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Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich _erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives…mehr

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Produktbeschreibung
Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich _erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland dernahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender_ Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.
Autorenporträt
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2017

Ein Sprachrohr zu sein macht Bauchschmerz
Unter der Last der Botschaft geht der Roman in die Knie: Juli Zehs "Leere Herzen"

Was ist nur mit Britta los? Früher einmal stand sie in der Wahlkabine und machte "voller Überzeugung ihr Kreuz. Sie weiß, dass sie die Frage, wen man wählen soll, damals mit anderen diskutiert hat und dass ihr die Antwort wichtig erschien." Heute dagegen "findet sie nicht, dass man privat darüber reden muss". Politik ist nämlich "wie das Wetter: Sie findet statt, ganz egal, ob man zusieht oder nicht, und nur Idioten beschweren sich darüber". Verantwortung will Britta ja durchaus übernehmen, aber "nur für Dinge, die sie anfassen kann. Warum sollte sie sich für den Rest zuständig fühlen?"

Völlig klar, dass sich diese Überzeugung, dargestellt auf den ersten Seiten von Juli Zehs neuem Buch "Leere Herzen", fürchterlich rächen wird, dass Britta einiges über den Zusammenhang zwischen der großen Politik und ihrem Leben lernen wird - und mit ihr der Leser. Damit ihm das leichter fällt und damit das zu Lernende auch garantiert ankommt, wählt Zeh unter zwei literarischen Mechanismen sicherheitshalber beide. Der eine ist die Fortschreibung unserer Verhältnisse in die Zukunft. Das Buch spielt im Jahr 2025 in Deutschland, in dem eine Partei namens BBB - "Besorgte-Bürger-Bewegung" - an der Macht ist und ein nationalistisches und demokratiefeindliches Programm umsetzt. Kontrollgremien werden ebenso abgeschafft wie "Teestuben und Koran-Buchhandlungen". Ausländer, die in Deutschland arbeiten, müssen eine "Sonderabgabe" zahlen, aus der Fünfprozenthürde wird eine zu fünfzehn Prozent, zugleich wird das Bedingungslose Grundeinkommen eingeführt und das Nischenleben ohne Teilhabe am staatlichen Entscheidungsprozess gefördert. Wer dann noch überschüssige Energie hat, landet in einem der vielen Sportvereine.

Auch wenn Britta das alles leidenschaftslos betrachten möchte, sprechen ihre ständigen Bauchschmerzen eine andere Sprache auch in Richtung des Lesers. Und dann ist da noch die wachsende gesellschaftliche Neigung zum Selbstmord, von der Britta allerdings profitiert: Ihre Firma spürt im Internet Suizidwillige auf und lädt sie zu einem Therapieprogramm ein. Wer das durchläuft, wird meist von dem Todeswunsch abgebracht und zahlt dankbar so viel, dass es für Brittas Lebensunterhalt reicht. Wer aber immer noch sterben will, den vermittelt die Firma als Selbstmordattentäter an zahlungskräftige Organisationen, die für Tierschutz oder den islamischen Fundamentalismus oder was immer kämpfen. Auch diese Gruppen zahlen.

Dieser Mechanismus schreibt also in klassisch dystopischer Manier Erscheinungen oder Ängste unserer Gegenwart fort, um wenige Jahre nur, so dass der Boden, aus dem diese Zukunft erwächst, gut erkennbar bleibt. Natürlich lernt die politikverdrossene Britta, die wie viele andere nicht mehr wählen geht und daher in ihrem Umfeld auch niemanden hat, der tatsächlich die BBB gewählt hat, im Laufe der Zeit, dass sie so nicht mehr weitermachen kann, nicht nur wegen der Bauchschmerzen. Sie erkennt, wie die Lücke, die sie lässt, durch andere gefüllt wird, die alles zerstören, was sie selbst je interessiert oder gar gefreut hat, allem voran das nach 1989 geeinte Europa.

Dass dieser Teil des Buchs so wenig überzeugt, hängt nicht nur mit der schlichten Sprache und den vielen verbrauchten oder schiefen Bildern zusammen - da "döst" ein altes Bauernhaus "zufrieden vor sich hin wie eine Katze im warmen Schein der Morgensonne", und "die Möbel schweigen wie Partygäste, die eben noch über den Neuankömmling gesprochen haben" und dergleichen mehr. Da ist vor allem der zweite Mechanismus, der den ersten garniert und zugleich aushebelt. Denn so wie Britta am eigenen Leib erfährt, wie falsch sie lag, so fällt auch im Verlauf der Handlung die Tünche, die als Fiktion über den Botschaften liegt, und Britta wird unversehens zum Sprachrohr und setzt zu Erklärungen an, die ganz im Hier und Jetzt verortet sind.

Als Britta jedenfalls endlich den Rat ihrer Freundin, die "Leere" in ihr nicht mehr "auskotzen" zu wollen, sondern lieber zu füllen, beherzigt hat, ist sie bereit für eine Rede, die im Roman an ihre Freunde, offensichtlich aber an die Leser gerichtet ist: Sie habe ihr "eigenes Ding gemacht", sei sich "zu fein für das Verfolgen der Nachrichtenportale" gewesen und trage deshalb "Schuld an den Zuständen, nicht die Spinner von der BBB". Wer nicht wählen geht, sich nicht engagiert, der darf sich nicht beklagen, lernen wir. Der Roman aber, den der Buchumschlag verheißt, hat an so viel Botschaft allzuschwer zu tragen.

TILMAN SPRECKELSEN

Juli Zeh: "Leere Herzen". Roman.

Luchterhand Verlag, München 2017. 352 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.11.2017

Selbstsicher
Juli Zeh hat einen überzeichneten Zukunfts-Thriller geschrieben: „Leere Herzen“
soll der Gesellschaft der Gegenwart einen schwarzen Spiegel vorhalten
VON GUSTAV SEIBT
Die Schriftstellerin Juli Zeh will uns den Spiegel vorhalten. Das ist insofern eine unriskante Behauptung, als ihr neuer Roman eine Widmung trägt, die lautet: „Da. So seid ihr.“ Was sehen wir in dem Spiegel?
In acht Jahren, nämlich 2025, da spielt der neue Roman, regiert eine Bundeskanzlerin Regula Freyer von der BBB, der Besorgte-Bürger-Bewegung, ihre Innenministerin heißt Wagenknecht (ohne Vorname). Angela Merkel wurde, so erfährt man gegen Ende des Romans, acht Jahre zuvor unter unerfreulichen Umständen („Merkel muss weg!“) zum Rücktritt gezwungen: Als alte Frau mit hochgezogenen Schultern habe sie die Bühne verlassen, ein jämmerlicher Anblick.
Die BBB wurde aber durchaus demokratisch gewählt. Die „Effizienzpakete“, mit denen sie seither Grundrechte abbaut und demokratische Zwischengewalten abschafft, werden im Kreis der modernen Menschen, die das Personal des Romans bilden, zwar nicht richtig gut gefunden, aber auch nicht vollkommen abgelehnt. Mit Gleichgültigkeit notiert man, dass der Laden läuft, dass überhaupt sich vieles anders entwickelt hat, als man zunächst dachte: Haben nicht Trump und Putin inzwischen einvernehmlich den Syrien-Krieg beendet? Dass es jetzt eine „Bundeszentrale für Leitkultur“ gibt, dass die Energien der Gesellschaft in eine Initiative mit dem Namen „Sport ist öffentlich“ gelenkt werden, stört niemanden.
Gedruckte Zeitungen, öffentlicher Diskurs, moralisches Engagement – alles längst von gestern. Die Menschen dieser Welt heißen Britta und Richard, Knut und Janina, ihre Kinder nennen sie Vera und Cora, das eine wird mehr musisch erzogen, das andere darf lustige Killerspiele spielen. Ernährungsfragen sind sehr wichtig. Der Haushalt ist digital und praktisch, Rundumüberwachung inbegriffen. Auch die wirtschaftliche Lage schwankt zwischen glänzend und sympathisch prekär wie heute, man hat eine gut gehende Firma oder bietet, weniger erfolgreich, Theatertexte und Bürodienstleistungen an. Start-ups schwächeln oder steigen. Kurzum, wir dürfen dem Spiegel antworten: „Ja. So sind wir.“
Solche geringfügig in die Zukunft versetzten Dystopien haben ihren eigenen Reiz, weil sie vorhandene Tendenzen nur hochrechnen müssen, um einen Mix aus Wiedererkennbarkeit und dosiertem Erschrecken zu erzeugen. Wenn wir so weitermachen, lautet die Botschaft, dann landen wir bald in einer sanften Diktatur, dann wird die illiberale Demokratie auch in Deutschland heimisch, während Europa durch Frexit und Spexit weiter zerfällt. Juli Zeh hat viel Verärgerung in ihr Buch gepackt, ein Missvergnügen, das erkennbar aus der sozialdemokratischen Ecke kommt. Sympathisch.
Diese Verärgerung betrifft aber nicht nur die Politik, sondern den Lebensstil der bürgerlichen Schichten insgesamt, sie wird also kulturkritisch. Und damit sind wir beim Plot von „Leere Herzen“. Dieser ist, das sei ausdrücklich versichert, über eine längere Strecke durchaus spannend, weshalb man auch nicht allzu viel davon verraten sollte, vor allem nicht den einerseits überraschenden, andererseits enttäuschenden Schluss.
Die eigentliche Hauptfigur des Romans ist Britta, eine Geschäftsfrau von gnadenloser Fokussiertheit, mit praktischer Frisur, dezenten Klamotten, Sauberkeitsfimmel, wirksam beherrschten Ängsten, die sie erfolgreich in Arbeitsethos kanalisiert, eine Karikatur der protestantischen Ethik, nur völlig glaubenslos. Brittas Geschäftsfeld sind Selbstmorde. Sie betreibt eine Praxis, namens „Brücke“. Der Name ist gut gewählt, weil Selbstmörder sich von Brücken stürzen und selbst eine Brücke brauchen. Ihr Kompagnon für die IT ist ein Beinahe-Selbstmörder namens Babak, ein aus dem Irak stammender Schwuler, den sie gerettet hat, indem sie ihn mit seinem Schwulsein versöhnte und zugleich dazu brachte, sein Fettsein so wirksam zu bekämpfen, dass Babak jetzt ein erotisch befriedigendes Schwulenleben führen kann.
Daraus wurde ein Geschäftsmodell. Britta rettet Selbstmörder, und zwar durch Konfrontation, die sie in mehreren, zunehmend grausamen Stufen ihrem Todeswunsch immer näher führt, bis sie entweder zurück ins Leben finden oder aber entschlossen an ihm festhalten. Um diesen harten Kern geht es der harten Britta. Jede Gesellschaft hat und braucht eine rationale Dosis Amok, warum diesen nicht auch rational verwerten?
Britta vermittelt Selbstmordattentäter an interessierte Abnehmer, gar nicht nur an den „Daesh“, den „Islamischen Staat“, den es eigentlich nicht mehr gibt (er funktioniert nur noch als Instanz, die sich zu allem und jedem „bekennt“), sondern lieber an Umweltbewegungen wie „Green Power“ oder zu sonstigen guten Zwecken. Ein seltenes, nur aufwendig zu gewinnendes Gut in einem überschaubaren Markt. Davon kann Britta sehr gut leben und so auch ihren weniger erfolgreichen Ehemann sowie sympathisch verkuschelte Freunde, die sich aufs Land zurückziehen wollen, unterstützen.
Dieses Geschäftsmodell kommt so herzlos rational rüber wie alles in dem quadratisch-praktischen Roman. Ist es nicht eine durch und durch vernünftige Methode, mit den psychopathologischen Ausreißern einer glaubenslosen, sinnentleerten Konsumgesellschaft umzugehen? Die „Brücke“ recycelt Seelenabfall effizient, sie kanalisiert sonst unbeherrschbare Probleme, indem sie Gewalt sortiert, therapiert und den toxischen Restmüll einer sinnvollen Verwendung zuführt. Nicht einmal besonders kriminell wirkt das, ein wenig digitale Heimlichtuerei reicht schon aus. Abends, wenn Britta nach Hause kommt, klatschen sich die Mädchen Vera und Cora ab, wenn sie im Killerspiel wieder eine Stufe weitergekommen sind. Ja, so sind wir.
Gut, es ist auch ein Roman. Die Dinge gehen also schief, sonst könnte er nicht 350 Seiten lang werden. Irgendwo passiert ein Attentat, das nicht aus Brittas marktbeherrschender Firma stammt. Hektisches Nachforschen. Geheimnisvolle Verbindungen. Plötzlicher Geldsegen für Brittas Mann Richard. Ein Investor taucht auf, der zugleich „Geomant“ ist, Wünschelrutengänger – besteht da ein Zusammenhang mit Brittas Bürosorgen oder fängt sie jetzt selbst an zu spinnen? Im verwunschenen Landhäuschen von Knut und Janina entsteht ein beeindruckend verdreckter Nebenschauplatz als Seelenhölle für Brittas Putzfimmel, aber auch als Gewaltraum, in dem ihr aseptisches Tun seine brutale Wahrheit enthüllt.
Wenn nur die Poesie in diesem Roman nicht wäre! „Der Sommer besinnt sich noch auf seine Fähigkeiten und malträtiert das schlecht isolierte Haus mit unbarmherziger Sonneneinstrahlung“, erfahren wir. „Die Sekunden vergehen wie Minuten und die Minuten wie Stunden“, heißt es, genau, wenn die Zeit sich quälend dehnt. Wenn’s schmeckt, kommen „Geschmacksknospen zum Explodieren“. Irgendwas „sieht phantastisch aus“.
Die Dialoge werden so mechanisch mit kleinen Schlucken aus Kaffeebechern oder mit Brot ausgewischten Suppentellern verziert, dass es zum Steinerweichen ist. Eine besonders entschlossene Selbstmordkandidatin namens Julietta ist eine in den Scharnieren kreischende Klischeepuppe, deren Dämonie den Lautvorlesentest glänzend besteht: schallendes Gelächter. Ja, so sind wir schon, weil so etwas ja Erfolg hat.
Leere Herzen, das kommt aus dem Debütalbum einer Molly Richter, dem Song des Jahres 2025: „Full Hands, Empty Hearts. It’s a Suicide World.“ Volle Hände, leere Herzen, ’s ist ’ne Selbstmord-Welt. Da nicken wir wissend.
Killerspiele, Ernährungsfragen
und Rundumüberwachung:
Das ist die Zukunft
Die Heldin des Romans
vermittelt mit ihrer Agentur
Selbstmordattentäter
Die Dialoge sind verziert mit
Kaffeebechern und
ausgewischten Suppentellern
Juli Zeh in der Natur. Zum schönen Leben der Menschen in ihrem neuen Roman gehört auch ein verwunschenes Landhäuschen.
Foto: Hermann Bredehorst/Polaris
Juli Zeh: Leere Herzen. Roman. Luchterhand Verlag, München 2017. 350 Seiten, 20,00 Euro. E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ist das vielleicht Genre?, fragt Katharina Granzin etwas ratlos über Juli Zehs neuen Roman "Leere Herzen", den sie durchaus routiniert erzählt, aber dennoch für Literatur minderer Güte hält. Zeh entwirft darin eine nicht ganz unrealistische Zukunft, in der die Besorgte Bürger Bewegung regiert und sich der demokratische Mittelstand "kampflos in die innere Emigration" verabschiedet hat. Völlig unplausibel erscheinen Granzin jedoch die Figuren, allen voran die Protagonistin Britta, die mit ihrem Start-up in wunderbar "nihilistischem Pragmatismus" die depressive Stimmung nutzt und Selbstmordattentäter vermittelt, an Islamisten oder Umweltverbände. Denn ausgerechnet dieser zynischen Person wird Zeh ihre ganze demokratische Verzweiflung in den Mund legen. Diese Weltkritik ist der der Rezensentin einfach zu konfus.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Juli Zeh kann erzählen, und wie!« Martin Ebel / Der Bund