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In den frühen 1980er Jahren zieht Felice vom New Yorker East Village nach West-Berlin. Dort lernt sie den Journalisten Micha kennen, von den psychischen Folgen seiner Internierung in einem DDR-Jugendwerkhof erfährt sie nur stückweise. Dem Verdrängen von Traumata begegnet Felice auch Jahre später, als sie nach Amerika zurückkehrt, um ihre Kunstwerke auszustellen. An der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter hat sich wenig geändert, und die Tagebücher ihres verstorbenen Vaters, die sie findet, öffnen alte, zum Teil vergessene »Büchsen« der Erinnerung. Während sie den vertrauten Kurven der…mehr

Produktbeschreibung
In den frühen 1980er Jahren zieht Felice vom New Yorker East Village nach West-Berlin. Dort lernt sie den Journalisten Micha kennen, von den psychischen Folgen seiner Internierung in einem DDR-Jugendwerkhof erfährt sie nur stückweise. Dem Verdrängen von Traumata begegnet Felice auch Jahre später, als sie nach Amerika zurückkehrt, um ihre Kunstwerke auszustellen. An der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter hat sich wenig geändert, und die Tagebücher ihres verstorbenen Vaters, die sie findet, öffnen alte, zum Teil vergessene »Büchsen« der Erinnerung. Während sie den vertrauten Kurven der väterlichen Handschrift nachspürt, sucht Felice in dieser knappen Chronik nach Schlüsseln zu einer Vergangenheit, die Geheimnisse und blinde Flecken in sich birgt - und vor der sie in ständiger Flucht lebt. Andrea Scrima breitet mit psychologischer Tiefe eine Familiengeschichte aus, die von starken emotionalen Bindungen, aber auch von Schicksalsschlägen erzählt. Erlebtes und Geträumtes, Realität und Täuschung werden gegenübergestellt, um dem Verborgenen der eigenen Geschichte auf die Spur zu kommen.
Autorenporträt
Scrima, AndreaAndrea Scrima, geboren 1960 in New York, studierte Kunst an der School of Visual Arts, New York, und an der Hochschule der Künste Berlin, wo sie seit 1984 als bildende Künstlerin und Autorin lebt. Ihre Arbeiten waren international in Museen, Kunstvereinen und Galerien zu sehen. Sie ist Chefredakteurin der Online-Literaturzeitschrift "StatORec" und schreibt eine Kolumne für "Three Quarks Daily". 2018 erschien ihr Debütroman "Wie viele Tage".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Elisabeth Wagner bewundert die Anziehungskraft von Andrea Scrimas autofiktionalem Roman, seiner Zeitebenen und Handlungslinien. Die verschlungene, von einer Künstlerin erzählte Geschichte eines retrospektiven Verstehens, über Familie und Depression verfügt laut Wagner über eine enorme formale Finesse im Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart und eine große Präzision im Sichten der Schichten von Erfahrung. Ein schönes, kluges Buch, findet Wagner.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2022

Vergiss nicht, wegzugehen
Andrea Scrimas Künstlerinnenroman "Kreisläufe"

"Ich könnte nicht mehr in Amerika überleben", hat Andrea Scrima gesagt. Trumps Amerika hat sie damit gemeint, aber ebenso ihre familiären Verhältnisse, die sie in zwei unverkennbar autobiographischen Romanen (zunächst "Wie viele Tage" und jetzt "Kreisläufe") beschrieben hat. Ein Kunststipendium machte der Amerikanerin die Flucht nach Deutschland möglich: Sie lebt in Berlin und hat inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Doch ihre Herkunft holt sie immer wieder ein und belastet sie mit Schuldgefühlen. Hätte sie nicht bei ihrer Familie bleiben und die jüngeren Geschwister vor der gewalttätigen Mutter beschützen müssen, die nicht nur ihre vier Kinder tyrannisierte, sondern auch ihren sanftmütigen Mann? Davon erzählt "Kreisläufe".

Eine Ausstellung der Installationen von Felice, der Protagonistin des Romans, in New York - Felice ist wie Andrea Scrima selbst bildende Künstlerin - ist der Anlass für einen Besuch in der alten Heimat. Vergeblich hat sie gehofft, es könnte dort seit ihrer Flucht besser geworden sein. Das Gegenteil ist der Fall. "Vergiss nicht, dass du wieder weggehen kannst", hatte der Lebensgefährte beim Abschied in Berlin gesagt. Doch vorerst taucht Felice in der Vergangenheit unter, erduldet die plötzlichen Wutanfälle der Mutter und vergegenwärtigt sich schmerzhaft ihre Kindheit, indem sie das früher bewohnte Reihenhaus in Staten Island aufsucht oder ihre ehemaligen Arbeitsplätze bei Burger King und anderen Lokalen, wo sie schon als Fünfzehnjährige geputzt hatte, um unabhängig vom Elternhaus zu werden.

Andrea Scrima ist eine kraftvolle Erzählerin. Sie hat gelernt, mit der deutschen Sprache souverän umzugehen. Mittlerweile übersetzt sie, unterstützt von Christian von der Goltz, ihre englischen Manuskripte selbst ins Deutsche, so auch bei "Kreisläufe". Unabhängige Szenen aus New York und dem Künstlermilieu in Berlin-Kreuzberg wechseln darin ab, ohne an Spannung zu verlieren. Der Abstand von Felice zu beiden Lebenswelten verschafft Klarheit.

Andrea Scrima hat die Zeit vor dem Mauerfall in Berlin erlebt. Und ihre Heldin kennt auch das andere Deutschland; deren Lebensgefährte ist dort aufgewachsen. Felice weiß, dass Erfahrungen in der DDR tiefe untilgbare Spuren hinterlassen haben - vor allem bei denen, die gegen die dortige Unfreiheit aufbegehrt haben. Die Partnerschaft zerbricht daran.

Unglück hat unzählige unterschiedliche Gründe. Ein Roman kann damit auch überfrachtet werden. Schon die Chronik des sterbenden Vaters hätte genug Stoff geliefert für einen unabhängigen Text. Scheitern als Fazit eines Lebens: Wie viel Mut gehört dazu, sich dagegen zu wehren? MARIA FRISÉ

Andrea Scrima: "Kreisläufe". Roman.

Aus dem Englischen von Andreas Scrima und Christian von der Goltz. Droschl Verlag, Graz 2021. 314 S. , geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es lohnt, sich einzulassen auf dieses kluge Buch über Kunst und Trauma.« (Anne Kohlick, Deutschlandfunk) »Andrea Scrima öffnet in ihrem Buch Büchsen der Erinnerung und rührt als sensible, kritsche Beobachterin an Tabus. Eine ihrer Fragen: können Kinder die Fehler ihrer Eltern und Großeltern korrigieren?« (Frank Schmid, RBB) »Mir hat die Sprache sehr imponiert. Ganz einprägsame Bilder!« (Joachim Scholl, Deutschlandfunk)