nach Bonn zu schicken“. Lange her. Die Minister waren inzwischen in Bonn und in Berlin (1998-2005). Und obwohl das damals bei Rot-Grün „wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig“ (Renate Künast) war, strebt die Partei nun nach noch Höherem.
Ja, die Grünen haben Konjunktur: Spitzenkandidatenkür im April ohne Zerfleischungsorgie à la CDU/CSU. Annalena-Baerbock-Festspiele auf allen Kanälen. Dann aber auch: Eskalation im (üblichen) Boris-Palmer-Knatsch und bürgerliche Wähler womöglich verstörende, radikale Änderungsanträge vor dem Wahlparteitag. Wie auch immer: In Umfragen liegen die Grünen derzeit vor der Union. Viele rütteln schon geistig am Zaun vom Kanzleramt. Auch auf dem Buchmarkt ist einiges los in der Öko-Ecke. Im Januar kam Co-Parteichef Robert Habeck mit seinem Bestseller „Von hier aus anders“ (KiWi). Als Nächstes darf man gespannt sein auf das Wahlwerk der Kanzlerkandidatin. Baerbocks Buch heißt „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ (Ullstein); es erscheint einen Tag nach dem Parteitag im Juni. Außerdem ist jetzt die Zeit der Analysen einer 40 Jahre alten Partei und der Schwarz-Grün-Tauglichkeitstests.
Einen solchen haben der ehemalige bayerische CSU-Innenminister und Ministerpräsident Günther Beckstein und die ehemalige Grünen-Fraktionschefin und Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Renate Künast, unternommen. Mit dem taz-Redakteur und Moderator Stefan Reinecke führten beide ein langes Streitgespräch über Trennendes und Gemeinsamkeiten von schwarzer und grüner Politik, über die Herausforderungen der nächsten Jahre und auch über persönliche Sichtweisen, die von ihrer Parteilinie abweichen. Nun werden diese beiden sicher nicht an vorderster Front bei möglichen Koalitionsverhandlungen mitmischen, aber beide haben alle jeweiligen Positionen „drauf“ und können sie auch im Detail erläutern – was das Gespräch allein schon von jeder Talkshowbefragung positiv abhebt, weil hier weder auf Quote noch auf Plakativität geachtet werden muss.
Und im Buch-Dialog kann man auch mal in die Tiefe gehen, ohne langatmig zu werden. Die Themen sind übersichtlich gegliedert, die Moderation ist straff – und die Unterschiede werden schnell offenkundig.
Beckstein hat es oft leichter, er ist kein aktiver CSU-Politiker mehr und kann es sich etwa leisten zu sagen: „Wir in der Union sehen die Bedrohung durch Klimawandel ein wenig lockerer“. Die lockere Plauderei dagegen ist Künasts Sache nicht. GuteLaune-Politik, die einige Konservative bei den Grünen wahrnehmen, kann man ihr jedenfalls nicht vorwerfen. Bei ihr klingt es eher so: „Die Messlatte für alles politische Handeln sind die Klimakrise und der massive Verlust der Artenvielfalt.“ Becksteins Konter an anderer Stelle: „Die Menschen werden nicht auf Wohlstand verzichten, damit die Temperatur nicht so sehr ansteigt. Auch die Grünen nicht.“ So geht es munter, aber stets ernsthaft und tiefenschärfer, als sich das hier darstellen lässt, hin und her – von Klimapolitik über Landwirtschaft, innere Sicherheit, Migration bis zur Sozialpolitik. Alle Vorwürfe, die die Grünen je trafen, werden durchdekliniert: Verzichtsideologie, Regelungswut, Verbotspartei, Patriotismusdefizit. Künast will und kann vieles davon nicht entkräften, Verbote – etwa bei der Zuckerwerbung für Kinder – hält sie für unumgänglich. Rhetorische Vagheit, die einige vor allem beim grünen Spitzenduo verorten, ist aber nicht ihr Ding. Beispiel gefällig? „Die Wirtschaftskompetenz der Union besteht darin, möglichst keine Regeln zu machen und die Wirtschaft ihren Profit machen zu lassen. Der Rest ist egal.“
Wer also an den wichtigsten Prüfsteinen abklopfen will, wer von den beiden derzeitigen Hauptkonkurrenten um den Wahlsieg im September die überzeugenderen Argumente hat, ist hier richtig.
Schon ein paar Monate alt, aber gerade jetzt sehr lesenswert ist der Sammelband „Avantgarde oder angepasst?“ Es handelt sich um eine Bestandsaufnahme, die ihren Namen auch wirklich verdient hat. Beim Bundespräsidenten angefangen kommen zahlreiche hochrangige Politiker aller Parteien zu Wort, ebenso Abtrünnige, Ehemalige, Sympathisanten aller Art und neutrale Beobachter. Die meist recht kurzen Aufsätze und ihre jeweiligen Blickwinkel könnten unterschiedlicher kaum sein, ein klares Bild entsteht so zwar nicht, aber ein buntes Mosaik an Meinungen. Über allem steht die Frage, was nun in den 40 Jahren seit der Parteigründung genau geschehen ist. Haben die Grünen das Land verändert oder hat das Land die Grünen verändert? Frank-Walter Steinmeier sieht es so: „Die Grüne Partei hat dieses Land verändert, nicht weil sie gegen ,das System‘ gekämpft hat, sondern weil sie, im Respekt vor den demokratischen Regeln, den ,langen Marsch durch die Institutionen‘ wagte.“ Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sieht es so: „Tatsächlich hat das parlamentarische System die Partei mehr verändert als umgekehrt.“
Es werden herrliche Wahrheiten von früher serviert: „Wie mit einem nassen Waschlappen schlugen wir den Leuten Ökologie um die Ohren“ (Gunda Röstel), es geht um Rauschebärte im Bundestag, um Realos und Fundis, um den Rock’n’Roll-Politiker Joschka Fischer (der im Interview als „Opa aus dem Grunewald“ von der Koch-und Kellner-Zeit erzählt), das Trauma vom Kosovo-Krieg und natürlich den Veggie-Day. Es geht aber auch darum, wie die Grünen es schafften, sich von innerparteilicher Nabelschau und ständiger Selbstvergewisserung zu emanzipieren, und sich Realitätssinn und Verantwortungsbewusstsein antrainierten, um schließlich im Land mitzuregieren.
Das Buch ist ein Mix aus Erinnerungen, mahnenden Zeigefinger-Texten und vor allem eine Art großes Hausaufgabenheft vor der Wahl. Zu arbeiten wäre demnach an diesen Themen: Abkehr von der moralischen Überlegenheitsstrategie, Auflösung des Paradoxons, dem Staat einerseits zu misstrauen und ihm gleichzeitig eine erzieherische Rolle abzuverlangen, Kosten der Transformation offen darlegen, Entstauben des Heimatbegriffs.
Bei aller Schärfe, die hier teilweise aufblitzt, finden sich auch erstaunlich viele grün-schwarze Gedankenspiele. Ob im Oktober oder später dann die Beckstein-Formel greift, wird stark vom Wahlausgang abhängen: „Schwarz-Grün sollte ein Projekt mit Überschrift sein. Diese Überschrift muss heißen: Ökonomie = Union mit Ökologie = Grüne zu versöhnen. Die Grünen haben das ökologische Bewusstsein, aber nicht die Mittel, daraus in vernünftiger Weise Politik zu machen.“
„Wie mit einem nassen
Waschlappen schlugen wir den
Leuten Ökologie um die Ohren.“
Günther Beckstein,
Renate Künast,
Stefan Reinecke:
Schwarz vs. Grün. Ein Streitgespräch über Klima, Wachstum und eine gute Zukunft.
Oekom-Verlag, München 2021. 224 Seiten, 16 Euro.
E-Book: 12,99 Euro.
Michael Wedell,
Georg Milde (Hg.):
Avantgarde oder angepasst? Die Grünen – eine Bestandsaufnahme.
Ch.-Links-Verlag,
Berlin 2020.
352 Seiten, 20 Euro.
E- Book: 12,99 Euro.
„Erschd mit vierzich wirst wiglich gscheid“,
zitiert Wolfgang Schäuble einen Spruch seiner Heimat:
Annalena Baerbock im Januar.
Foto: Kay Nietfeld / dpa
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»[ein] lesenswerte[r] Einblick in das Leben und Wirken zweier politischer Schwergewichte der vergangenen Jahrzehnte.« Dr. Wolfgang Schürger, Umweltmagazin Evangelische Kirche »Wer (...) abklopfen will, wer von den beiden derzeitigen Hauptkonkurrenten um den Wahlsieg im September die überzeugenderen Argumente hat, ist hier richtig.« Robert Probst, Süddeutsche Zeitung »Wer in diesen Wochen [...] wissen möchte, wie es um die Gräben und Brücken zwischen Schwarz und Grün bestellt ist, dem sei das Interviewbüchlein des taz-Parlamentredakteurs Stefan Reinecke ans Herz gelegt.« Markus Wanzeck, natur »[...] kurzweilig und anregend zugleich.« Reiner (Magazin)