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Von den Vögeln, die in der afrikanischen Savanne Büffel von lästigen Insekten befreien, über Hunde, die mit dem Menschen eine unzertrennliche Partnerschaft fürs ganze Leben eingegangen sind, bis hin zu Zellkörpern und Blaualgen, die sich einst zusammenfanden und heute die Welt der Flora grün färben und die Grundlage für das Leben auf unserem Planeten liefern: Symbiosen, die Netzwerke des Lebens, gehören zu den erstaunlichsten Phänomenen der Natur. Dieses Buch zeigt und erklärt die wechselseitigen Bündnisse verschiedener Lebewesen und lädt mit großen satten Schautafeln zum Entdecken der bunten…mehr

Produktbeschreibung
Von den Vögeln, die in der afrikanischen Savanne Büffel von lästigen Insekten befreien, über Hunde, die mit dem Menschen eine unzertrennliche Partnerschaft fürs ganze Leben eingegangen sind, bis hin zu Zellkörpern und Blaualgen, die sich einst zusammenfanden und heute die Welt der Flora grün färben und die Grundlage für das Leben auf unserem Planeten liefern: Symbiosen, die Netzwerke des Lebens, gehören zu den erstaunlichsten Phänomenen der Natur. Dieses Buch zeigt und erklärt die wechselseitigen Bündnisse verschiedener Lebewesen und lädt mit großen satten Schautafeln zum Entdecken der bunten Formen des fantastischen Miteinanders ein. Es unterstreicht durch den die Bilder und Texte prägenden liebevollen Blick, wie zerbrechlich die gewachsenen Kooperationen sind, die das Überleben so vieler Lebensformen sichern. Dabei wird sinnlich erfahrbar, welche Achtsamkeit wir der Natur und uns als ihrem Bestandteil schuldig sind, denn im wirklichen Leben ist niemand eine Insel für sich allein
Autorenporträt
Johann Brandstetter, geboren 1959 in Altötting/Bayern, war Restaurator, bevor er sich der Kunst der Illustration widmete. Im Laufe der letzten 25 Jahre hat er fast 200 Bücher bebildert, seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Studienreisen nach Afrika, Asien und Mittelamerika inspirierten ihn zum Bilderzyklus Symbiosen, der 2017 in Salzburg in einer Ausstellung zu sehen ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2017

Wer überleben will, braucht einen Partner
Erklärt und gezeichnet: Ein Buch über Symbiose und Kooperation in der Natur

Von Blattschneiderameisen und Titanwurzen handelt dieses Buch, von Korallenriffen und Flechten. Es geht um die mannigfaltigen Symbiosen, Kooperationen und intimen Wechselwirkungen über Artgrenzen hinweg. Doch obwohl es sich um ein klassisch anmutendes Naturbuch handelt, ausgestattet mit Illustrationen, die in ihrer Präzision und Opulenz an die Hochzeit der Naturdarstellung im neunzehnten Jahrhundert heranreichen, ist der Band "Symbiosen", den der Biologe Josef H. Reichholf und der Illustrator Johann Brandstetter jetzt vorlegen, zugleich ein hochaktuelles Werk.

Warum, das macht Reichholf, der bis 2010 in der Zoologischen Staatssammlung in München wirkte und sich darüber hinaus als Autor vieler Umweltbücher einen Namen gemacht hat, gleich im Vorwort deutlich: "Unser Leben hängt von einem höchst vielfältigen Geflecht ab, das wir Gesellschaft nennen und das längst nahezu die gesamte Menschheit mit einschließt." Und nicht einmal große Gesellschaften könnten sich über längere Zeit vom Rest der Welt abschließen.

Und dann geht es los mit den Erkundungen: Reichholf erzählt von Bakterien, die an Pflanzenwurzeln Knöllchen bilden und ihnen - und uns als menschlichen Konsumenten - den lebenswichtigen Stickstoff zuführen. Von Pilzgeflechten im Boden, die mit Bäumen Nährstoffe und Mineralien austauschen. Diese Beispiele mögen Lesern bekannt sein, die sich für Biologie interessieren, doch Reichholf geht tiefer. Er erzählt von Faultieren, in deren Fell Algen gut leben können, die dem Tier damit im Wald die Tarnfarbe geben, welche zum Schutz vor gefährlichen Raubvögeln beitragen kann.

Eine weitere Symbiose-Geschichte handelt von Pfeilgiftfröschen, die ihren Nachwuchs in den kleinen Wasserpools von Bromelienpflanzen aufziehen. Es ist nicht offensichtlich, worin der Vorteil für die Pflanzen besteht: "Die tierischen Bewohner verbessern mit ihren Ausscheidungen die Versorgung der Bromelien mit Nährsalzen."

Besondere Aufmerksamkeit gilt den Korallenriffen, ihnen widmet Reichholf gleich drei seiner einunddreißig Symbiose-Geschichten. Riffe überträfen in der Fülle ihres Tierlebens sogar die Regenwälder - eine "Wunderwelt", die auch von Wettbewerb, aber vor allem von mannigfaltigen Symbiosen geprägt ist. Von Algen, die Blumentieren das Leben ermöglichen, Putzerfischen, die Barschen die Zähne reinigen, und Clownfischen, die Anemonen vor Fraßfeinden schützen, erzählt der Autor. Man merkt in jeder Zeile, dass ihn eine tiefe, lebenslange Faszination für das Verbundensein antreibt.

Die in der Biologie bis heute übliche Einteilung der Natur in Arten, die gegeneinander in Wettbewerb treten, erscheint nach der Lektüre nur noch als Seitenaspekt eines viel wichtigeren Geschehens: des Zusammenlebens, Zusammenwirkens und Zusammenhelfens über Artgrenzen hinweg. Erst durch Symbiose entstehen Lebensgemeinschaften. Natürlich kann man auch das ökonomisch betrachten und auf ein Puzzle von Eigeninteressen reduzieren. Reichholf lässt keinen Zweifel, dass er eine solche enge Betrachtung für viel zu eng hält.

Die Illustrationen von Johann Brandstetter leisten das, was in den allermeisten Naturführern, die Arten der Identifikation wegen isoliert darstellen, zu kurz kommt: sie stellen Tiere und Pflanzen in Lebensräumen und Beziehungen dar. In manchen Fällen tritt noch ein Naturforscher oder das eine oder andere verspielte Element hinzu. Die Anmutung des neunzehnten Jahrhunderts formuliert eine Botschaft, dass nämlich das organisch-organismische Denken von damals, das später aus der Biologie vertrieben wurde, wichtig bleibt.

Einen Bogen ins Menschliche schlägt am Schluss ein Kapitel über die Stadt als Mensch-Natur-Symbiose und die Frage, wie das Verhältnis von Mensch und Natur ausgewogener ausgestaltet werden könnte. Utopien von "Ökomodernisten", die Menschheit könne sich in technischen Gebilden verkapseln, erscheinen nach der Lektüre absurd: Am wenigsten können wir uns von der Natur abschließen.

Das Buch ist nicht nur Naturinteressierten wärmstens zu empfehlen. Seine Botschaft, dass Abkapselung auf unserem Planeten eigentlich niemals funktioniert und es darum geht, Symbiosen zu entwickeln, verdient eine breite Leserschaft.

CHRISTIAN SCHWÄGERL

Johann Brandstetter und Josef H. Reichholf: "Symbiosen". Das erstaunliche Miteinander in der Natur.

Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2017.

298 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2017

Unter Partnern
Josef H. Reichholf schreibt, Johann Brandstetter malt eine Naturkunde der Symbiosen –
ein Mobile aus Paranüssen und Goldhasen, Clownfischen und Seeanemonen
VON BURKHARD MÜLLER
Josef H. Reichholf, Biologe, Geograf, Tropenmediziner und langjähriger Leiter der Hauptabteilung Wirbeltiere an der Zoologischen Staatssammlung München, hat schon früher beklagt, dass der schöne alte Begriff der „Naturgeschichte“ ganz außer Gebrauch gekommen sei. Denn zum einen begreife man von der Natur nichts, wenn man sie nicht in ihrer geschichtlichen Gewordenheit betrachte. Zum anderen aber, so darf man ihn verstehen, gibt es gerade hier, bei der Wissenschaft vom Leben, anders als etwa bei Physik, Chemie oder Astronomie, die Möglichkeit, den Gegenstand auch erzählend zu behandeln und auf diese Weise einer breiteren Öffentlichkeit zu erschließen. Darum ist Reichholf ein idealer Autor für die „Naturkunden“, jene ebenso vielgestaltige wie lesbare Reihe im Verlag Matthes & Seitz, in der schon Monografien über Esel, Krähen, alte Apfelsorten und selbst Gespenster erschienen sind.
Diesmal sind Symbiosen das Thema, die engen, beiderseits vorteilhaften Gemeinschaften zwischen Lebewesen ganz unterschiedlicher Art. Dreißig von ihnen hat Reichholf ausgewählt; jedes Kapitel wird eingeleitet durch ein doppelseitiges Aquarell von Johann Brandstetter. Die beiden, alte Freunde offenbar, haben ihrerseits zu einer Art Symbiose gefunden: Die oft hochkomplexen Zusammenhänge lassen sich deutlich besser in einem Doppelverfahren aus Bild und Schrift vermitteln, als es die Schrift allein vermöchte.
Schon die Titel wecken die Neugier des Lesers: „Raben und Wölfe – ein spannungsgeladenes Verhältnis“, „Kurioses Faultierleben“, „Früchte – oder warum sollten Pflanzen Tiere füttern?“ Ja, warum eigentlich? Ausführlich schildert das Buch, was die Partner einander zu bieten haben. Der Paranussbaum in Südamerika lässt kanonenkugelgroße Bomben zu Boden fallen, in denen dutzendweise die ihrerseits massiv gepanzerten Paranüsse stecken. Ohne fremde Hilfe könnte sich diese Baumart nicht fünf Meter weit ausbreiten. Ein Helfer, der dafür belohnt wird, muss sie verfrachten. Aber wer soll die eisenharten Schalen knacken?
Die Lösung: die Agutis oder Goldhasen mit ihrem äußerst leistungsfähigen Nagergebiss, und nur sie. Sobald sie die Kanonenkugel geöffnet haben, schauen sie, dass sie die nahrhaften Nüsse möglichst schnell verschleppen und verstecken, denn unter den Nussbäumen zu verweilen ist für sie sehr gefährlich: Auch der Jaguar kennt diese Plätze, an denen es immer Agutis gibt. Später kommen die Agutis nur auf einen Teil ihrer gehorteten Schätze zurück, der Rest darf keimen und neue Bäume hervorbringen. Man könnte sagen, dass der Paranussbaum außer mit dem Aguti auch mit dem Jaguar eine Symbiose eingeht, während Jaguar und Aguti in einem einseitigen, daher nicht-symbiotischen Jäger-Beute-Verhältnis stehen. Doch letztlich ist es ein Deal, von dem alle drei was haben.
Symbiosen finden oft nicht nur zwischen zwei, sondern einer ganzen Reihe von Partnern statt, die miteinander in einem empfindlichen, aber elastischen Gleichgewicht verbunden sind, wie ein im Raum schwingendes Mobile. Vieles, ja das meiste daran ist noch nicht erforscht. Noch nicht lange weiß man, dass Pflanzen die für das Leben auf der Erde entscheidende Fähigkeit zur Fotosynthese erworben haben, indem sie Cyan-Bakterien in ihre Zellen aufnahmen: die älteste und am besten eingespielte Symbiose überhaupt.
Andere Symbiosen scheinen mehr auf fallweise durchgeführter Kooperation zu beruhen, etwa wenn sich Gänse und Rehe auf einer Ackerfläche zusammentun: die Gänse sehen, die Rehe hören und riechen besser, und wer zuerst alarmiert ist, verständigt den anderen durch sein Fluchtverhalten mit. Reichholf verhilft dem Leser auch zu neuen Einsichten über das Verhältnis von Hund und Mensch. Unmöglich, sagt der Autor, können die Hunde aus Wölfen direkt gezüchtet worden sein; am Anfang müssen beide Gruppen, das Rudel und die Urhorde, einander eher scheu umkreist und sich sehr langsam nähergekommen sein; zuletzt waren es die Wölfe selbst, die sich zu Hunden domestiziert haben. Das alles wird lebhaft und fast etwas zu knapp dargestellt, das heißt so, dass man gern noch mehr darüber gelesen hätte.
„Symbiosen“, sagt Reichholf, „sind nicht leicht zustande zu bringen; sie entstehen nicht einfach, weil ihr Ergebnis den Partnern nützt. Dass es so sein kann, stellt sich erst hinterher heraus, nach Jahrtausenden oder Jahrmillionen Evolution von Strukturen (Form), Stoffen (Chemie) und Verhalten. Evolution ist kein ,Um zu‘-Prozess. Von den evolutionären Entwicklungen werden keine Ziele angepeilt. Alle Veränderungen müssen sich unablässig und ausnahmslos im Hier und Jetzt bewähren, nicht erst irgendwann in der Zukunft.“
Symbiosen sind, mit anderen Worten, ausgesprochene Sorgenkinder der Evolutionstheorie, wie sonst nur noch die komplexeren Formen des Parasitismus. Denn damit sich die am Ende nützliche Anpassung vollziehen kann, bedarf es der Passung vieler verschiedener Faktoren, es müssen zugleich einander ergänzende Veränderungen in Körperbau und Verhalten vor sich gehen, und das bei allen Aktanten in gleichgerichteter Weise. Da sich aber Mutationen laut dieser Theorie immer blind und zufällig vollziehen, steigt mit jedem weiteren Faktor, der mitspielt, die Unwahrscheinlichkeit, dass das einzig funktionierende Gesamtpaket gelingt, um einen weiteren exponentiellen Schritt.
Hinzu kommt das von Darwin so benannte Problem der nützlichen Übergänge – jede einzelne Stufe auf diesem langen Weg muss bereits einen überlebensrelevanten Vorteil bedeuten. Wie aber soll man es sich vorstellen, dass die zwei hoch ungewöhnlichen Eigenschaften des afrikanischen Honiganzeigers, Bienenwachs verdauen zu können und Honigdachse (oder Menschen) durch aufgeregtes Herumflattern auf den Standort wilder Bienenvölker hinzuweisen, sich erstens allmählich entwickelt hätten, und zweitens zusammen?
Dass solche Symbiosen auf dem von der Evolutionstheorie angegebenen Weg entstanden sein könnten: Die astronomische Unwahrscheinlichkeit dafür lastet so schwer auf dem Autor, dass er sein Wissen, es gebe in der Evolution keine angepeilten Ziele, umgehend vergisst. Dann schreibt er, im Zusammenhang der Clownfische, die unempfindlich gegen das starke Gift der Seeanemonen sind: „Beide Partner müssen, um es aus typisch menschlicher Sicht auszudrücken, ein erhebliches Interesse am Zustandekommen der Symbiose haben. Die Seerosen brauchen die explosiven Nesselkapseln zum Leben. Sie sollen aber weder den eigenen Körper noch den der ,Freunde‘ nesseln. Eine wechselseitige Abstimmung der chemischen Nichtauslösung ergibt sich daraus als eine Zielsetzung für eine Weiterentwicklung.“ Die ganze Passage strotzt nur so vor dem strikt verbotenen „Um zu“: Die Partner haben „Interessen“, sie „sollen“ etwas, die Gänsefüßchen bei den „,Freunden‘“ verraten das schlechte Gewissen, und am Ende steht die „Zielsetzung“, die der Evolution doch völlig unmöglich ist.
Reichholf ist nicht der Einzige, dem es so ergeht: Noch jeder Biologe, der Bücher schreibt, ist, auch wenn er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, der überstarken Gravitation solch teleologischer Ausdrucksweise zum Opfer gefallen.
Symbiosen finden oft nicht nur
zwischen zwei, sondern einer
ganzen Reihe von Partnern statt
Johann Brandstetter, Josef H. Reichholf:
Symbiosen. Das erstaunliche Miteinander in der Natur. Naturkunden 35. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017. 298 Seiten, 38 Euro.
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