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Vom Outback bis zur Ostsee - wie die Tiere mit der Klimakrise umgehen
Die Wetterextreme nehmen zu. Buschbrände in Australien, Hitzewellen in Deutschland, Dürren in Afrika, schwindende Eisflächen an den Polen. Das "wütende Wetter" bedroht nicht nur uns Menschen, sondern auch die Tierwelt. Possums fallen zu Hunderten tot aus den Bäumen, Koalas umarmen kühle Bäume - und sterben doch. Aber es gibt auch Tiere, die sich erfolgreich anpassen.
Die in Australien lebende Wildtierbiologin Lisa Warnecke zeigt, welche Folgen in der Tierwelt schon jetzt zu sehen sind, warum wir die Biologie von Tieren
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Produktbeschreibung
Vom Outback bis zur Ostsee - wie die Tiere mit der Klimakrise umgehen

Die Wetterextreme nehmen zu. Buschbrände in Australien, Hitzewellen in Deutschland, Dürren in Afrika, schwindende Eisflächen an den Polen. Das "wütende Wetter" bedroht nicht nur uns Menschen, sondern auch die Tierwelt. Possums fallen zu Hunderten tot aus den Bäumen, Koalas umarmen kühle Bäume - und sterben doch. Aber es gibt auch Tiere, die sich erfolgreich anpassen.

Die in Australien lebende Wildtierbiologin Lisa Warnecke zeigt, welche Folgen in der Tierwelt schon jetzt zu sehen sind, warum wir die Biologie von Tieren verstehen müssen um ihnen bei der Bewältigung der Klimakrise helfen zu können - und wie dringend wir einen effektiveren Artenschutz brauchen, damit Ökosysteme im Wandel ein neues Gleichgewicht finden können.
Autorenporträt
Lisa Warnecke wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren und studierte Biologie an der Goethe-Universität. Seit 16 Jahren untersucht sie die Anpassung von Wildtieren an Kälte, Hitze und Urbanisierung. Nun lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Albury, Australien. 2017 erschien von ihr "Das Geheimnis der Winterschläfer. Reisen in eine verborgene Welt".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Christian Schwägerl ahnt, dass die Zeit reif ist, nicht nur uns, sondern auch die Tierwelt auf künftige Hitzewellen vorzubereiten. Anregungen dazu findet er im Buch der Biologin Lisa Warnecke, die in Australien lebt und weiß, was Tiere tun, wenn es zu heiß wird: Sie suchen höhere Lagen auf, Wasserstellen, oder sie geben Wärme an bestimmte Bäume ab wie der Koala. Für Schwägerl sind solche Anpassungsleistungen spannend zu lesen, zugleich bangt er zusammen mit der Autorin um die Tiere, weil der Mensch ihnen die Rückzugsorte verbaut. Das Buch scheint ihm sachlich und datenreich, selbst dann, wenn Warnecke eigene Erlebnisse referiert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2021

Wombats sind keine Altruisten

Nach der Hitzewelle ist vor der Hitzewelle: Lisa Warnecke erklärt, mit welchen Strategien Tiere dem Klimawandel trotzen.

Wenn es heiß wird, kühlen viele Menschen in industrialisierten Ländern ihre Wohnungen auf eine erträgliche Temperatur herunter. Dass sie damit - bis auf wenige Ausnahmen, bei denen die Klimaanlage mit erneuerbaren Energiequellen betrieben wird - die Erderhitzung noch anfeuern, weil der Vorgang energieintensiv ist und Kohlendioxid freisetzt, tritt in der Abwägung oft zurück.

Hitzewellen, wie 2003 in Europa oder momentan in Nordamerika, bringen den menschlichen Körper an den Rand seiner Funktionsfähigkeit. Doch nicht nur Menschen ohne Klimaanlage sind der Hitze schutzlos ausgeliefert, auch das gesamte Tierreich ist es. Tiere waren schon immer den Naturgewalten ausgesetzt. Nun, im Anthropozän, kommen Menschengewalten dazu - auch in Form von Hitzewellen.

Darauf richtet die in Australien lebende deutsche Biologin Lisa Warnecke mit ihrem Buch "Tierisch heiß" das Augenmerk. Auf dem Cover schmiegt sich ein erschöpft wirkender Koala an einen Baum. Messungen mit Wärmekameras haben Warnecke zufolge gezeigt, dass Koalas Wärme an die kühleren Bäume abgeben. Das machen sie nicht mit ihren üblichen Nahrungsbäumen, sondern speziellen Baumarten, bei denen der Effekt besonders gut funktioniert. Diese Taktik ist eines von vielen Beispielen dafür, wie sich Tiere an Hitze anzupassen versuchen. Andere verkriechen sich in unterirdische Baue oder stellen ihren Stoffwechsel so um, dass sie weniger Wasser absondern.

Die große Alternative zu solchen Anpassungen sei die Flucht vor der Hitze. Die Autorin berichtet von Fröschen, die sofort das Weite suchen, wenn man ihnen das Knistern von Feuer vom Tonband vorspielt. Doch wohin, wenn es überall heiß ist? Da Warnecke in Australien lebt, hat sie bei den Bränden Anfang 2020 besonders gutes Anschauungsmaterial bekommen. Sie waren so riesig, dass Millionen von Tieren eine Flucht gar nicht mehr möglich war.

Warnecke mischt persönlich Erlebtes mit wissenschaftlichen Fakten. Dass sie und ihr Ehemann physiologische Phänomene erforschen, sorgt für belastbare Zahlen und Daten und auch dafür, dass manche Mythen, etwa über Wombats, die andere Tiere beim Megafeuer in Sicherheit gebracht haben sollen, enttarnt werden. Zudem hebt die Autorin hervor, dass Hitze und Feuer natürlich nicht ausschließlich Phänomene des menschgemachten Klimawandels, sondern Teil der Natur sind. Dass es in Gestalt des Schwarzen Kiefernprachtkäfers auch in Europa ein Tier gibt, das zur Fortpflanzung verbranntes Holz braucht und sich deshalb gezielt in Richtung Holzrauch bewegt, dürfte auch manchen biologisch informierten Leser überraschen.

Wenn die häufigen Ausrufezeichen am Ende von Sätzen nicht wären, könnte man sagen, dass es Warnecke rundum gelungen ist, ihr Sujet nüchtern zu transportieren. Auch etwas zu viel Kreativität in den Zwischenüberschriften, bei denen Wörter wie "Funkenflug" zu "FUNKEN FLUG" werden, hätte nicht sein müssen. Aber das ist zu verkraften, denn dieses Buch erschließt dem Leser einen wichtigen und zugleich wenig beachteten Aspekt der Erderhitzung: ihre physiologische Seite, die direkte und meist brutale Wirkung von Hitze auf Lebewesen.

Hitzewellen an Land und im Meer werden, wenn wir unseren Ausstoß an Treibhausgasen nicht drastisch reduzieren, für das 21. Jahrhundert und folgende Jahrhunderte prägend werden. Der Autorin ist spürbar bange vor so einer Zukunft. Schon die Hitze allein kann ein gewaltiger Stressfaktor für wildlebende Tiere sein, doch wir muten ihnen noch viel mehr zu: Hauptverantwortlich für den Rückgang an Biodiversität seien "Rodung, Wilderei, Landwirtschaft, Urbanisierung", schreibt Warnecke. Durch den Habitatverlust würden viele Arten schon ausgestorben sein, bevor sie von den Folgen des Klimawandels direkt betroffen wären.

Doch die Stressfaktoren lassen sich kaum gegeneinander ausspielen, im Gegenteil, sie verstärken sich gegenseitig. Tiere können Hitzewellen zum Beispiel dadurch überstehen, dass sie sich in Feuchtgebieten kühlen oder in höhere Lagen zurückziehen. Doch was, wenn die Sümpfe trockengelegt wurden und der Weg in die Hügel durch Autobahnen und Städte versperrt ist? Physiologischer Spielraum, mit Hitze umzugehen, sei "bei vielen Arten noch vorhanden, doch um diesen auszuschöpfen, benötigen Tiere ein heterogenes Mikroklima und Platz für Wanderbewegungen". Der Zugang zu Bauten und Nestern, zu Wasserstellen und Schattenplätzen wird Warnecke zufolge immer wichtiger, damit Tiere sich vor Überhitzung schützen könnten. Es ist an der Zeit, Lebensräume von Mensch und Tierwelt auf die Hitzewellen der Zukunft vorzubereiten.

CHRISTIAN SCHWÄGERL

Lisa Warnecke:

"Tierisch heiß".

Wie Koala, Elefant

und Meise auf die

Klimakrise reagieren.

Aufbau Verlag, Berlin 2021. 232 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Steigende Temperaturen und Wetterextreme: Die Biologin Lisa Warnecke erklärt, wovon die Anpassungsfähigkeit und das Überleben verschiedener Arten abhängen.« Fachzeitschrift /-magazin 20210714