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Catherine Meurisse blickt zurück auf das, was sie stark gemacht hat: eine glückliche Kindheit auf dem Lande. Ebenso liebevoll wie kritisch und mit viel Humor betrachtet sie ihre Aussteigereltern und die industrialisierte Landwirtschaft rundum. Aber das Paradies der Kindheit ist endlich und das Wichtigste, was ihr ihre Eltern vermittelt haben, ist, dass die Kunst und die Literatur uns helfen können, die Vergangenheit zu bewahren und die Zukunft vorzubereiten.

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Produktbeschreibung
Catherine Meurisse blickt zurück auf das, was sie stark gemacht hat: eine glückliche Kindheit auf dem Lande. Ebenso liebevoll wie kritisch und mit viel Humor betrachtet sie ihre Aussteigereltern und die industrialisierte Landwirtschaft rundum.
Aber das Paradies der Kindheit ist endlich und das Wichtigste, was ihr ihre Eltern vermittelt haben, ist, dass die Kunst und die Literatur uns helfen können, die Vergangenheit zu bewahren und die Zukunft vorzubereiten.
Autorenporträt
Catherine Meurisse studierte Französisch und Literatur in Poitiers und anschließend Illustration - zunächst an der Estielle Schule in Paris und später an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs. Seit 2001 arbeitete sie für das Satiremagazin "Charlie Hebdo", wo sie von 2005 bis zum Attentat 2015 Teil der Redaktion war. Sie veröffentlichte Karikaturen und Zeichnungen in Le Nouvel Observateur, Libération und weiteren Zeitschriften und illustrierte Kinderbücher. Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Comics für Kinder und Erwachsene. Im Januar 2020 wurde sie als allererste Comiczeichnerin in die Académie des Beaux-Arts Sektion Malerei gewählt, wo sie aktuell auch das einzige weibliche Mitglied ist.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Julia Lorenz mag die Arbeiten der französischen Zeichnerin Catherine Meurisse, die in ihrem Band "Leichtigkeit" das Trauma vom Attentat auf Charlie Hebdo verarbeitete. Der krasse Gegensatz zwischen zartem Pastell und schwarzer Tusche, den jenes Buch kennzeichnete, liegt dem aktuellen Band fern. In "Weites Land" erzählt Meurisse von ihrer behüteten Kindheit auf dem Land, auf das ihre intellektuellen Eltern mit den Kindern gezogen waren, und hier schimmert alles im warmen Licht der Nostalgie. Bei Meurisse ist die Provinz kein Ort der Abgehängten wie bei Eribon oder Louis, betont die Rezensentin, sondern eine Projektionsfläche für gutsituierte Pariser, die sich gegen die Realität von Strohschuhweitwurf und Ziegenkäsefest mit einer selbst errichteten, super authentischen Natursteinmauer abgrenzen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Die Feigen des Rabelais
Catherine Meurisse erzählt von ihrer Kindheit im „weiten Land“
Drei Pinselstriche genügen, um im Grau der Großstadtwohnung den Weg nach Arkadien zu skizzieren. Hier eine Gerade, dann eine Linie nach rechts, ein Strich hinunter – fertig ist die Tür zu einer leuchtendgelben Sonnenblumenwiese. Schon ist aus der jungen Frau ein Kind geworden, das in eine ländliche Idylle hinaus spaziert.
Das Mädchen, eine minimalistisch schwarz-weiße Cartoonfigur mit roten Stiefelchen und einer Sonnenblume in der Hand, ist das kindliche Alter Ego von
Catherine Meurisse, das den Leser
mitnimmt in das „weite Land“. Das ist zunächst die französische Provinz, wo Meurisse aufgewachsen ist. Nach der Geburt von Catherine und ihrer Schwester waren die Eltern in ein Dorf mit 200 Einwohnern gezogen. Es muss dort herrlich für die Kinder gewesen sein.
„Es ist Natur ein Tempel“, beginnt das Mädchen mit der Sonnenblume ein Gedicht von Charles Baudelaire zu rezitieren. Natur und Kultur sind hier keine Konkurrenten, das waren sie schon nicht in Meurisses Comic „Die Leichtigkeit“, mit der sie 2016 bekannt wurde. Darin schildert die französische Zeichnerin, wie sie den islamistischen Anschlag auf Charlie Hebdo verarbeitete. Meurisse war selbst Mitglied der Redaktion und entging dem Blutbad am 7. Januar 2015 nur, weil sie die Redaktionskonferenz verschlafen hatte.
Es ist die Schönheit der Natur, von Malerei und Literatur, die Meurisse das Trauma überleben ließ und ein Gegengewicht bildete zur Gewalt des Anschlags. In „Weites Land“ erzählt Meurisse nun davon, dass diese Schönheit immer schon Teil ihres Lebens war – wie ein guter Mutterboden, der einer Pflanze Kraft gibt. Sie widmet ihr neues Buch ihren Eltern, Intellektuellen, die ein verfallenes Haus auf dem Land kauften und herrichteten, wohl auch als Rückzug vor den Zumutungen der Gegenwart und der Stadt. Um das Haus herum pflanzten sie einen wunderbaren Garten, unter anderem mit literarischen Gewächsen: Einen Rosenbusch gibt es, der aus dem Ableger einer Rose aus dem Garten von Marcel Proust gezogen wurde, ein anderer Ableger stammt von einem Feigenbaum der Abtei von Maillerais, wo Rabelais lebte. So fühlen sich die Eltern mit den großen Geistern, die sie verehren, verbunden. Auch Catherine und ihre Schwester schürfen in der Vergangenheit und errichten im Haus ein Museum mit Steinen, Tontöpfen und anderen Funden.
Die Dringlichkeit und politische Aktualität von „Die Leichtigkeit“ hat „Weites Land“ naturgemäß nicht. Aber auch dieses Buch beschäftigt sich mit dem Tod, an den man sich auf dem Land gewöhne, schreibt Meurisse. Die Kinder helfen ganz selbstverständlich den Nachbarn beim Schlachten. „Et in arcadia ego“ steht denn auch auf dem Sockel geschrieben, auf den Meurisse in einem Panel ihren engsten Vertrauten platziert – es ist ein sprechender Gartenzwerg. Um diesen herum hat sie herrlich selbstironisch all das gezeichnet, was ihr Leben und ihr Träumen damals ausmachte: den Vater beim Rasenmähen und die Mutter beim Gießen, eine Staffelei mit einer weißen Leinwand, dem Sonnenkönig auf einem Pony, Versailles mit seinem Garten – und im Hintergrund ein Schild: „NEIN zur Flurbereinigung“.
Während Meurisse in „Die Leichtigkeit“ erst wieder zur Farbe finden musste nach dem Anschlag, ist „Weites Land“ ein verführerisch buntes und schönes Buch geworden. Der nostalgische Blick lässt die Bilder in Sommerfarben leuchten, Pastellkreide gibt ihnen Struktur. Vor allem die Porträts von Bäumen und Blumen sind ein Gedicht. Es ist aber auch ein sehr komisches Buch geworden, realitätsfern ist ihr Bild der Provinz keineswegs.
Nach dem Charlie-Hebdo-Attentat wollte Meurisse eigentlich keine politischen Karikaturen mehr zeichnen. „Weites Land“ ist aber auch eine Anklage der konventionellen Landwirtschaft. Unerträglich ist für die Kinder der Geruch des mit Antibiotika getränkten Blutes aus dem Schlachthof des Nachbarortes, das auf den Maisfeldern ausgebracht wird. Es färbt auch die Bilder apokalyptisch rot. Und was die Flurbereinigung angerichtet hat, ist schon in den ersten Panels nicht zu übersehen: Da stehen Pflanzen in Reih und Glied, ein Traktor versprüht Herbizide oder Düngemittel. Dazu rezitiert das Mädchen, schon ohne Sonnenblume, Baudelaires Verse aus den „Blumen des Bösen“ und reichert sie mit einen Hinweis auf „Monsanto auf den Feldern, die unendlich nun in letzte Gründe dringen“ an.
Dass einmal Gelbwesten dieses Land unsicher machen werden, davon ist im Comic nichts zu spüren. Wohl aber erzählt Meurisse, wie die Provinz instrumentalisiert wird, dass sie eine Projektionsfläche ist, nicht nur für Intellektuelle wie ihre Eltern. Da gibt es einen Freizeitpark, Schnitzeljagden, Käsefeste oder ein Historienspektakel, das für vaterländische Werte wirbt. „Das Land“, schreibt Meurisse, „ist eine Spielothek und weiß nichts davon.“
Deshalb ist es am Ende auch nicht das Land, in dem sie sich verwurzelt, es sind die Familie und die Kultur. Ein gemeinschaftlicher Besuch des Louvre wird zum Erweckungserlebnis für die Zeichnerin. In den Bildern der alten Meister findet Meurisse alles wieder, was sie von zuhause kennt und liebt. Sie werden zu einem weiterem „weiten Land“.
MARTINA KNOBEN
Die französische Provinz – mal nicht als Heimat der Gelbwesten, sondern als Ort zum Träumen: Panel aus „Weites Land“.
Foto: Carlsen
Catherine Meurisse (Text u. Zeichnungen): Weites Land. Graphic Novel. Kolorierung: Isabelle Merlet. Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock. Carlsen Verlag, Hamburg 2019. 96 Seiten, 18,50 Euro.
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"Ein bildschönes Buch über das Erwachsenwerden. Und ein Plädoyer dafür, Trost in der Natur und in der Kunst zu suchen. [...] Nach der Lektüre fühlt man sich klüger, vor allem aber glücklicher." Falk Straub Alfonz - Der Comicreporter 20191218