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Felicitas Hoppe schreibt in ihren "Sieben Schätzen" über die Welt der Wünsche, die das Erzählen ist. Sie erzählt von glücklichen Kindheiten und Zwergen mit großen Ohren, spricht über Literatur und Religion, ehrliche Erfindung und Autobiographie, über Zauberworte, Abenteuer und Ungeheuer, den literarischen Markt und das Schweigen, das im Märchen und im Leben ein Gewinn ist und eine Prüfung. Die Augsburger Vorlesungen sind ein großer Essay über Sätze, die Schätze sind, und über die Geheimnisse des Erzählens, über die Unzuverlässigkeit der Erinnerung und die Kraft des Wortes, über die Sprache als Verständigung, als mögliche Berührung in der Dunkelheit.…mehr

Produktbeschreibung
Felicitas Hoppe schreibt in ihren "Sieben Schätzen" über die Welt der Wünsche, die das Erzählen ist. Sie erzählt von glücklichen Kindheiten und Zwergen mit großen Ohren, spricht über Literatur und Religion, ehrliche Erfindung und Autobiographie, über Zauberworte, Abenteuer und Ungeheuer, den literarischen Markt und das Schweigen, das im Märchen und im Leben ein Gewinn ist und eine Prüfung. Die Augsburger Vorlesungen sind ein großer Essay über Sätze, die Schätze sind, und über die Geheimnisse des Erzählens, über die Unzuverlässigkeit der Erinnerung und die Kraft des Wortes, über die Sprache als Verständigung, als mögliche Berührung in der Dunkelheit.
Autorenporträt
Felicitas Hoppe, geb. 1960 in Hameln, lebt als Schriftstellerin in Berlin. 1996 erschien ihr Debüt »Picknick der Friseure«, 1999 ¿ nach einer Weltreise auf einem Frachtschiff ¿ folgte der Roman »Pigafetta«. Anschließend erschienen »Paradiese, Übersee«, »Verbrecher und Versager«, »Johanna«, »Iwein Löwenritter«, »Sieben Schätze«, »Der beste Platz der Welt«, »Abenteuer ¿ was ist das?« und »Grünes Ei mit Speck«, eine Übersetzung von Texten des amerikanischen Kinderbuchklassikers Dr. Seuss. Es folgten die Romane »Hoppe«, »Prawda. Eine amerikanische Reise«, »Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm« sowie der Essay »Gedankenspiele über die Sehnsucht«. Für ihr Werk wurde Felicitas Hoppe mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Bremer Literaturpreis, dem Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim, dem Rattenfänger-Literaturpreis, dem Georg-Büchner-Preis, dem Erich Kästner Preis für Literatur, dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds sowie dem Berliner Literaturpreis. Außerdem Poetikdozenturen und Gastprofessuren in Wiesbaden, Mainz, Augsburg, Göttingen, am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, an der Georgetown University, Washington D.C., in Hamburg, Heidelberg und Köln. Literaturpreise: u.a.: Foglio-Preis für junge Literatur (1995) Aspekte-Literaturpreis (1996) Ernst-Willner-Preis im Bachmann-Literaturwettbewerb (1996) Rauriser Literaturpreis (1997) Laurenz-Haus-Stiftung Basel (1998) Niedersächsischer Förderpreis für Literatur (1999) Spycher: Literaturpreis Leuk, Nicolas Born-Preis, Heimito von Doderer-Literaturpreis (alle 2004) Brüder Grimm-Preis der Stadt Hanau (2005) Bremer Literaturpreis (2007) Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim (2007) Rattenfänger-Literaturpreis (2010) Preisträgerin des Comburg-Stipendiums (2010) Villa Aurora (2012) Georg-Büchner-Preis (2012) Werner-Bergengruen-Preis (2015) Erich Kästner Preis für Literatur (2015) Ehrendoktorwürde der Leuphana Universität Lüneburg (2016) Großer Preis des Deutschen Literaturfonds (2020) Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (2021) Berliner Literaturpreis (2024)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2009

Genie ist nicht vermittelbar

Willkommen im Land der Türsteher: Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe macht in ihren "Augsburger Vorlesungen" der Phantasterei eine Liebeserklärung und feiert das Märchen als "höchste, weil einfachste Form realistischer Literatur".

Meine Lyrik hat mehr privaten Charakter", gestand Bertolt Brecht im Jahre 1926, vermutlich ahnend, dass sie nur so dem Voyeurismus einer massenmedial deformierten Öffentlichkeit noch von Bedeutung sein würde. In der Tat, wir lechzen nach Intimität, Geständnis, Aura. Ans Eingemachte wollen wir, zitieren alle Geheimniskrämer vor Ausschüsse: nicht nur Bill Clinton und Hartmut Mehdorn, auch die literarischen Privatiers. Poetikdozentur heißt das im letzten Fall, mitunter auch Gastprofessur. Wie sich Felicitas Hoppe, im vergangenen Jahr zur ersten Augsburger "Bertolt Brecht Gastprofessur" verdonnert, durch sieben Schätze freikauft, wie sie ihre Apologie beim poetologischen Rodeo trojanisch unterläuft, indem sie eine Armada von Zwergen einschmuggelt, das ist ein herrliches Vergnügen, welches nun auch zwischen zwei Buchdeckeln zu haben ist.

Gewichtige Fragen werden hierbei aufgeworfen, oftmals Märchen abgetrotzt. Sieben dieser Verwunderungen seien herausgepickt, welche Hoppes Themenkreise anzudeuten vermögen: "Wie verwandelt man Wünsche in Kunst?" (Stichwort Begehren) - "Wozu Bücher, wenn jeder sein eigener Drucker ist?" (Stichwort Aura) - "Schreiben wir, weil wir reisen müssen, weil wir Vertriebene sind, oder schreiben wir, weil wir vom Reisen träumen, aber nicht genau wissen, ob wir es wollen?" (Stichwort Fremdheit) - "Jeder hat ein Recht auf seine Geschichte. Wohl wahr, aber hat auch jeder ein Recht auf ihre Veröffentlichung?" (Stichwort Biographismus) - "Kam Literatur jemals ohne Religion, Religion jemals ohne Literatur aus?" (Stichwort Hermeneutik) - "Was war zuerst da? Der oder das Ungeheuer oder der Mensch?" (Stichwort Monstrosität) - "Welche Bücher suchen wir aus und warum?" (Stichwort Kanon). Bei den Antworten jedoch dreht Hoppe den Inquisitoren ein ums andere Mal eine Nase und blickt wie schon der große B. B. kokett vom Katheder: "Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

Ein Beispiel nur: Im fünften Kapitel, das die Literatur als Übergang vom Diesseits ins Jenseits behandelt und in dem der großartige Satz zu finden ist: "Willkommen im Land der Türsteher und Türhüter, der Verwalter und Makler, der Vermittler, Therapeuten, Agenten und Ausleger. Männern zweiter Ordnung, die ihre Existenz einer Macht verdanken, von der niemand weiß, worin sie besteht", in diesem Kapitel also wird Brecht für seinen naiven Versuch geohrfeigt, sich als Atheist am Transzendenten zu vergreifen, ohne es zu begreifen: "Offenbar gibt es tatsächlich Stoffe, die für die Literatur zu groß sind." Gemeint ist in diesem Fall Jeanne d'Arc. Und natürlich endet das Kapitel mit Hoppes eigener "Johanna"-Version, was allem Gesagten den Boden entzieht.

Keine endgültigen Festlegungen also, aber dennoch finden sich viele kluge Reflexionen in diesem Buch, das dem Leser einzig einige Toleranz gegenüber der arg strapazierten Schatzsucher-Allegorie abverlangt: "Ich neige, Sie merken es schon, zu der leichtfertigen Behauptung, das Märchen sei die höchste, weil einfachste Form realistischer Literatur." Dann tappst neben Daniil Charms' und Alvaro Cunqueiros Zwergen noch ein leibhaftiges Rumpelstilzchen durch die sieben Kapitel, der Schweizer Dichter Christian Uetz, der Hoppe am Telefon alle Antworten verraten hat (etwa "Sätze sind Schätze" oder "Das Genie ist nicht vermittelbar!") und sich nun wohl am Beinausreißen versucht.

Das breite Zaubergewand aber ist in erster Linie eine Tarnkappe. Felicitas Hoppe weiß sehr genau, worauf das Konzept "Autor zum Anfassen", worauf ein "Podium höflicher Rechtfertigungen" hinausläuft: "In Wahrheit verkaufen Autoren an solchen Abenden weniger ihre Bücher als ihre Aura." Während alles Private öffentlich wurde, wurde das Begreifen haptisch: Die Kunst versteckt sich hinter der Aura des Künstlers. Zurückdrehen lässt sich das wohl nicht mehr. Aber ein Rest von Ungreifbarkeit lässt sich wahren, indem man mit fremden Stimmen spricht. Das beherrscht die Autorin in höchster Perfektion und führt so all jene Schatzsucher, welche die psycho-poetologische Zauberformel für das Hoppe-Land zu finden erwarteten, zu der bittersüßen Einsicht, "dass auf Schätze wenig Verlass ist".

OLIVER JUNGEN

Felicitas Hoppe: "Sieben Schätze". Augsburger Vorlesungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 240 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.03.2009

Ungefähre Ungeheuer
Felicitas Hoppe verhebt sich an Sieben Schätzen
„Was mich betrifft”, heißt es in Felicitas Hoppes „Augsburger Vorlesungen”, „so ziehe ich die gesamte Literatur auf zwei einfache Leinen: Auf der einen hängt, was versucht, der Wirklichkeit auf die Schliche zu kommen, folglich Wirklichkeit mit literarischen Mitteln simuliert, während auf der anderen hängt, was diesen Prozess umkehrt: Hier wird mit den Mitteln der Wirklichkeit Literatur simuliert.” Letzteres ist das Verfahren, das Hoppe selbst bevorzugt; und die Erklärung leuchtet ein, denkt man an „Verbrecher und Versager” oder „Johanna”, Hoppe-Bücher, in denen die Welt auf dem Kopf zu stehen scheint, die faszinierend quer stehen zu unseren Erwartungen sowohl an Romane als auch an Sachtexte.
Leider funktioniert solche Vertauschung im vorliegenden Fall schlecht, ja Hoppe scheint es auch gar nicht zu versuchen. Sie will mit ihren Vorträgen, die sie im Rahmen einer Brecht-Gastprofessur im vergangenen Jahr in Augsburg hielt, durchaus der Wirklichkeit entsprechen, will Aussagen über sie treffen: Über den Literaturbetrieb, über das Verhältnis von Leser und Text, über Kanonbildung, die Aura des Schriftstellers oder das eigene Schreiben. Doch gelingt es ihr leider nicht. Als würde sie sich nun der ihr wenig gemäßen „literarischen” Verfahrensweise bedienen, bleibt sie sieben Vorträge lang dem Ungefähren verhaftet, bleibt stets vage und unspezifisch. Ständig stellt sie Fragen, auf die sie dann kaum oder gar nicht eingeht, Fragen, bei denen überdies unklar ist, warum sie von Interesse sein sollten oder überhaupt irgendeine Dringlichkeit besitzen: „Aber wie viele Ungeheuer vertragen Kinder? Eine Frage die viel diskutiert, aber kaum befriedigend beantwortet werden kann.” Auch für den Leser der „Sieben Schätze” überschriebenen Vorlesungen bleibt das unbefriedigend. TOBIAS LEHMKUHL
FELICITAS HOPPE: Sieben Schätze. Augsburger Vorlesungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 240 Seiten, 17,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein literarischer Voyeur ist Oliver Jungen nicht. Darum bereiten ihm Felicitas Hoppes "Augsburger Vorlesungen" auch so viel Freude. Wie die Autorin der Verlockung der auratischen Selbstfeier auf dem Katheder widersteht, indem sie auf so gewichtige Fragen wie die nach der Fremdheit oder dem Begehren in der Literatur "mit fremden Stimmen" antwortet, hat ihn für die Autorin eingenommen. Die Ungreifbarkeit ist es Jungen wert, von Hoppe zwar mit klugen Reflexionen, doch ohne endgültige Festlegungen unterhalten zu werden.

© Perlentaucher Medien GmbH