32,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Der Dreißigjährige Krieg »aus der Nähe«, erzählt aus Dokumenten.Die historischen Abhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg bestehen bisher überwiegend aus Großerzählungen der Politik- und Militärgeschichte. Was darin jedoch entschieden zu kurz kommt, sind die konkreten Gewalterfahrungen, Lebensbewältigungen und Erinnerungen der Menschen sowie deren Darstellung in den zeitgenössischen Medien.Das Buch von Hans Medick bringt hier neue Einsichten. In Form einer dokumentarischen Mikro-Geschichte führt es das Leben mit Gewalt im Dreißigjährigen Krieg vor Augen. Zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte…mehr

Produktbeschreibung
Der Dreißigjährige Krieg »aus der Nähe«, erzählt aus Dokumenten.Die historischen Abhandlungen zum Dreißigjährigen Krieg bestehen bisher überwiegend aus Großerzählungen der Politik- und Militärgeschichte. Was darin jedoch entschieden zu kurz kommt, sind die konkreten Gewalterfahrungen, Lebensbewältigungen und Erinnerungen der Menschen sowie deren Darstellung in den zeitgenössischen Medien.Das Buch von Hans Medick bringt hier neue Einsichten. In Form einer dokumentarischen Mikro-Geschichte führt es das Leben mit Gewalt im Dreißigjährigen Krieg vor Augen. Zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Selbstzeugnisse und die aufkommenden Massenmedien der Zeit bringen erstaunliche, ja erschreckende Befunde zu Tage. Es ist das Erleben von Gewalt aus der Perspektive einzelner Personen aller gesellschaftlichen Schichten, wie Söldner und Soldaten, Bauern, Bürger und Adelige, das neues Licht wirft auf einen komplexen kriegerischen Ereigniszusammenhang.Damit macht Hans Medick nicht nur die Wahrnehmungen und Verarbeitungen des Kriegsalltags zugänglich, er schreibt auch eine neue, historisch-anthropologisch fundierte Geschichte des Dreißigjährigen Krieges.»Eine konzise, gut lesbare Gesamtdarstellung des Dreissigjährigen Krieges. Man könnte meinen, deren gibt es viele, dem ist aber nicht so. Wer die dunkle Zeit vor vierhundert Jahren wirklich verstehen möchte, sollte dieses Buch lesen.«Daniel Kehlmann
Autorenporträt
Hans Medick, geb. 1939, ist Historiker und war bis 2004 am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen tätig. Er lehrte u.a. an der Universität Göttingen, der University of California Los Angeles, der Washington University St. Louis sowie an den Universitäten Basel und Zürich. Medick ist der deutsche Pionier der Mikro- und Alltagsgeschichte. Veröffentlichungen u.a.: Experiencing the Thirty Years War. A Brief History with Documents (Mithg., 2013); Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven (Mithg., 2012). Medick (1939) has been a pioneer of micro history and the history of everyday life. He was a tenured fellow at the Max-Planck-Institute for History in Göttingen and Professor of History at the University of Erfurt. He also taught at the University of Göttingen, the University of CaliforniäLos Angeles, Washington University in St. Louis, Johns Hopkins University, as well as the Universities of Basel and Zurich. His other publications include his magnum opus, Weben und Überleben in Laichingen 1650-900. Lokalgeschichte als Allgemeine Geschichte (Göttingen 1996), a collection Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven, co-edited with Claudia UIbrich and Angelika Schaser (Cologne, Weimar, Vienna 2012), and a textbook, Experiencing the Thirty Years War. A Brief History with Documents, with Benjamin Marschke (Boston, New York 2013).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2018

Kugeln im Mund
Hans Medicks Alltagsgeschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg
Im Dörfchen Agawang bei Augsburg fehlten Leichen. Der Pfarrer von Kutzenhausen war gekommen, um eine Messe zu lesen. Danach wollte er neun Agawanger beerdigen, die wenige Wochen zuvor gestorben waren. Verhungert. Vier Leichname waren noch auffindbar. Und die anderen? Was der Kutzenhausener Pfarrer auf diese Frage zu hören bekam, erschreckte ihn fürchterlich. Man habe sie aufgegessen, die Witwen Millerin und Reglerin hätten die toten Menschen zubereitet. Weil sie sonst selbst verhungert wären.
Dieser an den Augsburger Domprobst erstattete Bericht aus dem Dreißigjährigen Krieg ist im Jahr 1839 publiziert worden, er geriet gleich wieder in Vergessenheit. Nun hat Hans Medick das Schreiben des Pfarrers neu aufbereitet, und es ist exemplarisch für das neue Buch des Historikers. Kaum eine andere der vielen neuen Studien zum Dreißigjährigen Krieg führt ihren Lesern die Sorgen und Nöte, die Grausamkeiten und die menschlichen Abgründe so plastisch vor Augen wie die des Göttinger Historikers.
Er erzählt seine Geschichten dieses Krieges an ausgewählten Originalquellen. Und weil sich Medick, Jahrgang 1939, der Alltagsgeschichte verschrieben hat, die er gegen den Argwohn von Sozial- und Politikhistorikern mit dem geradezu niedlich klingenden Begriff Mikrogeschichte als Disziplin seines Faches etabliert hat, lebt diese Geschichte vergessener Menschen. Sie haben hier Namen. Die Reglerin, die Millerin und Appolonia Thüringer, die ihren eigenen Mann verschlang. Schmeckte es?, wollte der Pfarrer wissen. Nicht schlecht, bekam er zur Antwort, am besten seien Hirn, Herz und Nieren gewesen. Der Dompropst wies den Pfarrer dann an, milde zu bleiben und die Kannibalen nicht mit Schlägen zu bestrafen.
Für Hans Medick wäre die schauderhafte Überlieferung nun Anlass, einen Gedächtnisort einzurichten in Agawang. Er beklagt, dass „in den Web-Auftritten des Ortes auch noch im 21. Jahrhundert geschwiegen“ werde. Solche Mahnungen sind im Kontext dieser brutalen Mikro-Geschichten durchaus zulässig.
Die politischen Dimensionen des Krieges blendet er keineswegs aus. Auch Protagonisten wie Tilly und Gustav Adolf spielen ihre Rollen, von Wallenstein ediert Medick den Hilferuf an Feldmarschall Pappenheim vor der Schlacht bei Lützen, zu der sich der Historiker bei den Archäologen umtut. Sie entdeckten vor sieben Jahren ein Massengrab am Schlachtfeld, auf dem der Schwedenkönig starb.
Die meisten Gebeine stammen von den Angehörigen einer schwedischen Infanterieeinheit. Medick, den Mikrogeschichtler und historischen Anthropologen, fasziniert ein solcher Fund: Die Knochen einfacher Soldaten brechen „die einseitige Fixierung auf den getöteten Schwedenkönig“ auf und „lassen ganze Trauma-Biographien ablesen“. In den Kiefern von zwei Skeletten fanden sich zwei unverschossene Bleikugeln. Das heißt: Sie wurden getroffen, als sie selbst gerade ihre Waffen zum Schuss präparierten – man weiß, dass die Soldaten ihre Kugeln dabei im Mund deponierten. Näher kann man dem Schrecken kaum kommen. Ecce homo: So schauderhaft ist Krieg.
Seine Pflichten hat Medick nebenbei und souverän erfüllt. Er hat die, wie er sagt, „teilweise forschungsintensiven“ Opera von Peter Wilson, Georg Schmidt und Herfried Münkler studiert und verarbeitet, wobei man raten darf, welchen Autor er mit der Einschränkung „teilweise“ wohl kompromittiert. Und dann hat er mit seinen „Zeugnissen vom Leben mit Gewalt“ eine ganz andere Geschichte gestrickt. Ein Anti-Kriegs-Buch.
RUDOLF NEUMAIER
Hans Medick: Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt. Wallstein Verlag, Göttingen 2018. 448 Seiten, 29,90 Euro.
Den Knochenfunden von Lützen
lassen sich ganze
Trauma-Biografien ablesen
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
»Hans Medick (...) legt hier ein Meisterwerk vor.« (Nils Minkmar, LITERATUR-Spiegel, 29.09.2018) »Medicks Schreiben eines Überblickwerks ohne Meisternarrativ (ist) eine meisterliche Leistung.« (Kirstin Bentley, H-Soz-Kult, 24.01.2020) »Medick hat mit seinen »Zeugnissen vom Leben mit Gewalt« eine ganz andere Geschichte gestrickt. Ein Anti-Kriegsbuch.« (Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018) »Die Monographie zählt zweifellos zu den herausragenden Publikationen, die im Gedenkjahr 2018 erschienen sind. (...) ein großer Wurf.« (Michael Rohrschneider, Historische Zeitschrift 319, 2019) Medick »ist eine in zeitlichem Zuschnitt, Darstellungsform und Perspektive ebenso ungewöhnliche wie überzeugende Gesamtdarstellung des Dreißigjährigen Krieges gelungen.« (Dorothée Goetze, Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 02.10.2019) »ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, weil es mehr als andere Darstellungen dazu zwingt, sich auf neue Weg einzulassen.« (Michael Kaiser, Zeitschrift für Historische Forschung, 45/2018) »Wer (Medicks Buch) gelesen hat, kann danach nur feststellen: Krieg ist die hässlichste Erfindung der Menschheit.« (Thomas Schmoll, www.n-tv.de, 13.01.2019) »Medick komponiert fern der gängigen Großerzählungen und doch stets an diese rückgebunden ein eindringliches Bild der Gewalt, des Elends und des Leids. (...) Die Lektüre lohnt sich.« (Prof. Dr. Georg Schmidt, Damals, Januar 2019) »Eine spannend zu lesende Darstellung des 30-jährigen Krieges, die sich erheblich unterscheidet von den gemeinhin üblichen Abhandlungen.« (Mirko Krüger, Thüringer Allgemeine, 27.09.2018) »Kernthema des Buches ist die Konfrontation von Militär und Zivilbevölkerung.« (Reinhold Mann, Schwäbische Zeitung, 12.10.2018) »Medicks zentrale These: Der Dreißigjährige Krieg fand weniger auf den Schlachtfeldern als vielmehr im Alltag der Menschen statt, in ihrem unmittelbaren persönlichen Umfeld.« (Harald Rösch, Max-Planck-Forschung, 03/2018) »Ein starkes und packendes Buch« (kulturbuchtipps.de, 27.10.2018) »Ein wissenschaftlich fundiertes, hervorragend gestaltetes, gut lesbares Buch.« (Friedrich Weissensteiner, Bücherschau, 3/2018) »Mit seinen kleinen Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg hat Hans Medick einen großen Wurf vorgelegt« (Michael Rohrschneider, Historische Zeitschrift, Band 309/2019) »eine in zeitlichem Zuschnitt, Darstellungsform und Perspektive ebenso ungewöhnliche wie überzeugende Gesamtdarstellung des Dreißigjährigen Krieges« (Dorothée Goetze, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 3/2018) »Hans Medick hat eine Fülle von Selbstzeugnissen ausgewertet, welche einen Einblick geben, wie Söldner, Bauern, Bürger, Adlige und Geistliche den Krieg aus verschiedenen Perspektiven wahrgenommen haben.« (Dr. Christian Plath, Praxis Geschichte, 5/21)…mehr