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Donald Cubbin, Alkoholiker und Vorsitzender einer der größten Gewerkschaften Amerikas, weiß, dass der Kampf um seine Wiederwahl hart wird. Er weiß, dass sein Assistent mit seiner Frau schläft, dass sein Gegenkandidat ein Psycho ist und dass die Wahlen höchstwahrscheinlich manipuliert werden.Cubbin weiß jedoch nicht, dass jemand einen Killer auf ihn angesetzt hat ... Ross Thomas ist »der Mann für die unaufgeregt präsentierte Analyse jener Verbrecherpools, die man Politik, Wirtschaft, Militär und Medien nennt«. Wiglaf DrostePorkchopper n [pork chops, Gewerkschaftsslang für wirtschaftliche…mehr

Produktbeschreibung
Donald Cubbin, Alkoholiker und Vorsitzender einer der größten Gewerkschaften Amerikas, weiß, dass der Kampf um seine Wiederwahl hart wird. Er weiß, dass sein Assistent mit seiner Frau schläft, dass sein Gegenkandidat ein Psycho ist und dass die Wahlen höchstwahrscheinlich manipuliert werden.Cubbin weiß jedoch nicht, dass jemand einen Killer auf ihn angesetzt hat ... Ross Thomas ist »der Mann für die unaufgeregt präsentierte Analyse jener Verbrecherpools, die man Politik, Wirtschaft, Militär und Medien nennt«. Wiglaf DrostePorkchopper n [pork chops, Gewerkschaftsslang für wirtschaftliche Vorteile + -er]: ein Gewerkschaftsfunktionär, der nach Ansicht seiner Kollegen hauptsächlich von Eigennutz motiviert wird. (Webster's Third New International Dictionary)
Autorenporträt
Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross Thomas Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2016

Am Boden der Seele kratzen
Endlich wird komplett intrigiert – „Porkchoppers“ von Ross Thomas
Truman Goff ist der Mann für Obst und Gemüse des Safeway-Ladens in Baltimore. Das alles würde Goff nicht gerade für die tragende Rolle in einem Krimi prädestinieren. Doch diese ihm eigene Unauffälligkeit ist auch die Grundlage für das zweite, lukrativere Tätigkeitsgebiet dieses Obstverkäufers. Was sein Autor Ross Thomas so umschreibt: „Falls Truman Goff zur Armee eingezogen worden wäre und falls die Armee ihn nach Vietnam geschickt hätte und falls er dort ein bisschen Zeit damit verbracht hätte, Vietcong und Nord- und sogar Südvietnamesen zu töten, wäre er höchstwahrscheinlich nie im Auftragsmord-Geschäft gelandet.“
  Ross Thomas (1926– 1995), längst kein Geheimtipp mehr in Krimikreisen, liebt Schachtelsätze und Serien. Also beginnt auch „Porkchoppers“ mit einer Serie. Ein Bündel mit Dollar, anfangs sind es 7500, tritt eine Rundreise an. Es landet zuerst bei Privatdetektiv Karl Syftestad in Minneapolis, in der Folge bei Julius C. Eames in East St. Louis, bei Frank Martelli in Buffalo, bei Bryan Simpson in Jack (Oklahoma), bei Joan Littlestone in Los Angeles und zuletzt dann bei Truman Goff. Bloß zehn Seiten braucht Ross Thomas, um die USA der späten Sechzigerjahre in ihrer saturierten Nonchalance vollständig zu erfühlen. Denn im Umschlag, den Goff erhält, stecken nur noch 5000 Dollar, der Rest ist bei den Zwischenadressaten hängen geblieben. Die sich über ihre Tätigkeit zwar ein bisschen wundern, den Unrat wittern, aber gelangweilt kassieren. So wie sich auch Goffs Frau wundert, aber das Geld gern nimmt.
  „Porkchoppers“ ist der zehnte Roman von Ross Thomas, der, weil zuvor US-Soldat im Zweiten Weltkrieg, dann Journalist, Gewerkschaftssprecher und Wahlkampfberater, erst mit vierzig Jahren zu schreiben begann. Das Buch erschien 1972, im Jahr darauf lag es, unzumutbar gekürzt, auf Deutsch vor, jetzt wurde es erstmals vollständig übersetzt. Bis auf den Titel. „Porkchopper“ ist, so erklärt es der Vorspann, ein Slangausdruck für einen eigennützigen Gewerkschaftsfunktionär. Womit der Rahmen des Romans abgesteckt ist, kämpft da doch ein solcher Porkchopper um seine Wiederwahl. Dabei geht es dann wenig anders zu als bei den derzeitigen amerikanischen Vorwahlen.
  Wobei Thomas staubtrocken und mit bewundernswert akribischer Ökonomie die zunehmend widerwärtigen Hinterzimmerarrangements der Wahlkämpfer auffächert. Dabei liefert er niemanden der Häme oder dem Spott aus, denn er zeichnet stets leibhaftige Menschen in all ihrer Mittelmäßigkeit zwischen Suff, Geldgier, Machtstreben, Sexträumen, Karrierepleite: „Der Junge hatte Würde, die Art Würde, die normalerweise die geringfügige Belohnung derer ist, die im Alter von vierzig oder fünfzig, nachdem sie am Boden ihrer Seelen gekratzt haben, den Ekel überleben und danach von der Erbärmlichkeit anderer nie mehr sonderlich betroffen sind.“
REINHARD BREMBECK
      
Ross Thomas: Porkchoppers. Aus dem Englischen von Jochen Stremmel. Alexander Verlag, Berlin 2016. 309 Seiten, 14,90 Euro. E-Book 9,99 Euro.
Das Buch erschien 1972, war
bei uns stark gekürzt, ist jetzt
erstmals vollständig übersetzt
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2016

Milch ist granatenmäßig ungesund
Krimis in Kürze: Christine Lehmann, Olen Steinhauer und Ross Thomas

Das Dutzend ist voll, nicht dreckig, sondern blutig. Denn im zwölften Fall für Lisa Nerz geht es um Tiermord und darum, was sonst noch alles verboten ist, wenn man sein Herz den Segnungen des Veganismus öffnet. Wovor der Fernsehkoch Hinni Rappküfer noch zurückschreckte. Weswegen er entführt wurde. Das weiß man, weil er auf ein Radicchio-Blatt eine Botschaft geritzt und das Blatt in eine Plastikflasche gesteckt hat, die aus dem Neckar gefischt wurde. Gleichzeitig malt der anonyme Blog "vegancode" apokalyptische Drohungen ins Internet, denen nachzugehen Lisa Nerz als Journalistin, die gern parallel zur Polizei arbeitet, einfach nicht widerstehen kann. Als ewige Nonkonformistin tut sie das, während ihr langjähriger Geliebter, Oberstaatsanwalt Richard Berger, Ente mit Kirschen zubereitet.

Nerz beschließt, sich als Aktivistin in die radikale Tierschützer-Szene einzuschleusen, was auch auf Anhieb klappt, sieht man von dem Umstand ab, dass ihr bei ihrer ersten Aktion - Befreiung von Polizeipferden aus ihrem Stall - ein Mitkämpfer eine Falle stellt und sie nur mit Mühe ihr Leben retten kann. Christine Lehmann, grüne Stadträtin in Stuttgart und routinierte Krimiautorin, haut in "Allesfresser" (Ariadne Kriminalroman, 252 S., br., 12.- [Euro]) erst mächtig auf die Diskurspauke, dann lässt sie in mehreren Supermärkten Menschenfleisch auftauchen, abgepackte Stücke von der Leiche des Fernsehkochs. Die Medien haben ihre Horror-story; Nerz und Berger aber ahnen, dass ein Täter am Werk ist, der die Regieanweisungen des Blogs umsetzt. Womit alles auf eine Fortsetzung hindeutet.

Die Verbrecherjagd verläuft dann in ihrer ganzen Drastik im wirklichen Leben und nicht im Netz. Dazu gehören ein Bambi, das in der Dusche ausgeweidet wird, ein gleichgeschlechtlicher Quickie im Stehen und eine beinahe gescheiterte standesamtliche Trauung. Das ist clever arrangiert, zupackend und mit einer ziemlichen Schnauze geschrieben. Nach Lektüre ist man mit Argumenten für und wider alle möglichen Ernährungsformen übersättigt, beschließt aber, den "granatenmäßig" ungesunden Milchkonsum einzuschränken.

Eine akademische Versuchsanordnung hat sich Olen Steinhauer vorgenommen: Kann man eine Spionagegeschichte schreiben, die sich ausschließlich an einem Restauranttisch abspielt? Jein, ein bisschen Drumherum braucht man schon, und das ist im Fall seines Romans "Der Anruf" (Blessing Verlag, 270 S., geb., 19,99 [Euro]) der Flughafen Wien, auf dem tschetschenische Terroristen einen Airbus mit hundertzwanzig Passagieren in ihrer Gewalt haben. Der Fall spielt im Jahr 2006, Angela Merkel ist schon Bundeskanzlerin. Sie soll einem Gefangenenaustausch zustimmen. Die geplante Stürmung der Maschine verhindert ein Anruf, der die Geiselnehmer vor einem CIA-Mitarbeiter warnt, der zufällig an Bord ist. Von woher kam der Anruf? Doch nicht etwa aus der örtlichen Filiale der CIA? Am Ende sind alle Passagiere und die Terroristen tot.

Darum geht es bei dem Treffen zweier CIA-Spione, die sich sechs Jahre nach der Katastrophe in Kalifornien treffen. Zwei, die in Wien ein Verhältnis hatten: Celia Favreau, vormals Harrison, lebt jetzt im Bilderbuch-Idyll von Carmel mit einem älteren Mann, ist Mutter zweier Kinder, hat die Agency verlassen und will mit deren Paranoia nichts mehr zu tun haben. Doch dann taucht Henry Pelham auf, angeblich sei der Fall erneut aufgerollt worden. Dabei hat er nur nie verwunden, von Celia verlassen worden zu sein. Merke: Auch Spione haben Gefühle.

Steinhauer konstruiert aus wechselnder Mann-Frau-Perspektive den Verlauf eines gemeinsamen Abendessens, bei der durch geschickte Rück- und Vorblenden alle Gewissheiten ausgehebelt werden. Erst im letzten Drittel steigert er die Spannung erheblich. Wie schon in seinem Debüt "Die Kairo-Affäre" (F.A.Z. vom 14. Juli 2014) wird Steinhauer ein wenig zum Opfer seines Ablaufplans, weil er der Konstruktion Vorrang gibt. Sie unterhöhlt die Plausibilität der Story und die Psychologie der Figuren. Denn dass es im Agentenleben keine gesicherten Wahrheiten gibt, ist nicht nur ein bewährter Topos, sondern konstitutiv für das Genre. Beim Nachtisch zeigt sich: Einer der beiden Protagonisten wird das Dinner nicht überleben.

Ums Überleben geht es auch für den Trinker Donald Cubbin. Der mächtige Gewerkschaftspräsident möchte noch einmal wiedergewählt werden. Andere wollen das nicht, sie setzen einen Obstverkäufer in Bewegung, der sich ein Zubrot als Auftragsmörder verdient, weil er kein emotionales Problem damit hat, Artgenossen zu erlegen. Nach dem Auftragseingang passiert lange Zeit nicht das, was sonst in einem Kriminalroman geschieht. Stattdessen führt uns Ross Thomas in "Porkchoppers" (Alexander Verlag, 309 S., br., 14,90 [Euro]) in einen Wahlkampf voller Schmutzeleien. Nicht Thomas' bester Roman, aber zum ersten Mal ungeschändet auf Deutsch - bei der ersten Übersetzung in den frühen Siebzigern fehlte fast die Hälfte.

HANNES HINTERMEIER

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