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Ausnahmezustand? Konfetti-Revolution? Kollektiver Wahnsinn? Nein: schlicht und einfach Karneval!
Was ist Karneval? Die schönste Zeit des Jahres, gesetzesfreie Zone, Eldorado für Abenteurer oder einfach nur unbeschreiblich? Die WDR-Moderatorin Christine Westermann und der Fotograf Stefan Worring haben den Kölner Karneval in faszinierenden Geschichten und außergewöhnlichen Bildern eingefangen: mal traditionell, mal unkonventionell, auf der Straße, in den Kneipen, in Ballsälen und sogar im Dom, mal ernst und mal ganz jeck ...
Stefan Worring, Fotograf beim Kölner Stadt-Anzeiger, taucht
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Produktbeschreibung
Ausnahmezustand? Konfetti-Revolution? Kollektiver Wahnsinn? Nein: schlicht und einfach Karneval!

Was ist Karneval? Die schönste Zeit des Jahres, gesetzesfreie Zone, Eldorado für Abenteurer oder einfach nur unbeschreiblich? Die WDR-Moderatorin Christine Westermann und der Fotograf Stefan Worring haben den Kölner Karneval in faszinierenden Geschichten und außergewöhnlichen Bildern eingefangen: mal traditionell, mal unkonventionell, auf der Straße, in den Kneipen, in Ballsälen und sogar im Dom, mal ernst und mal ganz jeck ...

Stefan Worring, Fotograf beim Kölner Stadt-Anzeiger, taucht zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch mit seiner Kamera überall auf, wo Pappnasen getragen werden. Mit dem Dreigestirn fährt er in die Kaserne, trifft Rote Funken zwischen echten Raketen, erlebt Traditionalisten in Prunksälen, überlebt dreitausend außer Rand und Band ­geratene Frauen und ist dabei, wenn Kardinal Meisner vor dem Altar des Hohen Doms feierlich ein profanes Fass Kölsch überreicht wird. Seine Bildsprache ist, wie schon im legendären Bildband Köln - Bilder und Geschichten (zusammen mit Elke Heidenreich), einzigartig und voller Überraschungen. Worrings Fotografie ist Dokument und Kunst zugleich, immer wieder gelingen ihm ungewöhnliche Auf­nahmen und aufregende Perspektiven, die den Betrachter auch im Bekannten immer noch Neues erkennen lassen.

Auch die Geschichten von Christine Westermann lassen spüren, wie sehr die Moderatorin, Bestsellerautorin und WDR-2-Buchkritikerin den Karneval liebt. Sie erfasst das wilde Treiben um sich herum mit allen Sinnen, hat Augen und Ohren überall und stolpert dabei über Ergreifendes wie Seltsames bei den Menschen ihrer Wahlheimat, die sie liebevoll und genau analysiert. Ihre Eindrücke, gesammelt in Dutzenden von Karnevalssitzungen - prunkvollen wie alternativen -, bei offiziellen Anlässen ebenso wie in den Kneipen und auf den Straßen der Stadt, verarbeitet sie zu wundervollen kleinen Miniaturen und macht so deutlich, was den Karneval im Innersten antreibt und zusammenhält.
Autorenporträt
Christine Westermann ist mit ihren Buchempfehlungen im Stern, ihren Sendungen im Hörfunk (Buchtipps im WDR) und als Kolumnistin des Buchjournals eine der bekanntesten Buchkritikerinnen. Sie war festes Mitglied in der Fernsehsendung »Das literarische Quartett«.  Für ihre gemeinsam mit Götz Alsmann moderierte TV-Sendung »Zimmer frei« erhielt sie u.a. den Adolf-Grimme-Preis. Ihre Fernsehkarriere begann sie bei der »Drehscheibe« im ZDF, später moderierte sie die »Aktuelle Stunde«. Christine Westermann hat bislang fünf Bücher veröffentlicht, die allesamt Bestseller wurden. Sie liebt es, ihre Bücher auf Lesereisen vorzustellen. Wer sie noch nicht live erlebt hat, hat etwas versäumt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2010

Als der Auferstandene einmal einen Korb bekam

Die härteste Tür Deutschlands? Berliner Clubgänger sollten sich mal nicht mit fremden Federn schmücken, solange sie nicht versucht haben, an Weiberfastnacht in eine Kölner Kneipe in der Südstadt reinzukommen: Das Backes etwa ist ein Ort, an dem alles möglich ist. Partys dauern ewig, bis zu sechs Tage lang. Hier käme allerdings niemand auf die absurde Idee, Boxen zu installieren, auf denen man kein Bier abstellen kann. Darkrooms hält man für Spießerkram, wildeste Dinge geschehen hier am helllichten Tag, es tanzen Beamte und Banker, an der Bar wird gebützt, bis die Funkemariechen fliegen, und man hört noch nicht einmal von heute auf morgen damit auf, nur weil man verheiratet ist. Kurz: Das Backes ist eine andere Welt.

Im Verlag Kiepenheuer & Witsch, dessen Belegschaft traditionell in diesem Lokal feiert, ist ein schöner Bildband des Fotografen Stefan Worring erschienen, der die Gedächtnisorte des Kölner Karnevals dokumentiert: die Sitzungen, die Veedels- und Rosenmontagszüge, der Kneipenkarneval, die Garden und Kapellen, das Dreigestirn. Auffällig ist die Einbettung des Außeralltäglichen in die Routinen des Alltags: Es gibt keinen Ort jenseits des Karnevals, weswegen die abstinenten Einwohner die Stadt ja auch verlassen müssen. Eine Bundeswehrkompanie ist mit Kölschstangen angetreten; Prinz, Bauer und Jungfrau versinken in der Betrachtung von Monets "Seerosen"; Erzbischof Meisner hantiert mit einem Fass Kölsch im Dom; Kinderprinzessinnen füttern Nilpferde; jecke Fußballfans treffen fanatische Jecke. Die WDR-Journalistin Christine Westermann hat kleine (garantiert selbsterlebte) Geschichten beigesteuert, etwa jene, wie sie einmal IHM persönlich einen Korb gab, der sich daraufhin an Maria Magdalena hielt. "Seinen Hirtenstab finden sie am nächsten Morgen auf dem Männerklo."

Eines der hartnäckigsten Argumente gegen die fünfte Jahreszeit lautet ja, man könne doch nicht auf Kommando lustig sein, sondern nur "wenn einem auch danach sei". Dem Rheinländer ist eben gerade deswegen kalendergenau "danach", weil allen anderen dann auch so ist. "Mer bruche keiner, keiner dä uns sät / wie mer Fastelovend fiere deit / mer mache et sick 2000 Johr / un dat bliet su wie et wor." Wenn heute Abend mit dem Brandopfer des Nubbel rituell die Fastenzeit eingeläutet wird, dann stellt sich auch niemand die Frage, warum man denn nun wieder unlustig werden sollte. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Weil die Vergänglichkeit die Regel ist, ist dem Kölner der Ausnahmezustand heilig.

rik

Christine Westermann, Stefan Worring: "Karneval". Bilder und Geschichten. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 208 S., geb, 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vor dem Kölner Karneval gibt es kein Entkommen. Das belegt Stefan Worrings Bildband nach Ansicht des "rik" zeichnenden Rezensenten eindrucksvoll. Die fotografische Dokumentation von Sitzungen, Veedels- und Rosenmontagszügen, des Kneipenkarnevals, der Garden und Kapellen, kurz: der "Gedächtnisorte des Kölner Karnevals" führt für ihn vor Augen, wie sehr der Karneval in Köln in die Alltagsroutine eingebettet ist. Er hebt zudem die kleinen Geschichten rund um den Karneval hervor, die die WDR-Journalistin Christine Westermann beigesteuert hat. Für alle, die am Treiben der Jecken beim besten Willen nichts finden können, hat der Rezensent einen Trost parat: "Am Aschermittwoch ist alles vorbei."

© Perlentaucher Medien GmbH
»Nicht bierernst, sondern ernsthaft, nicht bloßstellend, aber manchmal entlarvend, immer entwaffnend statt aggressiv.« Wetzlarer Neue Zeitung