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Mit seinem Bildersturm hat der IS unersetzliche Kulturschätze verwüstet. Michael Sommer schlägt eine Brücke zwischen Gegenwart und Antike: Souverän erzählt und deutet er die wechselvolle Geschichte eines einzigartigen Kulturraums, der unsere Identität bis heute mit prägt.
Nahezu wöchentlich werden wir Zeugen, wie der IS antikes Erbe zerstört. Zugleich zerschlägt er die Ordnung, die nach dem Ersten Weltkrieg die Siegermächte entworfen haben. Doch die Geschichte zitiert sich nur selbst. Der IS tut nur das, was antiimperiale Akteure immer wieder getan haben: Ordnung umstürzen und Erinnerung…mehr

Produktbeschreibung
Mit seinem Bildersturm hat der IS unersetzliche Kulturschätze verwüstet. Michael Sommer schlägt eine Brücke zwischen Gegenwart und Antike: Souverän erzählt und deutet er die wechselvolle Geschichte eines einzigartigen Kulturraums, der unsere Identität bis heute mit prägt.

Nahezu wöchentlich werden wir Zeugen, wie der IS antikes Erbe zerstört. Zugleich zerschlägt er die Ordnung, die nach dem Ersten Weltkrieg die Siegermächte entworfen haben. Doch die Geschichte zitiert sich nur selbst. Der IS tut nur das, was antiimperiale Akteure immer wieder getan haben: Ordnung umstürzen und Erinnerung auslöschen. Werden sich auch die selbsternannten Kalifen des IS zu Herren eines neuen Imperiums aufschwingen? Und was geht der Welt mit der Auslöschung zentraler Erinnerungsorte wie etwa Palmyra und Hatra verloren? Michael Sommer zeigt, wie die Menschen zwischen Mittelmeer und Tigris sich in den großen Reichen einrichteten, indem sie sich deren Religion, Kunst, Architektur und Recht aneigneten. So gedieh ein kosmopolitisches Milieu relativer Toleranz. Doch die Macht hat auch eine dunkle Seite: Imperien sind stets Kreaturen von Chaos und Gewalt, die erst die Voraussetzungen für ihre Existenz schaffen.
Autorenporträt
Michael Sommer, geboren 1970, studierte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik und Vorderasiatische Archäologie in Freiburg. Von 2002 bis 2012 forschte und lehrte er in Oxford und in Liverpool. Seit 2012 ist er Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Bücher zur römischen Geschichte sind Standardwerke.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2017

Wo die Zerstörung wütet
Michael Sommer führt durch die syrische Geschichte

Nach der Lektüre von Michael Sommers Buch "Syria" ist man beinahe ein bisschen traurig, dass es offenbar erst der Zerstörungswut des "Islamischen Staates" als eines Anlasses bedarf, um die kulturhistorische Bedeutung dieser Region einem breiteren Lesepublikum nahezubringen. Getrost vergessen darf man darum die Versuche, dem Buch eine Aktualität à la "Brückenschlag zwischen Gegenwart und Antike" anzudichten - einigen Überlegungen des Autors im Nachwort über langfristige Kontinuitäten und Parallelen zum Trotz.

Die zweitausend Jahre alte Welt, die er auf knapp zweihundert Seiten beschreibt, ist es für sich genommen wert, beschrieben zu werden. Zumal wenn man, wie der in Oldenburg lehrende Althistoriker, Ereignis- und Strukturgeschichte gleichermaßen berücksichtigt und darüber hinaus auch methodologische und geschichtstheoretische Erörterungen elegant einwebt. Seinem aus sechs wichtigen "Schauplätzen" des antiken Syriens zusammengesetzten Mosaik - von Issos über Jerusalem, Hatra, Emesa und Palmyra bis Antiocheia - hat er ein Kapitel über die "Macht der langen Dauer" vorangestellt, in dem er die wichtigsten Kräfte skizziert, die im östlichen Mittelmeerraum über Jahrhunderte zusammen- und gegeneinander wirkten: Imperien, Stämme und Erinnerungskulturen.

Die Levante sieht er als "Transitregion par excellence"; ein Knotenpunkt des frühen Welthandels und zugleich ein Konfliktfeld, in dem sich meist die Ansprüche mehrerer Großreiche überschnitten, seien es die der Seleukiden, der Römer oder der Parther. In den Zentren dieser Region entwickelten sich urbane Kulturen, geprägt durch das oft symbiotische Verhältnis von Nomaden und Sesshaften und tief beeinflusst von der hellenischen Kultur, die nach Alexanders Sieg 333 vor Christus über die Perser in Gestalt griechischer Migranten in den Nahen Osten kam. Griechischsein war fortan "eine Frage des Habitus" und das Ideal, jedoch kein Kulturtransfer, der nur in eine Richtung verlaufen wäre.

Zumal sich - was sich vor allem am Beispiel fundamentalistischer jüdischer Strömungen in Jerusalem zeigt - immer wieder lokale Traditionen gegen die Vereinnahmung durch diese Vormacht sperrten. Nicht immer kam es jedoch zu katastrophalen Gewaltausbrüchen wie beim jüdischen Aufstand ab dem Jahr 66. Oft funktionierte die Integration verschiedener kultureller und politischer Einflusssphären den erhaltenen Quellen zufolge erstaunlich gut und brachte beeindruckende zivilisatorische Zeugnisse hervor.

Nebenbei lernt man einiges darüber, mit welchen Strategien die antiken Imperien ihre Randgebieten zu sichern suchten; und umgekehrt, wie lokale Vasallen dies für sich nutzen konnten. Etwa der Palmyrener Odaenathus, der 260 fast im Alleingang die bedrängte römische Herrschaft gegen die Perser verteidigte, vermutlich mit der Hilfe verwandtschaftlich verbundener Stammeskrieger. Leute wie er waren "in unterschiedlichen Welten zu Hause", sie entstammten der regionalen Oberschicht am Rande der Wüste, verstanden und inszenierten sich aber ebenso als römische Würdenträger, wenn es angebracht erschien. Sommer nennt sie "kosmopolitische Netzwerker", und dass in einer solcherart multikulturellen Welt schließlich auch das Christentum mit Leichtigkeit in die paganen Traditionen integriert werden konnte, überrascht keinesfalls mehr.

CHRISTIAN MEIER

Michael Sommer:

"Syria". Geschichte einer zerstörten Welt

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2016. 217 S., br., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Nach der Lektüre von Michael Sommers Buch "Syria" ist man beinahe ein bisschen traurig, dass es offenbar erst der Zerstörungswut des "Islamischen Staates" als eines Anlasses bedarf, um die kulturhistorische Bedeutung dieser Region einem breiteren Lesepublikum nahezubringen.« Christian Meier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2017 »Sommer arbeitet heraus, dass die Menschen zwischen Mittelmeer und Tigris bei allen Differenzen in einer stabilen, historisch gewachsenen Kulturlandschaft über 1000 Jahre lebten, in der Stämme und Großreiche den Alltag bestimmten und Städte als bedeutende Erinnerungsorte fungieren - mit Nachwirkungen bis heute.« Rolf Brockschmidt, Tagesspiegel, 14.9.2016 »Das Buch des Althistorikers Michael Sommer ... kann Zusammenhänge erklären, um zu verstehen, welche Kräfte da am Werk sind. Sommer führt seine Leser in antike Städte wie Issos und Palmyra. Er zeigt, wie sich Imperien, die auf Gewalt gründen, eigentlich überholt haben.« Stuttgarter Zeitung, 9.11.2016 »...gibt der Historiker auf nur ein wenig mehr als 200 Seiten einen prägnanten Einblick in die antike Geschichte der Region Syrien und verbindet sie schlussendlich mit der heutigen Situation des Landes.« Michael Creuel, Kölner Stadt-Anzeiger, 7.10.2016 »Michael Sommers Buch führt auf kluge Weise Tagespolitik und Wissenschaft zusammen ... [eine] nicht nur für Althistoriker äußerst lesenswerte Veröffentlichung.« Detlev Kraack, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Februar 2017 »Kurzweilig und akademisch fundiert entführt Sommers Band in eine längst versunkene Welt, dessen reiches Erbe auch die Barbaren des "IS" überdauern wird.« Katharina Stahl, Rezensöhnchen, Januar 2017…mehr
Wo die Zerstörung wütet
Michael Sommer führt durch die syrische Geschichte

Nach der Lektüre von Michael Sommers Buch "Syria" ist man beinahe ein bisschen traurig, dass es offenbar erst der Zerstörungswut des "Islamischen Staates" als eines Anlasses bedarf, um die kulturhistorische Bedeutung dieser Region einem breiteren Lesepublikum nahezubringen. Getrost vergessen darf man darum die Versuche, dem Buch eine Aktualität à la "Brückenschlag zwischen Gegenwart und Antike" anzudichten - einigen Überlegungen des Autors im Nachwort über langfristige Kontinuitäten und Parallelen zum Trotz.

Die zweitausend Jahre alte Welt, die er auf knapp zweihundert Seiten beschreibt, ist es für sich genommen wert, beschrieben zu werden. Zumal wenn man, wie der in Oldenburg lehrende Althistoriker, Ereignis- und Strukturgeschichte gleichermaßen berücksichtigt und darüber hinaus auch methodologische und geschichtstheoretische Erörterungen elegant einwebt. Seinem aus sechs wichtigen "Schauplätzen" des antiken Syriens zusammengesetzten Mosaik - von Issos über Jerusalem, Hatra, Emesa und Palmyra bis Antiocheia - hat er ein Kapitel über die "Macht der langen Dauer" vorangestellt, in dem er die wichtigsten Kräfte skizziert, die im östlichen Mittelmeerraum über Jahrhunderte zusammen- und gegeneinander wirkten: Imperien, Stämme und Erinnerungskulturen.

Die Levante sieht er als "Transitregion par excellence"; ein Knotenpunkt des frühen Welthandels und zugleich ein Konfliktfeld, in dem sich meist die Ansprüche mehrerer Großreiche überschnitten, seien es die der Seleukiden, der Römer oder der Parther. In den Zentren dieser Region entwickelten sich urbane Kulturen, geprägt durch das oft symbiotische Verhältnis von Nomaden und Sesshaften und tief beeinflusst von der hellenischen Kultur, die nach Alexanders Sieg 333 vor Christus über die Perser in Gestalt griechischer Migranten in den Nahen Osten kam. Griechischsein war fortan "eine Frage des Habitus" und das Ideal, jedoch kein Kulturtransfer, der nur in eine Richtung verlaufen wäre.

Zumal sich - was sich vor allem am Beispiel fundamentalistischer jüdischer Strömungen in Jerusalem zeigt - immer wieder lokale Traditionen gegen die Vereinnahmung durch diese Vormacht sperrten. Nicht immer kam es jedoch zu katastrophalen Gewaltausbrüchen wie beim jüdischen Aufstand ab dem Jahr 66. Oft funktionierte die Integration verschiedener kultureller und politischer Einflusssphären den erhaltenen Quellen zufolge erstaunlich gut und brachte beeindruckende zivilisatorische Zeugnisse hervor.

Nebenbei lernt man einiges darüber, mit welchen Strategien die antiken Imperien ihre Randgebieten zu sichern suchten; und umgekehrt, wie lokale Vasallen dies für sich nutzen konnten. Etwa der Palmyrener Odaenathus, der 260 fast im Alleingang die bedrängte römische Herrschaft gegen die Perser verteidigte, vermutlich mit der Hilfe verwandtschaftlich verbundener Stammeskrieger. Leute wie er waren "in unterschiedlichen Welten zu Hause", sie entstammten der regionalen Oberschicht am Rande der Wüste, verstanden und inszenierten sich aber ebenso als römische Würdenträger, wenn es angebracht erschien. Sommer nennt sie "kosmopolitische Netzwerker", und dass in einer solcherart multikulturellen Welt schließlich auch das Christentum mit Leichtigkeit in die paganen Traditionen integriert werden konnte, überrascht keinesfalls mehr.

CHRISTIAN MEIER

Michael Sommer:

"Syria". Geschichte einer zerstörten Welt

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2016. 217 S., br., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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