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Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Fünf lange Tage versuchen die verzweifelten Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener…mehr

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Produktbeschreibung
Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Fünf lange Tage versuchen die verzweifelten Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener eines übermächtigen Verwaltungsapparats, stößt kurz darauf auf ein geheimes Memo zu Fall 64. Getrieben von einer dunklen Ahnung beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln - und öffnet eine Tür, die besser für immer verschlossen geblieben wäre.
Autorenporträt
Hideo Yokoyama, geboren 1957 in Tokio, arbeitete als investigativer Journalist und gilt als der japanische Stieg Larsson. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und schrieb zehn Jahre an >64<, wobei er einen Schlaganfall erlitt. >64< eroberte Platz 1 der japanischen Bestsellerliste und wurde als bester japanischer Kriminalroman des Jahres 2013 ausgezeichnet. In der Folge wurde >64< auch in Großbritannien und in den USA zu einer Sensation.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2018

Antigone in Japan
Der Kriminalroman „64“ von Hideo Yokoyama ist eine Fallstudie über grundlegende moralische Fragen
Die Behörde ist in ihrem Inneren leer. An einem Wendepunkt des Romans steht Mikami, Pressedirektor der japanischen Polizei in der abgelegenen Präfektur D, vor einem Rätsel im eigenen Büro. Fahndungsstelle, Kriminaltechnik, Forensik: Fast alle Arbeitsplätze sind unbesetzt, nur ein junger Beamter hält, mit drei Telefonen hantierend, alleine die Stellung. Die anderen Apparate klingeln durch. Was ist geschehen? „Sie hatten sich alle davongemacht und ihren Karrieristenchef sich selbst überlassen. Säumigkeit? Nein, Insubordination.“
Hideo Yokoyamas Roman „64“ wurde in Japan, England und den USA als Thriller-Sensation gefeiert, dabei rührte die Begeisterung wahrscheinlich auch daher, dass sich „64“ gar nicht so einfach auf ein Genre festlegen lässt. Denn hinter der Fassade des ursprünglichen Kriminalfalls, der in der Handlung auch schon viele Jahre zurückliegt, verbirgt sich die weitverzweigte Welt eines Behördenromans, auf dessen Fluren Mikami einer Verschwörung auf der Spur ist, die ihn in einen Gewissenskonflikt wie in einem antiken Drama führt.
Vor vierzehn Jahren ermittelte er selbst in einem spektakulären Entführungsfall, der unter dem Codenamen 64 in die Geschichte des Dezernats einging. 64, denn die Entführung und Ermordung der sieben Jahre alten Shoko fiel im Januar 1989 genau in die einzige Woche des 64. Jahres der Showa-Zeit, der Herrschaft des Kaisers Hirohito. Der Kaiser starb in diesen Tagen, Showa 64 dauert also nur genau eine Woche und gilt als eine Art verlorenes Jahr, das im Roman noch dazu von einem ungelösten Kindermord überschattet wird.
Im Romantitel fallen der Kern der Handlung und das Ende einer für Japan prägenden Epoche zusammen. Die Showa-Zeit umfasste den japanischen Nationalismus, die brutalen Kriege gegen China und die Niederlage im Zweiten Weltkrieg genauso wie den wirtschaftlichen Aufstieg des Inselreichs. Die Regentschaft Hirohitos war von einem Ethos der Autorität und des unbedingten Gehorsams geprägt, aber auch, besonders während des Zweiten Weltkriegs, von einem Machtkampf zwischen Regierung, Militär und Kaiser. Strenge Hierarchien und ein extremes Pflichtbewusstsein prägen die japanische Gesellschaft bis heute, aber der Roman stellt diese Zeit als einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes dar. Denn trotz der Aufbietung aller Kräfte gelang es der Polizei in der Romanhandlung weder die entführte Shoko zu retten noch in den folgenden Jahren ihren Entführer und Mörder zu stellen. 64 ist ein Makel für die japanische Polizei.
Im Dezember 2002 arbeitet Mikami nicht mehr für die Kriminalpolizei, sondern leitet die Pressestelle, deren Aufgabe es auch ist, solche Makel zu kaschieren. Als ehemaliger Ermittler steht er zwischen den Fronten. Innerhalb des Präsidiums belauern sich die Verwaltung, zu der seine Pressestelle gehört, und das Kriminaluntersuchungsamt, für das die Ermittler arbeiten. Als echte Polizisten gelten nur die Ermittler, die Pressestelle wird belächelt und soll vor allem die sensationsgierigen Reporter im Zaum halten. Zu den Rangeleien zwischen den Institutionen kommen Machtkämpfe, die sich in keinem Dienstplan und keiner Behördenstruktur abzeichnen. Warum wurde der erfolgreiche Ermittler Mikami auf den halbwegs angesehenen, aber eigentlich uninteressanten Posten des Pressechefs beordert? Hat die Personalabteilung in Tokio besondere Pläne mit ihm? Möchte sich jemand an ihm rächen und seine Karriere blockieren? Oder ist alles bloß Zufall? Obwohl streng nach Zuständigkeiten und Befugnissen geordnet, ist die Berufswelt in „64“ ein unübersichtliches Geflecht von Beziehungen, Hierarchien und strengen Abteilungsgrenzen. Wie man den richtigen oder überhaupt einen Weg durch diese komplizierte Behörde findet, erzählt Yokoyama so dicht und spannend wie die Ermittlungen zu dem Fall 64, der nun fast 15 Jahre später, kurz vor seiner Verjährung, noch einmal aufgerollt werden könnte. Denn Mikami stößt im Labyrinth der Polizeibehörde auf Hinweise, die alle offiziellen Ermittlungen von damals infrage stellen. In dem Konflikt zwischen den Instanzen spiegeln sich im Licht der Anspielungen auf die Showa-Zeit auch die Machtkämpfe zwischen Kaiser, Militär und Regierung, die Japan in die Katastrophe des Weltkriegs geführt hatten. Einen Konflikt, wie ihn Yokoyama beschwört, kennt man in Europa aus dem antiken Drama: Alle streiten und debattieren miteinander, jeder hat auf seine Weise recht und möchte nur das Beste. Trotzdem ist am Ende ein Kind tot.
Persönliches und Staatliches prallt in diesen moralischen Problemen aufeinander, und Yokoyama hat die zwei Seiten des dramatischen Konflikts in seinem Helden angelegt. Denn auch Mikamis Teenager-Tochter ist spurlos verschwunden, nur geheimnisvolle Anrufe lassen ihn hoffen, dass sie den Kontakt zu den Eltern doch nicht ganz abgebrochen hat. Der Roman beginnt damit, dass Mikami ein totes Mädchen identifizieren muss, das sich zu seinem Glück und zum Unglück eines anderen nicht als seine Tochter herausstellt. Eines der vielen großen Geheimnisse des Romans ist, warum die Tochter überhaupt abgehauen ist. Vielleicht, weil sie das hässliche Gesicht des Vaters geerbt hat? Selbst Mikami fühlt sich schließlich unter einer Maske, wie man sie in Japan zum Schwertkampf trägt, am wohlsten. „Er hatte kein Gesicht mehr. Er brauchte kein Gesicht mehr. Für kurze Zeit war er imstande gewesen, sich in etwas Besonderes zu verwandeln.“ Obwohl nicht aus dem japanischen Original, sondern aus der englischen Übersetzung weiter übertragen, haben Sabine Roth und Nikolaus Stingl den Roman mit seinen vielen Details in ein präzises und flüssiges Deutsch gebracht.
In der Verhandlung moralischer Fragen steht „64“ auch selbst für einen Wandel in der japanischen Kriminalliteratur, wenigstens, wie sie in deutscher Übersetzung verfügbar ist. Die an europäischen und amerikanischen Vorbildern geschulten, oft bizarren Kurzgeschichten Edogawa Rampos, der sich nach Edgar Allan Poe benannte, galten lange als typische Vertreter des Genres. Seit den Neunzigern, also auch mit Ende der Showa-Zeit, nehmen Autoren wie Kazuaki Takano oder Hideo Yokoyama den Krimi oft nur als Kulisse für grundlegende moralische Konflikte. „64“ ist eine Erzählung aus dem modernen Japan über Jahrtausende alte Fragen.
NICOLAS FREUND
Alle wollen alles richtig machen,
und trotzdem
ist am Ende ein Kind tot
Hideo Yokoyama in seinem Arbeitszimmer. Vor der Karriere als Schriftsteller war er Investigativjournalist bei der japanischen Zeitung Jomo Shimbun. An „64“ hat er nach eigener Aussage zehn Jahre gearbeitet.
Foto: Verlag
Hideo Yokoyama:
64. Roman. Aus dem
Englischen von Sabine Roth und Nikolaus Stingl.
Atrium Verlag, Zürich 2018. 768 Seiten. 28 Euro.
E-Book 21,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Tobias Gohlis lässt sich von Hideo Yokoyama ins Dunkle und ins Helle führen. Gäbe es einen Nobelpreis für Krimis, meint Gohlis, Yokoyamas Buch hätte ihn verdient. Wie der Autor den fast verjährten, wegen eines Ermittlungsfehlers noch immer ungesühnten Mord an einem Mädchen wieder aufrollt, Tradition und Ehre, Bürokratie und Hierarchie, Empathie und Mitleid anhand seines Helden, eines skrupulösen Pressedirektors in einem zentraljapanischen Polizeipräsidium, verhandelt, findet Gohlis stark. Sämtliche Muster der Krimiliteratur sieht der Rezensent in diesem erstaunlichen Buch einer Revision unterzogen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein großartiger Kriminalroman ... Die Tiefe der Einblicke, die Hideo Yokoyama in eine fremde Lebensweise und ihre sozialen Regeln gestattet, möchte man für beispiellos halten.« Frankfurter Rundschau »Gäbe es einen Nobelpreis für Kriminalliteratur, 64 hätte ihn verdient.« Tobias Gohlis, DIE ZEIT »Schlichtweg ein Ereignis. Weltliteratur. Punktum.« Bayern 2 »Kafka meets Stieg Larsson.« Der Spiegel »Eine Erzählung aus dem modernen Japan über Jahrtausende alte Fragen.« Süddeutsche Zeitung »Moralisch, scharfkantig, geradezu epochal.« NDR »Eine ausgesprochen raffiniert erzählte Kriminalgeschichte.« Deutschlandfunk Kultur »Ein Polizeithriller der Extraklasse!« Denis Scheck, ARD Druckfrisch »Hochspannend und große Kunst.« Berliner Zeitung »Ein Leseabenteuer!« Der Standard »Wirklich einzigartig.« hr 1 »Ein gewaltiger Kriminalroman und eine faszinierende Erzählung des modernen Japans.« The Guardian »Überraschend. Einzigartig. Grandios.« The New York Times Book Review »Ein Triumph auf mehreren Ebenen: Als Polizeiroman, als messerscharfe Charakterstudie und als geheimnisvolle Geschichte eines ungeklärten Falls.« Booklist Yokoyama setzt sich mit Fragen der Moral auseinander wie einst Henry James. Dieses völlig unerwartete Buch ist einzigartig in seiner Originalität.« The New Yorker »Vielschichtig, raffiniert und packend.« The Washington Post »Der Blockbuster aus Japan!« Time Magazine