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Im Juni 2012 reist Alain Mabanckou zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren in den Kongo. In seiner Heimatstadt Pointe-Noire wird er begeistert empfangen, schließlich ist aus dem jungen Mann, der einst zum Studieren nach Frankreich ging, ein erfolgreicher Schriftsteller geworden. Seine weitläufige Verwandtschaft weiß, dass er manchmal im Fernsehen auftritt, dass er in der Nähe von Hollywood lebt und viele Weiße seine Bücher lesen. Doch Alain Mabanckou muss erkennen, dass sein Besuch in der Heimat keine Rückkehr nach Hause ist. Überall hat er das Bild seiner Mutter vor Augen, die alt geworden…mehr

Produktbeschreibung
Im Juni 2012 reist Alain Mabanckou zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren in den Kongo. In seiner Heimatstadt Pointe-Noire wird er begeistert empfangen, schließlich ist aus dem jungen Mann, der einst zum Studieren nach Frankreich ging, ein erfolgreicher Schriftsteller geworden. Seine weitläufige Verwandtschaft weiß, dass er manchmal im Fernsehen auftritt, dass er in der Nähe von Hollywood lebt und viele Weiße seine Bücher lesen. Doch Alain Mabanckou muss erkennen, dass sein Besuch in der Heimat keine Rückkehr nach Hause ist. Überall hat er das Bild seiner Mutter vor Augen, die alt geworden und gestorben ist, während er fern von ihr in einem fremden Land lebte. Und so wird aus seinen Streifzügen durch die Stadt eine Reise in die eigene Kindheit. Denn er erinnert sich an den Rat, den seine Mutter ihm mit auf den Weg gegeben hat, als die beiden sich zum letzten Mal begegneten: Heißes Wasser vergisst nie, dass es einmal kalt war.Eine literarische Spurensuche zwischen Vergangenheitund Gegenwart: Alain Mabanckou zeichnet in »Die Lichter von Pointe-Noire« das humorvolle, aber auch berührende Porträt einer Frau, die unbeugsam allen Widrigkeiten des Schicksals trotzt. Und er erzählt eine Geschichte über das Fremdsein, das dort am stärksten sein kann, wo man es am wenigsten erwartet.
Autorenporträt
Alain Mabanckou wurde 1966 in der Republik Kongo geboren. Mithilfe eines Förderstipendiums verließ er Ende der Achtzigerjahre seine Heimat, um in Paris sein Jurastudium fortzusetzen. Danach trat er in einen französischen Wirtschaftskonzern ein, für den er fast zehn Jahre lang als juristischer Berater tätig war. Während dieser Zeit erschienen zwei Lyrikbände und sein Debütroman, für den er den Grand Prix littéraire de l'Afrique noir erhielt. Weitere Romanveröffentlichungen folgten, darunter »Zerbrochenes Glas« (2005) und »Black Bazar« (2009). Mit dem Roman »Stachelschweins Memoiren« gewann er 2006 den Prix Renaudot, 2012 wurde er von der Académie française für sein Gesamtwerk mit dem Grand Prix de Littérature ausgezeichnet. 2015 stand er mit »Die Lichter von Pointe-Noire« auf der Shortlist des Man Booker International Prize. Alain Mabanckou lebt in Paris und Los Angeles.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2017

Man muss andere Afrikas schaffen

Eine Geschichte über das Fremdsein, das dort am stärksten ist, wo man es am wenigsten erwartet: Alain Mabanckou kehrt in "Die Lichter von Pointe-Noire" zurück in den Kongo

Vor einigen Monaten war Alain Mabanckou zu Gast in Berlin. An dem Abend, den die Akademie der Künste zu Ehren des vor 51 Jahren in der Republik Kongo geborenen und seit vielen Jahren in Paris und Los Angeles lebenden Schriftstellers ausrichtete, sprach Mabanckou über koloniale Mythen und die Bedeutung der afrikanischen Literatur. Wie immer, wenn er einen Vortrag hält, wurde viel gelacht im Publikum - Mabanckou ist ein äußerst unterhaltsamer Erzähler. Und wie immer, wenn der Schriftsteller die Welt in der Sprache Molières und Kouroumas beschreibt, kritisierte er Eurozentrismus und teilte gegen Frankreich aus. Bedauerlicherweise sähen viele Europäer Afrika noch immer als fremden Kontinent an, sagte Mabanckou und fügte hinzu, in Frankreich werde selbst das Imaginäre in Bezirke wie "frankophone Literatur" eingeteilt. Er selbst betrachte sich als schwarzen Schriftsteller und als Vertreter der Generation von Serge Joncour, Virginie Despentes, Mathias Énard, Marie N'Diaye, Alexis Jenni und anderen, "die Barrieren niederreißen, da sie wissen, dass unser Heil im Schreiben liegt und nicht in einer angeblichen, durch die Hautfarbe oder die Durchschnittstemperatur unserer Herkunftsländer definierten Brüderlichkeit". Wenn Afrikaner sich über die Welt verstreuten, schafften sie andere Afrikas und Abenteuer, "die dem schwarzen Kontinent vielleicht zur Wertschätzung verhelfen können", sagte Mabanckou. "Ein Vogel, der den Baum, auf dem er geboren wurde, nie verlassen hat, wird den Gesang des Zugvogels nie verstehen."

Mabanckou weiß, wovon er spricht. Er verließ als junger Mann den afrikanischen Kontinent und kehrte erst zurück, nachdem er auf anderen Kontinenten zu demjenigen geworden war, der er immer sein wollte. Im Juni 2012 reiste er erstmals wieder in seine Geburtsstadt Pointe-Noire, die er 1989 mit einem Stipendium für ein Studium in Paris verlassen hatte. Es war eine Rückkehr nach 23 Jahren, in denen er auf Französisch mehrere von der Kritik gefeierte Romane veröffentlichte, eine Professur für Literatur in den Vereinigten Staaten erhielt und 2012 von der Académie Française mit dem Grand Prix de Littérature ausgezeichnet wurde. Mabanckou war weder in Kongo, als seine geliebte Mutter starb, er stieg auch nicht ins Flugzeug, um später seinen Adoptivvater zu beerdigen. Erst auf Einladung des Institut Français, in Pointe-Noire einige Vorträge zu halten, machte er sich auf den Weg. Zurück in Frankreich verfasste er dann ein großartiges Buch, das jetzt auch auf Deutsch erschienen ist: "Die Lichter von Pointe-Noire" ist eine Hommage an Afrika, an die Würde und Unabhängigkeit von Mabanckous Mutter und eine Geschichte über das Fremdsein, das bisweilen ausgerechnet dort am stärksten ist, wo man es am wenigsten erwartet.

Humorvoll und ehrlich erzählt dieses Buch von der Identitätsfindung eines Mannes, der sich nicht länger dagegen wehren möchte, dass die Grundlage seiner Persönlichkeit und seines schriftstellerischen Schaffens vor allem im kongolesischen Afrika liegt. Er habe sich gefürchtet, vor dem Leichnam jener Frau zu stehen, die er lächelnd und voller Leben zurückgelassen habe, bekennt Mabanckou auf den ersten Seiten seines biographischen Berichts - man hat den Eindruck, er sei froh, sich endlich seinen Lesern für sein Fernbleiben von der Beerdigung seiner Mutter zu erklären. In Pointe-Noire sei es üblich, Verstorbene für die tagelange Totenwache grell zu schminken und mit einem bestimmten Duft zu parfümieren - der Anblick von so zurechtgemachten Toten und die Angst, ihren umherwandernden Seelen zu begegnen, hätten ihn als kleiner Junge wochenlang verfolgt: "Auch wenn es sich dieses Mal um meine Mutter handelte, gelang es mir nicht, meine Furcht zu überwinden, und ich fand sogar, dass der Mangel an finanziellen Mitteln für den Flug ein Alibi war, um mich ohne Gewissensbisse dieser Pflicht entledigen zu können."

Passagen wie diese, in denen Mabanckou en passant verrät, wie stark er den Mythen, Glaube und Aberglaube des Kongo verhaftet ist, finden sich oft in diesem Buch. Diese bildeten den engen Rahmen seiner Kindheit, der sich zwar durch seine selbstbewusste Mutter und durch Begegnungen mit Kino und Literatur öffnete, der aber im Hintergrund immer erhalten blieb: "Natürlich bin ich älter geworden, der Glaube aber bleibt erhalten, geschützt von einer Ehrfurcht, die der Versuchung durch die Vernunft widersteht."

Die Menschen, die Mabanckou früher kannte, wissen, dass er ein erfolgreicher Schriftsteller geworden ist, dessen Bücher viele Weiße lesen. Sie haben gehört, dass er manchmal im Fernsehen auftritt und irgendwo in der Nähe von Hollywood lebt. Mabanckou streift durch sein altes Viertel und sucht nach Anhaltspunkten, die ihm die Pfade seiner Kindheit in Erinnerung bringen könnten. "Die Leute, die mir begegnen, ahnen, dass ich nicht von hier bin - oder vielmehr nicht mehr von hier bin -, denn wer, außer irgendwelchen Verrückten, würde zum Beispiel vor einem Haufen Unrat oder einem Tierkadaver stehen bleiben oder sich vom Gackern eines Huhnes rühren lassen, das sich, warum auch immer, auf den Verkaufstisch eines menschenleeren Marktes verirrt hat?"

Leuten, die noch nie ein Buch von Mabanckou gelesen haben, hat Mabanckou empfohlen, mit "Die Lichter von Pointe-Noire" anzufangen. Denn während man ihn durch seinen Geburtsort begleitet und Familienmitgliedern und alten Bekannten begegnet, taucht auch die eine oder andere Gestalt seiner Romane auf. Gaston etwa, der in "Morgen werde ich zwanzig" Yaya Gaston genannt wird und für den Erzähler Held, Idol und großer Bruder ist. Ihn trifft Mabanckou auf seiner ersten Lesung in Pointe-Noire - der schillernde Gaston ist ein bedauernswerter Alkoholiker geworden. Auch mit Grand Poupy, Mabanckous Cousin, der ein begnadetes Talent im Anbaggern von Frauen hat und dem Mabanckou mit seinem Roman "Black Bazar" ein Denkmal setzte, gibt es ein Wiedersehen. Wie sich herausstellt, hat er das Mädchen geheiratet, in das der Schriftsteller als Heranwachsender unsterblich verliebt gewesen war: Mabanckou hatte dem Mädchen viele Briefe geschrieben. Unglücklicherweise hatte er Grand Poupy damit beauftragt, sie zu übergeben.

KAREN KRÜGER

Alain Mabanckou: "Die Lichter von Pointe-Noire". Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller, Liebeskind. 267 Seiten, 20 Euro. Der Autor liest am 11. Oktober in Bad Honnef, am 12. Oktober in Marburg und am 13. Oktober in Frankfurt auf dem Hausboot "Engel Gabriel".

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Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension

Rezensentin Karen Krüger liest Alain Mabanckous neues Buch als "Hommage" an Afrika und an die Würde und Unabhängigkeit seiner Mutter. Gern begleitet sie den im Kongo geborenen Schriftsteller auf seiner Reise durch seine Geburtstadt, begegnet neben vielen Familienmitgliedern auch Figuren, die sie aus Mabanckous Romanen kennt und lernt afrikanische Bräuche und Mabanckous Prägung durch dieselben kennen. Der Humor und die Ehrlichkeit, mit der der Autor von seiner Identitätssuche und dem Gefühl des Fremdseins erzählt, haben die Kritikerin beeindruckt.

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