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Music and Nazism - Riethmüller, Albrecht / Kater, Michael H. (eds.)
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Eines der schwierigsten und interessantesten Themen der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist die Musik im Dritten Reich. Das Spektrum reicht von Hitlers Wagner über das 'Deutsche' in der Musik bis zur Entnazifierung deutscher Musiker nach 1945.

Produktbeschreibung
Eines der schwierigsten und interessantesten Themen der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist die Musik im Dritten Reich. Das Spektrum reicht von Hitlers Wagner über das 'Deutsche' in der Musik bis zur Entnazifierung deutscher Musiker nach 1945.
Autorenporträt
Michael H. Kater, geboren 1937, ist Professor für Geschichte an der York University, Toronto. Als renommiertester Historiker für die Zeit des Nationalsozialismus hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht, die auch auf deutsch vorliegen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2003

Warum bewunderte Hitler Rienzi?
Ein Sammelband zur Musik im Nationalsozialismus
Wie „viel ‚Hitler‘ in Wagner” ist, hat die Wissenschaft immer wieder beschäftigt. Hitlers Wagner-Begeisterung dient nun als Ausgangspunkt eines neuen Sammelbands, der in 17 Beiträgen deutscher und amerikanischer Wissenschaftler Schlaglichter auf das deutsche Musikleben von 1933-1945 wirft.
Hans Rudolf Vaget widerspricht allzu simplen Gleichsetzungen von Erlösung und Endlösung. Statt einen unmittelbaren Einfluss Wagners auf Hitler zu konstruieren schlägt er vor, den Wagner-Diskurs als einen „geistigen Raum” zu deuten, in dem sich Hitlers Denken (aber auch das vieler Zeitgenossen) bewegte; so habe etwa die von Hitler bewunderte Figur des charismatischen Volkstribuns Rienzi aus der gleichnamigen Oper dessen Blick auf eines seiner politischen Vorbilder geprägt, den Wiener Bürgermeister Karl Lueger. Zugleich war der national eingefärbte Wagnerismus auch ein Mittel zur Bekräftigung des eigenen Deutschtums.
Es liegt auf der Hand, dass die Wagner-Forschung unter diesen Vorzeichen eine hoch politische Angelegenheit war. Stephen McClatchie belegt die vielfältigen Verstrickungen der auf Führererlass eingerichteten Richard-Wagner-Forschungsstätte, deren Leiter immer gleich die höchsten Stellen des Reiches einschaltete, wenn ihm Quellenmaterial nicht zugänglich gemacht wurde. Anders als etwa der Film war die im Dritten Reich entstandene Musik kaum erfolgreich. Unlösbare kompositorische Probleme entstanden dadurch, so Reinhold Brinkmann, dass für eine wirkungsvolle Umsetzung der nationalsozialistischen Fixierung auf das „Erhabene” der Rückgriff auf das musikalische Vokabular des 19. Jahrhunderts unvermeidlich war; Komponisten von Format aber wollten die von dieser Tradition bereit gestellten Mittel gerade vermeiden, weil sie sie als verbraucht empfanden.
Hans Pfitzner gilt als einer der wenigen namhaften Komponisten mit Nähe zum Nationalsozialismus – zu Recht? Fraglos war er ein chauvinistischer Nationalist und Antisemit; dem Kriegsverbrecher Hans Frank sandte er noch gute Wünsche in dessen Nürnberger Todeszelle. Dennoch versieht Jens Malte Fischer die pauschale Etikettierung dieses Komponisten als überzeugten Nazi mit einem Fragezeichen, da der zu allen Zeiten als Querulant aufgetretene Pfitzner in erster Linie reaktionär-deutschnational eingestellt war, sich mit Ideen wie der einer egalitären „Volksgemeinschaft” jedoch keineswegs anfreunden konnte.
Der Nationalsozialismus erschöpfte sich ja keineswegs im Nationalismus, sondern reagierte auf die Untergangsphantasien der Massen ebenso wie auf machtvolle Sehnsüchte nach Aufbruch. Um derartige Utopien in einer massenwirksamen auratischen Form zu verkünden, hatte Hitler sich auch der Mittel bedient, die ihm in Richard Wagner in seinen Opern vorgeführt hatte.
SEBASTIAN WERR
MICHAEL H. KATER, ALBRECHT RIETHMÜLLER (Hrsg.): Music and Nazism. Art under Tyranny, 1933-1945, Laaber: Laaber-Verlag 2003. 328 Seiten, 49,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit siebszehn Beiträgen deutscher und amerikanischer Wissenschaftler versucht dieser von Michael H. Kater und Albrecht Riethmüller herausgegebene Sammelband die Musik im und unter dem Nationalsozialismus näher zu beleuchten. Als Ausgangspunkt diente dabei, so der Rezensent Sebastian Werr, "Hitlers Wagner-Begeisterung". So versuche beispielsweise Hans Rudolf Vaget den "Wagner-Diskurs als einen 'geistigen Raum' zu deuten", andere Artikel thematisieren die privilegierte Wagner-Forschung zwischen 1933 und 1945 oder so namhafte wie erfolgreiche Komponisten wie Hans Pfitzner. Von letzteren habe es übrigens nicht allzu viele gegeben, erklärt uns der Rezensent, da "Komponisten von Format" den fast vorgeschriebenen "Rückgriff auf das musikalische Vokabular des 19. Jahrhunderts" vermeiden wollten.

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