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Als 'Silber des Meeres' wurde er im Mittelalter mit Gold und Pelzen aufgewogen, auf ihn, den 'König der Fische', gründeten sich nicht nur Vermögen sondern ganze Reiche, die, blieb er aus, untergingen. Der Fisch, der sogar Kriege auslöste, wird auf Bildern gefeiert und in Romanen, Theaterstücken sowie Gedichten portraitiert und selbst die Wissenschaft hat noch immer nicht alle Geheimnisse um diesen neben Kabeljau und Seelachs wichtigsten Speisefisch gelüftet. Holger Teschke, der von eigenen Erfahrungen mit dem Heringsfang berichten kann, erzählt die Natur- und Kulturgeschichte dieses großen und…mehr

Produktbeschreibung
Als 'Silber des Meeres' wurde er im Mittelalter mit Gold und Pelzen aufgewogen, auf ihn, den 'König der Fische', gründeten sich nicht nur Vermögen sondern ganze Reiche, die, blieb er aus, untergingen. Der Fisch, der sogar Kriege auslöste, wird auf Bildern gefeiert und in Romanen, Theaterstücken sowie Gedichten portraitiert und selbst die Wissenschaft hat noch immer nicht alle Geheimnisse um diesen neben Kabeljau und Seelachs wichtigsten Speisefisch gelüftet. Holger Teschke, der von eigenen Erfahrungen mit dem Heringsfang berichten kann, erzählt die Natur- und Kulturgeschichte dieses großen und mittlerweile in seinem Bestand stark gefährdeten Schwärmers.
Autorenporträt
Holger Teschke, geboren 1958 in Bergen auf Rügen fuhr als Maschinist auf Fischereikuttern zur See, bevor er Schauspielregie in Berlin studierte, wo er anschließend als Dramaturg und Autor arbeitete. Von 2000 bis 2010 war er als Regisseur und Regielehrer in den USA, Australien und Südostasien unterwegs, seit 2010 ist er Dozent für Theatergeschichte und Dramaturgie. Holger Teschkes letztes Buch, Gebrauchsanweisung für Rügen und Hiddensee, erschien 2013. Er schreibt für mare, Theater der Zeit und Deutschland Radio Kultur und lebt in Berlin und South Hadley, Massachusetts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2014

Der Individualist im Schwarm
Ein hart verfolgter Wanderer durch die Meere: Holger Teschke erzählt, was alles im Hering steckt

Heringsschwärme sind ein faszinierendes Schauspiel: blitzschnelle Richtungswechsel in einer silbern aufblitzenden oder sich verdunkelnden Wolke, die beim Eindringen eines Räubers kurz aufreißt, um sich gleich darauf wieder zu einem flirrenden Wirbel zusammenzuschließen. Meeresfilmer lassen sich diese kollektiven Choreographien aus Licht und Bewegung selten entgehen.

Und betrachtet man diese Bilder, meint man auch die alten Berichte besser zu verstehen, die vom Silberglanz riesiger Schwärme in Mondnächten oder selbst bei Tage erzählen. Vielleicht leuchtet dann sogar Jules Michelets überhöhende Evokation dieser Schwärme als Verkörperung einer unerschöpflichen Lebensfülle ein: "Menschen, Fische, alles wirft sich auf sie, aber sie ziehen weiter. In dieser Welt, in der es keine festen Bindungen gibt, ist ihr Vergnügen ein Abenteuer, ihre Liebe eine Reise. Auf ihren Zügen vergießen sie wahre Ströme an Fruchtbarkeit."

Auf dieses Zitat aus Michelets großem Buch über das Meer stößt man in einem neuen Band der von Judith Schalansky herausgegebenen und auch gestalteten Reihe "Naturkunden": nach Krähe und Esel der dritte, der einem bestimmten Tier gewidmet ist. Von der Luft über das Land geht es also ins Wasser, zum Hering oder besser: zur gemeinsamen Geschichte von Hering und Mensch. Und wie in den vorhergehenden Bänden ist nicht Vollständigkeit aller Facetten dieser Geschichte das Ziel, sondern ein knapp gehaltener Essay mit individuellem Zugriff.

Bei Holger Teschke, Regisseur und längere Zeit Dramaturg am Berliner Ensemble, verdankt sich dieser Zugriff nicht zuletzt dem Umstand, in einer Hafenstadt an der Ostseeküste als Sohn eines auf volkseigenen Schiffen zur See fahrenden Vaters aufgewachsen und später selbst ein Jahr auf Fangreisen gewesen zu sein.

Über die Realität des Fischfangs muss man diesem Autor also nichts erzählen. Hinweise auf die Rolle des Herings als wichtiges und entsprechend umkämpftes Nahrungsmittel quer durch die Geschichte hindurch kann er ergänzen mit eigenen Erfahrungen. Aber der Hering der Kulturgeschichte im engeren Sinn kommt darüber nicht zu kurz, ob ihm nun in der Kunst nachgespürt, seiner vermeintlichen Heilkraft nachgegangen oder in Form einer stattlichen Rezeptsammlung für die schmackhafte Zubereitung Reverenz erwiesen wird. Zu den naturgeschichtlichen Erläuterungen gehören auch einige kurze "Portraits" von Heringsarten und verwandten Fischen, samt vorzüglichen Illustrationen.

Der Ausblick auf die Zukunft des Herings ist zwar nicht unbedingt beruhigend. Als Michelet ihm Unerschöpflichkeit attestierte, war die industriell betriebene Ausbeutung der Meere schließlich kaum vorauszusehen, die ihm nun zusetzt. Aber weil der Autor den Hering als gewitzten Individualisten im Schwarm ansieht, der sich bisher exzellent geschlagen hat, sagt er ihm voraus, auch diese Engpass zu bewältigen.

HELMUT MAYER

Holger Teschke: "Heringe". Ein Porträt. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2014. 119 S., Abb. geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Selten hat sich Helmut Mayer so intensiv und zugleich so gern mit Heringen beschäftigt wie in diesem Porträt von Holger Teschke. Fasziniert liest der Rezensent den kurzen, aber hochinteressanten Essay des Dramaturgen und Regisseurs, der über den Fischfang, den Hering in der Kunst und über die Heilkraft des Herings informiert. Darüber hinaus findet Mayer hier wunderbare Rezepte, aber auch zahlreiche Porträts verschiedener Heringsarten. Auch die Illustrationen in diesem feinen Band haben dem Rezensenten ausnehmend gut gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH