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Der erste deutsche Nationalstaat: Geboren im Kriege, verantwortlich für zwei Weltkriege, untergegangen im Kriege. Eine Geschichte der Gewalt. Der Historiker und Friedensforscher Wolfram Wette stellt sich dem Problem, welche Lehren "die Deutschen" aus den Kriegen gezogen haben. Er sieht zwei konkurrierende Richtungen: eine kriegerische und eine pazifistische. Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten steht die Frage, was aus der deutschen Geschichte gelernt wurde, wieder auf der Tagesordnung. Die große Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen eine militärisch instrumentierte…mehr

Produktbeschreibung
Der erste deutsche Nationalstaat: Geboren im Kriege, verantwortlich für zwei Weltkriege, untergegangen im Kriege. Eine Geschichte der Gewalt. Der Historiker und Friedensforscher Wolfram Wette stellt sich dem Problem, welche Lehren "die Deutschen" aus den Kriegen gezogen haben. Er sieht zwei konkurrierende Richtungen: eine kriegerische und eine pazifistische. Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten steht die Frage, was aus der deutschen Geschichte gelernt wurde, wieder auf der Tagesordnung. Die große Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen eine militärisch instrumentierte Machtpolitik aus, die zudem einhergeht mit einer neu eingerichteten Militärjustiz, Militäreinsätzen im Innern und mit ungebremsten Waffenexporten. Die Gewaltabsage großer Teile der Bevölkerung drückt aus, so Wette, welche Lehren aus dem Scheitern der deutschen Politik seit 1945 zu ziehen sind.
Über 500 Abbildungen und viele Quellentexte machen das Buch, das sich im Sinne militärischer Zurückhaltungsowohl an die Befürworter von "Ernstfall Frieden" als auch anderen Gegner richtet, zu einem besonderen Werk. Es bricht mit wohlbehüteten Tabus, fordert zur Revision von Geschichtslegenden auf und lädt den Leser zu einer neuen Sichtweise auf die deutsche Geschichte und Gegenwart ein.
Autorenporträt
* 1940, Dr. phil., Historiker und freier Autor, 1971-1995 am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg i.Br. tätig, Mitbegründer der Historischen Friedensforschung, seit 1998 apl. Professor an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg sowie Ehrenprofessor der russischen Universität Lipezk, gilt als einer der namhaften kritischen Militärhistoriker; zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zur Geschichte des Militarismus und Pazifismus in Deutschland, zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, über Karl Jäger, den Mörder der litauischen Juden, über Rettungswiderstand sowie zur Militärgeschichte von unten; seine Bücher zur Wehrmacht und zum Militarismus in Deutschland sind Standardwerke. Im Donat Verlag erschienen sind die Werke: Militarismus und Pazifismus. Auseinandersetzung mit den deutschen Kriegen. Mit einem Vorwort von Fritz Fischer (1991); Pazifistische Offiziere in Deutschland 1871-1933. Hrsg. unter Mitwirkung von Helmut Donat (1999); Ehre, wem Ehre gebührt! Täter, Widerständler und Retter 1939-1945 (2015).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.05.2018

Krieg
statt Frieden
Wolfram Wette rechnet mit
dem deutschen Militarismus ab
Wolfram Wette gehört zu den Begründern der kritischen Militärhistorie in Deutschland und hat einst am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr noch selbst erlebt, wie schwer diese durchzusetzen war. Seine Biografie von 1987 über den unseligen SPD-Wehrminister Gustav Noske in der Weimarer Republik gilt heute als Meilenstein der Forschung; sie wurde damals vom eigenen Institut aber behandelt wie das Werk eines verbohrten Stalinisten. Wette, 1940 geboren, schrieb über Wehrmachtssoldaten, die Juden retteten, und über Strukturen des deutschen Militarismus; er ist auch heute ein kritischer und produktiver Geist.
„Ernstfall Frieden“ ist eines seiner persönlichsten Werke, mit Herzblut und Sympathie für die Frauen und Männer geschrieben, die sich seit der frühen Kaiserzeit jenem Militarismus entgegenstellten, der wie ein schwarzer Schatten über Deutschland hing und in Hitlers Vernichtungskrieg mündete. Immerhin, schreibt er, sind „Millionen von Deutschen von einer sozialdemokratisch und pazifistisch geprägten Gegenkultur geprägt gewesen“ – die dann zum Ziel massiver Kriegspropaganda wurde. Viele Namen, die kaum noch jemand kennt, erfahren hier eine verdiente Würdigung, wie Kapitänleutnant Hans Paasche, der 1919 die Verhaftung der Schuldigen am Krieg forderte und im folgenden Jahr vor den Augen seiner Kinder von Rechtsradikalen ermordet wurde. Oder der Pädagogik-Professor Friedrich Wilhelm Foerster, der schon 1930 vor der „geistig-politischen Kriegsvorbereitung“ warnte. Oder die Macher des Friedensboten, der nach 1949 gegen die Wiederbewaffnung anschrieb.
Zur Auseinandersetzung lädt Wette besonders ein, wenn er den Kampf zwischen kriegerischen und den pazifistischen Denkmustern in die Gegenwart hinein verlängert. Wette ist erklärter Gegner der Auslandseinsätze und der „Enttabuisierung des Militärischen“, gegen die er manch gute Argumente anführt. Andererseits haben die Nato-Interventionen 1995 und 1999 die serbische Gewaltpolitik und deren Massenmorde, systematische Vergewaltigungen und Vertreibungen schnell beendet; der Einsatz in Afghanistan seit 2001, anders als die Balkanmissionen, beruht auf einem klaren völkerrechtlichen Mandat der UN.
Aber darüber kann und soll man ja diskutieren, und einen wichtigen Beitrag zur Debatte um Krieg und Frieden bietet Wettes wirklich lesenswertes Buch. Man kann ihm nur zustimmen, dass die Friedfertigkeit der deutschen Zivilgesellschaft und ihr Misstrauen gegenüber militärischer Macht gerade in diesem Land eine historische Errungenschaft ist und nicht eine lästige Hürde auf dem Weg zu mehr „weltweiter Verantwortung“, wie immer diese aussehen soll.
JOACHIM KÄPPNER
Wolfram Wette:
Ernstfall Frieden. Lehren aus der deutschen Geschichte seit 1914. Donat-Verlag, Bremen 2017.
640 Seiten, 24,80 Euro.
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