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Ihr einziger Antrieb ist die Lust, die Lust auf vierzehnjährige Jungs.
Celeste ist Ende zwanzig und tritt ihre neue Stelle als Lehrerin an einer Junior High School in Tampa, Florida, mit einer einzigen Absicht an: Sie wird einen ihrer Schüler verführen. Sie selbst hat panische Angst davor zu altern - alle erwachsenen Körper schrecken sie ab, Teenager dagegen wirken auf sie wie ein Jugendelixier. Als ihr Blick fällt auf den naiven und zurückhaltenden Jack Patrick fällt, erkennt sie in ihm das perfekte Opfer. Ohne moralische Bedenken manipuliert sie den Jungen, der seine schöne Lehrerin…mehr

Produktbeschreibung
Ihr einziger Antrieb ist die Lust, die Lust auf vierzehnjährige Jungs.

Celeste ist Ende zwanzig und tritt ihre neue Stelle als Lehrerin an einer Junior High School in Tampa, Florida, mit einer einzigen Absicht an: Sie wird einen ihrer Schüler verführen. Sie selbst hat panische Angst davor zu altern - alle erwachsenen Körper schrecken sie ab, Teenager dagegen wirken auf sie wie ein Jugendelixier. Als ihr Blick fällt auf den naiven und zurückhaltenden Jack Patrick fällt, erkennt sie in ihm das perfekte Opfer. Ohne moralische Bedenken manipuliert sie den Jungen, der seine schöne Lehrerin bewundert und sich von ihrer Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlt. Doch ihre Gier ist unersättlich und irgendwann geht Celeste zu weit.

In ihrem Debüt erzählt Alissa Nutting den Tabubruch radikal aus der Perspektive ihrer gefühlskalten, psychopathischen Protagonistin. Tampa ist eine moderne Antwort auf Nabokovs Lolita und erinnert an American Psycho, wenn Alissa Nutting unserer Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vorhält und dabei alle Tabus bricht.
Autorenporträt
Nutting, AlissaAlissa Nutting unterrichtet Englische Literatur und Kreatives Schreiben in Ohio. Für ihren Erzählungsband Unclean Jobs for Women and Girls wurde sie mit dem Starcherone Prize for Innovative Fiction ausgezeichnet. Tampa ist ihr erster Roman.

von Koskull, VerenaVerena von Koskull, geboren 1970, studierte Italienisch und Englisch in Berlin und Bologna. Nach mehrjähriger Verlagsarbeit in Italien und Deutschland lebt sie heute als freie Übersetzerin aus dem Italienischen und Englischen in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In Amerika als "kontroversestes" Buch des Jahres gehandelt, kann der auf dem realen Fall um die High-School-Lehrerin Debra Lafave basierende Pädophilie-Roman "Tampa" von Alissa Nutting nun auch auf Deutsch gelesen werden, berichtet Rezensentin Melanie Mühl. Trotz deftigem Vokabular und der Geschichte um eine Lehrerin die nahezu obsessiv ihren 14jährigen Schüler verführt, warnt die Kritikerin davor, dieses Buch mit "Mommy-Porn"-Literatur wie "Fifty Shades of Grey" zu vergleichen. Denn vielmehr liest sie hier das Psychogramm einer krankhaft egoistischen, dem Jugend- und Optimierungswahn verfallenen Frau, und nicht zuletzt einen satirischen - und zugleich denkwürdigen Roman über die "übersexualisierte" Gesellschaft. Darüber hinaus gibt die Lektüre Anlass zu einer erneuten Diskussion um Pädophilie, meint Mühl.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2014

Frau sucht kleine Jungs für schmutzige Spiele
Das kontroverseste Buch des Jahres in Amerika: Alissa Nuttings Pädophilie-Roman "Tampa"

In diesem Buch geht es um Sex, um verbotenen Sex, und das auf knapp dreihundert Seiten. Er spielt sich zwischen einer Lehrerin und ihrem minderjährigen Schüler ab, und damit jedem Leser klar wird, worüber wir hier reden und welchen Ton Alissa Nutting, die junge Autorin des Buchs "Tampa", von Beginn an anschlägt, ein paar Beispiele: "Ich will riechen, wie du in deiner Hose kommst." Oder: "Meine Pussy krampfte bei der Vorstellung, Jack in seinem eigenen Bett zu ficken."

Dieser Jack ist ein vierzehn Jahre alter schüchterner Junge mit einem schmalen Kleinejungskörper. Er hat keinen Sex, aber angefangen, davon zu träumen. Für seine sechsundzwanzigjährige Lehrerin Celeste Price stellt er das perfekte Verführungsopfer dar - und so wird sie ihn bald mit Haut und Haar verschlingen.

Alissa Nutting erzählt in ihrem Debütroman "Tampa" eine von einem realen Fall inspirierte Geschichte. Im Jahr 2005 stand die damals dreiundzwanzig Jahre alte High-School-Lehrerin Debra Lafave in Florida vor Gericht, weil sie einen minderjährigen Schüler sexuell verführt hatte. Die Sachlage war zwar eindeutig, nur kam bei diesem Fall etwas hinzu, was vor Gericht keine Rolle spielen dürfte: Debra Lafave war enorm attraktiv. Ihre Bilder, die durch eine elektrisierte Presse gingen, zeigen eine sehr blonde, anziehende Frau. Die Vorstellung, dass mancher Teenager beim Anblick einer solchen Lehrerin aus dem Häuschen gerät, liegt nah. Diese Frau, sagte Lafaves Anwalt, sei zu schön, um ins Gefängnis zu gehen.

Kommen wir zurück zu Celeste, die genauso attraktiv wie Debra Lafave ist. Ihr Haar ist ebenso blond, die Figur ebenso perfekt, und die Haut schimmert rein und glatt. Celeste Price ist besessen von dem Gedanken, ihr jugendliches Aussehen zu konservieren, koste es, was es wolle. Konsequenterweise stehen auf ihrem Körperoptimierungsplan regelmäßige Besuche beim ästhetischen Dermatologen mit Sauerstoff-Facials, Botoxbehandlungen sowie Fruchtsäurepeelings: "Zur möglichst effektiven Vereinigung von Körper und Geist versuchte ich mir vorzustellen, ich würde während der Behandlung tatsächlich jünger: Ich sah mein vierzehnjähriges Ich in der Ferne stehen und darauf warten, dass ich es einholte und wieder in seinen Körper schlüpfte. Jede Sitzung drehte die Uhr um ein paar Monate zurück und brachte mich ihm einen Schritt näher." Und da das Alter Celeste Price anwidert, widert sie auch der Sex mit erwachsenen Männern an. Die Faltenphobikerin kann ihrem Ehemann lediglich in berauschtem Zustand körperlich nah sein.

Es wäre ein Fehler, "Tampa" in eine Linie mit dem Megabestseller "Fifty Shades of Grey" zu stellen. Vom sogenannten Mommy-Porn-Genre, das in etwa so erotisch anmutet wie die "Eis am Stil" Filme der siebziger Jahre, ist "Tampa" denkbar weit entfernt. Alissa Nutting zeichnet das Psychogramm einer kranken, zutiefst egoistischen, Frau, deren Sucht nach Befriedigung derart existentiell ist, dass sie über Leichen geht. Mitunter nimmt dies satirische Züge an - zum Beispiel in jener Szene, als Celeste Price, ausgestattet mit Decke, Fernglas und Vibrator, zu Jacks Haus fährt in der Hoffnung, einen Blick auf den Knaben zu erhaschen. Und einmal, in jenem Stadium, als sich das maximale Lustempfinden nicht mehr ohne Tricks herbeifummeln lässt, steckt Celeste den verliebten Jack einfach in sein altes Halloweenkostüm. In solchen Momenten ist "Tampa" eine Satire auf eine übersexualisierte Gesellschaft, die kollektiv dem Jugendwahn verfallen ist. Celeste ist ihr Produkt: Sie ist besessen vom Reiz der kurzen Zeitspanne zwischen Kindheit und Erwachsensein und wird geschüttelt von Panik angesichts ihrer ersten Fältchen. Sie will Reinheit und Unschuld auskosten und Macht ausüben, indem sie zerstört, was sie genießt.

Literarisch ist das unerheblich. Aber Alissa Nuttings Kritik an einer auf Äußerlichkeiten fixierten Optimierungsgesellschaft, deren moralische Bewertungsmaßstäbe nicht selten durcheinander geraten, sitzt. Man kann diesen Roman durchaus auch als eine Art Selbstprüfung lesen. Inwiefern ist man selbst bereits in die Optimierungsfalle getappt?

"Erwachsene, die Kinder sexuell missbrauchen, verdienen eine angemessene Strafe. Es sollte keinen Unterschied machen, ob ein Straftäter ein rauher, bärtiger Buhmann ist oder eine langbeinige Blondine mit makellosem Make-up", schrieb die Chefin der Zeitung "Orlando Sentinel" über den Fall Lafave. In den Vereinigten Staaten wurde der Roman als "kontroversestes Buch des Jahres" heftig diskutiert und zum Teil sehr positiv besprochen. Kritikerinnen zogen sogar den Vergleich mit Nabokovs "Lolita" und "American Psycho" von Bret Easton Ellis. Das ist zweifellos zu hoch gegriffen, aber Alissa Nutting wirft eine Frage auf, die in der Diskussion um Pädophilie nicht ausgespart werden sollte: Stört uns sexueller Missbrauch weniger, wenn er von einer schönen jungen Frau begangen wird?

Debra Lafave musste übrigens nicht ins Gefängnis. Weil die Familie des Opfers den Jungen angesichts des Medienrummels keiner weiteren Traumatisierungsgefahr aussetzen wollte, erschien er nicht vor Gericht, und Lafave kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

MELANIE MÜHL

Alissa Nutting: "Tampa." Aus dem Amerikanischen von Verena von Koskull. Hoffmann & Campe, Hamburg 2014. 288 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Alissa Nutting hat die neue Lolita geschrieben. Eine großartige Lektüre.« New York Times