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Kirsten Boies großer Kindheitsroman
Ein Blick zurück in das Jahr, in dem sich alles verändert: Moni lebt mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einfachen Verhältnissen in Hamburg. Monis Vater ist im Krieg geblieben, doch ihre Oma will nicht glauben, dass er nicht wieder zurückkommt. Es ist das Jahr 1955 und in Deutschland kehrt langsam wieder so etwas wie Normalität ein. In diesem Jahr kommt Moni auf die Oberschule - sie ist die erste in ihrer Familie, die das schafft und sie zweifelt, ob sie da überhaupt hingehört. Ihr altes Leben mit ihren alten Freunden scheint nicht mehr dazu zu passen, und…mehr

Produktbeschreibung
Kirsten Boies großer Kindheitsroman

Ein Blick zurück in das Jahr, in dem sich alles verändert: Moni lebt mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einfachen Verhältnissen in Hamburg. Monis Vater ist im Krieg geblieben, doch ihre Oma will nicht glauben, dass er nicht wieder zurückkommt. Es ist das Jahr 1955 und in Deutschland kehrt langsam wieder so etwas wie Normalität ein. In diesem Jahr kommt Moni auf die Oberschule - sie ist die erste in ihrer Familie, die das schafft und sie zweifelt, ob sie da überhaupt hingehört. Ihr altes Leben mit ihren alten Freunden scheint nicht mehr dazu zu passen, und Moni ist so voller neuer Eindrücke, dass sie zunächst gar nicht merkt, dass ihre Mutter einen neuen Mann kennen lernt. Ihre Oma kann sich mit dieser Entwicklung überhaupt nicht anfreunden. Und auch Moni ist zunächst alles andere als begeistert.
Autorenporträt
Kirsten Boie ist eine der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis und das Bundesverdienstkreuz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2003

Maikäfer flieg, der Vater blieb im Krieg
In den 50er Jahren war die Welt noch nicht wieder in Ordnung und die jüngste Vergangenheit tabu
KIRSTEN BOIE: Monis Jahr. Oetinger Verlag, Hamburg 2003. 255 Seiten, 12 Euro.
In jener Zeit, in der dieses Buch spielt, gab es noch keine Farbfernseher, und manchmal scheint es, als läge auch ein farbloser Schleier, eine seltsam unlebendige Atmosphäre über der Szenerie – wie über einem Schwarz-Weiß-Film der 50er Jahre, der uns heute seltsam antiquiert vorkommt. Der Krieg ist seit einem Jahrzehnt vorbei, nur mühsam geht der Wiederaufbau voran, Ehemänner, Väter sind tot oder vermisst, die letzten werden im Jahr 1955, in dem Moni ihre Geschichte erzählt, endlich aus russischer Gefangenschaft entlassen. Hitler und die Nazis sind kein Thema mehr, kleine Freuden wie ein Kinobesuch oder eine Tasse gemahlener Kaffee schmücken den Alltag, der von Armut und Not geprägt ist. Moni etwa lebt mit Mutter und Großmutter in einer Zweizimmer-Wohnung, die Oma geht putzen, die Mutter arbeitet in einer Fabrik, der Vater existiert nur als verblichenes Foto auf der Küchenkommode.
Seit dem Krieg gilt er als vermisst; dass er noch lebt, glaubt die Oma fest, nur die Mutter, die den jungen Soldaten auf einem kurzen Heimaturlaub kennen gelernt hatte, von ihm schwanger wurde und in eine Nothochzeit einwilligte, weiß nicht so recht, was sie sich wünschen soll. Soll sie auf die Rückkehr eines Mannes warten, den sie nur ein paar Mal gesehen hat; und wird dieser Fremde, sollte er überhaupt noch leben, von der Gefangenschaft in Sibirien seelisch und physisch so gekennzeichnet sein wie die Männer der Freundinnen, die nach langer Zeit nach Hause gefunden haben?
Moni will den Vater zurück, den sie doch gar nicht kennt, und versteht gleichzeitig die Mama, die einen neuen Freund hat und endlich mal wieder lachen und tanzen will. Aber eigentlich hat sie ganz andere Sorgen: Die Zehnjährige geht auf eine Oberschule, wo die Feinen und die Reichen hingehen, und auch ihre neue Freundin Heike ist sehr vornehm. Bei ihr gibt es heiße Schokolade, wenn man zu Besuch kommt, und einen Fernseher hat die Familie auch. Wie soll man sich da benehmen? Und warum ist die neue Freundin so wütend, als sie erfährt, dass Moni geschummelt hat und ihre Oma gar nicht Krankenschwester ist im Krankenhaus, wo Heikes Vater als Arzt arbeitet, sondern nur die Böden putzt? Wo sie hingehört, fragt sich Moni oft – nun, da ihr bester Freund nach Australien ausgewandert ist und ihre Nachbarin in ein schickes, neues Haus zieht, wie sie jetzt überall wieder gebaut werden.
Als sich auch noch Oma und Mama wegen des neuen Freundes der Mutter bekriegen, weil die Oma die Mama für ein Flittchen hält, als die beiden wichtigsten Frauen in ihrem Leben nicht mehr miteinander sprechen und dann auch noch der neue Freund der Mama um ihre Freundschaft buhlt, da zieht Moni sich in sich selbst zurück wie in eine Muschel und hofft, dass sich alles von selbst auflöst, was sich da so kompliziert in ihrem Leben verknäuelt. Und das tut es dann auch, zum Glück.
Der renommierten Kinderbuch-Autorin Kirsten Boie ist mit „Monis Jahr” ein erstaunliches, vielleicht eines ihrer besten Bücher gelungen. Sie fühlt sich nicht nur tief in die Gefühlswelt des Mädchens ein, sondern erzählt die Geschichte auch historisch präzise, mitsamt aller Alltagsgegenstände, Moden und Rituale, die uns heute sonderbar erscheinen und die doch die 50er Jahre ausmachten. Die Oma spricht noch plattdütsch und liest die Fortsetzungsromane in der Hör Zu, die Mama schaut mit der Tochter im Kino „Die Mädchen vom Immenhof” an und winkt Königin Soraya auf Deutschlandbesuch zu, und Moni träumt von nichts mehr als von Rollschuhen mit Gummirädern und einem federleichten Wasserball.
Was Kinder alles nicht durften, wie höflich sie sein mussten und wie gut erzogen – das mag heutigen Lesern so merkwürdig erscheinen wie die langen Strümpfe, die Moni mit Pfennigstücken an ihren Strumpfbändern befestigt. Manchmal ersetzt sie die Pfennige heimlich durch kleine Steinchen und kauft sich für das wenige Geld einen Bonbon. Und dann ist sie für einen Moment glücklich.
CATHRIN KAHLWEIT
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Das Jahr, in dem Soraya kam
Gar nicht muffig: Kirsten Boie erzählt aus den fünfziger Jahren

Kinder sind selten dafür zu haben, Jugendliche verabscheuen es, Erwachsene tun es gerne: Nennen wir es einmal das "Runterlesen". Man liest eine Geschichte, die an die eigene Altersgruppe adressiert ist, deren Hauptfigur aber jünger ist. Solche Bücher haben es schwer. Aber wenn jemand sich darauf versteht, Kinderbücher so zu schreiben, daß es allen Lesern ganz egal ist, ob es rauf- oder runtergeht, dann ist das Kirsten Boie. "Monis Jahr", ihr neuer Roman, erzählt davon, wie ein zehn Jahre altes Mädchen das Jahr 1955 in Hamburg erlebt. Für Jugendliche und Erwachsene ist das Buch angekündigt, und man kann nur hoffen, daß erstere die übliche Hemmschwelle überwinden und diese Moni trotz ihres uninteressanten Alters kennenlernen; und damit auch sich selbst ein wenig besser, und die Eltern und Großeltern, und unser Land, wie es war, als der Krieg noch nicht so lange her war.

"Ich heiße Monika Schleier und gehe auf die Oberschule", sagt Moni laut vor sich hin, als der erste Tag dort naht, und sie findet, daß das ganz richtig klingt. "In unserer Familie war noch keiner auf der Oberschule. Haben wir auch nicht gebraucht" - das ist die Stimme von Oma, bei der Moni und ihre Mutter wohnen, während sie alle drei auf die Heimkehr von Monis Vater warten, der in Rußland vermißt ist. Genau genommen wartet nur Oma wirklich auf ihren Sohn. Daß Monis Mutter sich immer öfter abends die Haare aufdreht und tanzen geht, führt zu harten Worten in der engen Wohnung, und Moni hat manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ihr Vati nicht mehr für sie ist als ein fremder lachender Junge auf einem Foto am Küchenschrank.

Mit Bedacht hat Kirsten Boie das Jahr 1955 für ihre Geschichte gewählt - nicht mehr unmittelbare Nachkriegszeit, aber alles ist noch so nah, daß die Erwachsenen nicht offen darüber reden. Moni bekommt immer nur Bruchstücke mit, niemals den Zusammenhang. Daß es den aber gibt, spürt sie. "Alles hat immer mit diesem Hitler zu tun. Und mit dem Krieg. Man kann denken, daß es einen nicht interessiert, soviel man will. Aber immer hat alles dann doch wieder damit zu tun." Daß der Vater nach mehr als zehn Jahren doch noch heimkommen könnte, löst im "Dreimädelhaus" ein heilsames Drama aus; denn die Mutter kennt inzwischen einen gewissen Onkel Helmut. Daß ihr Sohn dann nicht unter den Spätheimkehrern ist, macht wiederum aus der Oma eine andere Frau. All dies wirkt stark auf Moni, während sie selbst ihr erstes Jahr auf der Oberschule zu bestehen hat - mit neuen Freundschaften, aber auch dem, was wir heute Mobbing nennen.

Es gibt Bücher, die öffnen Kindern Türen zu anderen Zeiten. "Monis Jahr" ist ein solches Buch, weil Moni und ihr gesamtes Umfeld uns ungemein sympathisch werden. Beiläufig und präzise stattet Kirsten Boie das Hamburger Kleine-Leute-Leben mit den Merkmalen der fünfziger Jahre aus, so daß man den Kinderalltag dieser Zeit förmlich einatmet. Im Gegensatz zu anderen Büchern, auch Kinderbüchern, die gerne vom Muff jener Jahre erzählen, gibt es hier frische Luft, Frühlingsstimmung, freundliche Küchenwärme.

Kirsten Boie ist einzigartig darin, geradeaus und naiv aus der Sicht eines Kindes zu erzählen, ohne dabei dieses Kind auch nur ansatzweise altklug erscheinen zu lassen. Wer altklug redet, ist ja meistens beides nicht, weder alt noch klug. Moni aber ist jung, und klug dazu, und noch viel mehr. Alle Leser werden von ihr angerührt sein.

MONIKA OSBERGHAUS

Kirsten Boie: "Monis Jahr". Oetinger Verlag, Hamburg 2003. 255 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Rezensentin Monika Osberghaus berichtet ausgesprochen angetan von Kirsten Bojes neuem Kinderbuch, das davon erzähle, wie eine Zehnjährige das Jahr 1955 erlebt hat. Einzigartig findet sie diese Autorin darin, etwas aus der Kindersicht heraus zu schildern, und mit diesem Buch sieht sie zudem die Tür zu einer anderen Zeit geöffnet. Beiläufig und präzise stattet die Autorin ihrer Ansicht nach das Hamburger Kleine-Leute-Leben mit den Merkmalen der fünfziger Jahre aus, dass Osberghaus den Kinderalltag dieser Zeit förmlich einatmen konnte. Im Gegensatz zu anderen Büchern, die Monika Osberghaus zufolge gerne vom Muff jener Jahre erzählen würden, gebe es hier "frische Luft, Frühlingsstimmung, freundliche Küchenwärme". Für Jugendliche und Erwachsene sei das Buch angekündigt, und die Rezensentin legt es dieser Zielgruppe trotz des Alters der Protagonistin mit Bewegung und Begeisterung ans Herz.

© Perlentaucher Medien GmbH"
"Es gibt Bücher, die öffnen Kindern Türen zu anderen Zeiten. 'Monis Jahr' ist ein solches Buch, weil Moni und ihr gesamtes Umfeld uns ungemein sympathisch werden. Beiläufig und präzise stattet Kirsten Boie das Hamburger Kleine-Leute-Leben mit den Merkmalen der fünfziger Jahre aus, so daß man den Kinderalltag dieser Zeit förmlich einatmet." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2003