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3 Kundenbewertungen

Darren Flynn ist beliebt - die Mädchen finden ihn sexy, die Jungs halten ihn für einen guten Kumpel und die Lehrer glauben, er könne noch viel mehr als gut schwimmen. Nur er selbst weiß nicht so richtig, wer er ist und was er will. Doch bevor er das herausfindet, wird er zum Spielball fremder Interessen: Seine Freunde spinnen eine Intrige gegen den Englischlehrer Mr. Tracy, weil sie mit ihren Noten unzufrieden sind. Sie behaupten, der Lehrer belästige kleine Jungen. Darren könnte eine entlastende Aussage machen, aber er zögert. Und plötzlich ist es zu spät: Mr. Tracy kommt bei einem Autounfall ums Leben. Jetzt muss Darren Verantwortung übernehmen ...…mehr

Produktbeschreibung
Darren Flynn ist beliebt - die Mädchen finden ihn sexy, die Jungs halten ihn für einen guten Kumpel und die Lehrer glauben, er könne noch viel mehr als gut schwimmen.
Nur er selbst weiß nicht so richtig, wer er ist und was er will. Doch bevor er das herausfindet, wird er zum Spielball fremder Interessen: Seine Freunde spinnen eine Intrige gegen den Englischlehrer Mr. Tracy, weil sie mit ihren Noten unzufrieden sind. Sie behaupten, der Lehrer belästige kleine Jungen. Darren könnte eine entlastende Aussage machen, aber er zögert. Und plötzlich ist es zu spät: Mr. Tracy kommt bei einem Autounfall ums Leben. Jetzt muss Darren Verantwortung übernehmen ...
Autorenporträt
Joyce Carol Oates, 1938 geboren, studierte Literatur und Philosophie und lehrt seit 1978 an der Princeton-Universität in New Jersey. Sie zählt zu den wichtigsten amerikanischen Autorinnen der Gegenwart. Für ihre Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke erhielt sie neben vielen anderen Auszeichnungen den National Book Award und mehrfach den O-Henry-Preis. Der bei Hanser erschienene Jugendroman Mit offenen Augen - Die Geschichte von Freaky Green Eyes war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2006 nominiert. Außerdem sind die Jugendbücher Unter Verdacht (2003), Sexy (2006) und Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus und flog davon (2008) bei Hanser erschienen. 2014 folgte ihr Jugendroman Zwei oder drei Dinge, die ich dir nicht erzählt habe.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2006

Angst vor dem großen Sprung
Fritz Göttler
In „Sexy” erzählt die amerikanische Erfolgsautorin Joyce Carol Oates von Freiheit, Macht und Verantwortung der Jugend
Es geht um Einsamkeit in diesem Buch, die Einsamkeit des Turmspringers kurz vor dem Sprung. Um die Faszination, um die Macht, die er ausübt in diesem Moment. „Und dann dieses Schweigen der Menge, diese Erwartung. Hunderte von Augen waren auf ihn gerichtet, auf Darren Flynn in seiner Speedo-Badehose in denSchulfarben.”
Seit ein paar Jahren schreibt Joyce Carol Oates, die große Chronistin amerikanischer Psychosen (unter anderem jener der Marilyn Monroe, „Blond”), auch Bücher für jugendliche Leser. In „Sexy”, ihrem vierten, schildert sie eine amerikanische Kleinstadtwelt, ganz dicht und lässig zugleich, in wunderbarem Wechsel der Stimmungen und Perspektiven: Essen, Sex, Sport. Die Freunde, die Eltern, der Bruder. Winter, Vorweihnachtstage, Ferien. Ein Junge, der mit Erwartungen nicht zurechtkommt, den eigenen, denen der anderen. Darren Flynn, 16 Jahre, erfolgreich im Spring- wie im Schwimmteam der North Falls High, Schuhgröße 44, sexy, könnte glatt als jüngerer Bruder von Brad Pitt durchgehen . . . Dass seine Eltern nicht zur gut situierten Oberschicht gehören, drängt ihn in eine trotzige Außenseiterposition. Die Sexualität bringt, altersbedingt, neue Erfahrungen, über die Wörter, die im Kabelfernsehen kommen – geil, steif, ficken –, und in Gestalt der Mädchen in der Schule. „Er sah in ihren Augen, was sie dachten, und es widerte ihn an, es erschreckte und erregte ihn zugleich, zu wissen, welche Macht er besaß. Nur dass es nicht wirklich seine Macht war. Und dass er diese Macht gar nicht wollte.”
Da sind die Blicke der Mädchen, aber auch Blicke der Männer. Von Mr. Tracy, dem Englischlehrer, der so leidenschaftlich ist, wenn es um die Literaturgeht – aber auch persönlich. Einmal bringt er nach dem Training Darren nach Hause in seinem Toyota, spendiert ihm eine Zimtschnecke, bietet ihm eine Freundschaft an. Darren hat das Gefühl von Klebrigkeit nach dieser Begegnung, daher reagiert er zurückhaltend, als Mr. Tracy Opfer einer gemeinen Intrige der Mitschüler wird. Die Polizei ermittelt, man spricht von Homosexualität, Pädophilie. Der „schlimmste Albtraum” – verzweifelt wendet sich Mr. Tracy an Darren, bittet um eine Aussage zu seinen Gunsten. Darren schweigt, die Verantwortung, die seine Macht bringt, ist zu groß. Die Bilder, die Mr. Tracy von ihm machte, Dokumente einer empfindsamen Beziehung, verbrennt er, ein ritueller Akt. In einem Gespräch im Klassenzimmer hatte der Lehrer ihm den Zusammenhang von Freiheit und Verpflichtung angedeutet, anlässlich eines Aufsatzes über Henry David Thoreau: „Schlag den Begriff Anarchist nach und definiere ihn. Dann setz dich mit der Frage auseinander, wie die Welt aussähe, wenn wir alle Anarchisten wären. Was würde ohne Gesetzgebung aus der Zivilisation? Thoreau ist ein Mystiker, und trotzdem vertritt er den Standpunkt: Jeder sein eigenes Gewissen.”
FRITZ GÖTTLER
JOYCE CAROL OATES: Sexy. Aus dem Amerikanischen von Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2006. 208 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2007

Blaues Auge für die Wahrheit
Versuchungsperson: Joyce Carol Oates steigt ins Soziallabor

Joyce Carol Oates ist eine sehr kluge Schriftstellerin. Ihre Intelligenz und ihre Weitsicht wirken sich, so widersinnig das klingen mag, manchmal etwas beschwerend auf ihre Romane und Erzählungen aus, meist in Form einer gewissen Kühle. In der Regel lohnt sich das, denn die Lektüre ihrer Bücher kann uns klüger machen und ein- und weitsichtiger.

"Sexy" ist ein munter geschriebener und vorzüglich übersetzter Roman, angesetzt und konstruiert wie ein Laborversuch. Im Mittelpunkt steht Darren Flynn, sechzehn Jahre alt, gutaussehend, beliebt. In den Augen der anderen ist Darren sexy. Aber er fühlt sich nicht so. Oder nur manchmal, etwa beim Schwimmtraining oder wenn er mit seinen Kumpels zusammen ist. Aber meistens fühlt er sich unsicher. Das liegt auch daran, dass er aus einer armen Familie kommt und nicht so richtig weiß, wie er sich bei seinen reichen Freunden benehmen muss. In der Schule schlägt er sich ganz passabel durch. Richtig bemerkenswerte Leistungen bringt er aber nur beim Sport.

Als eines Tages Darrens freundlicher Englischlehrer in einer eigentlich ganz unverfänglichen Situation die Andeutung einer Annäherung macht, die über das formale Lehrer-Schüler-Verhältnis hinausgeht, weist Darren das sofort schroff zurück. Homosexualität gilt in seiner Welt als schlimmste Perversion; alles, was auch nur im entferntesten als schwules Verhalten interpretiert werden könnte, muss mit Macht unterdrückt werden. Darren überlegt, ob er nicht überreagiert hat, denn eigentlich mag er den Englischlehrer ganz gern. Aber er ist auch froh, dass wirklich "nichts gewesen" ist.

Nach der Annäherungs-Abweisungs-Episode heißt es im Buch: "An dieser Stelle hätte es enden können. Enden sollen." Aber da haben wir erst gut ein Drittel des Textes gelesen, und jetzt geht es erst richtig los. Nämlich die deprimierende Geschichte einer Hexenjagd auf jenen vielleicht, vielleicht aber auch nicht schwulen Englischlehrer. Sie wird von einigen Jungen in der Schule, Freunden von Darren, aus Rache wegen ihrer schlechten Englischnoten in Gang gebracht. Nicht, dass Darren sich daran beteiligt. Aber er verhindert sie nicht, obwohl er es am Anfang vielleicht gekonnt hätte. Er selbst ist hin- und hergerissen zwischen seinen eigenen Vorurteilen, dem Abscheu über die durchsichtige und ganz und gar auf Fälschungen beruhende Kampagne und der Sorge um seinen Ruf, wenn er den Lehrer verteidigen würde.

Die bigotte Kleinstadtgesellschaft bringt den Lehrer schließlich zur Strecke. Klar, dass im Nachhinein jeder sagt, das habe er nicht gewollt. Aber in diese öffentliche Reue schleicht sich schnell der bekannte Verarbeitungsmechanismus ein: Letztlich sei der Lehrer selber schuld an seinem Tod. Für Darren ist das der Moment, sich aus seiner Befangenheit zu befreien. Er bezahlt das mit einem blauen Auge. Am Schluss ist er erwachsener geworden, selbstsicherer auch und damit freier.

Weniger um Sexualität geht es also in dieser Geschichte, stattdessen um die Balance von Anerkennung und Zivilcourage. Die Anerkennung im eigenen Kreis der Freunde und Angehörigen ist enorm wichtig für die innere Stabilität. Sich gegen die dort herrschenden Vorstellungen und Werte zu stellen erfordert beträchtliche innere Stärke, ganz egal, ob es sich um Fragen der Sexualität, der Religion, der Politik oder andere Themen handelt, die jeweils als wichtig angesehen werden. Zivilcourage setzt diese Anerkennung aufs Spiel. Sie ist nötig. Aber sie ist selten. Darrens Geschichte zeigt, wie schwer es sein kann, Zivilcourage zu entwickeln. Die Forderung danach geht leicht von den Lippen. Ihr zu entsprechen ist harte Arbeit.

WILFRIED VON BREDOW

Joyce Carol Oates: "Sexy". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2006. 208 S., br., 14,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Als "Buch der Extraklasse" und "erneuten Volltreffer" lobt und preist Rezensent Jürgen Stahlberg Joyce Carol Oates? drittes Jugendbuch. Es beginne mit der "wunderbaren Charakterstudie" eines Sechzehnjährigen und seiner Fantasien, und weite sich im Verlauf der Geschichte ins Hinreißende und Tiefgründige aus. Als nämlich Oates einen dramatischen Konflikt zwischen dem Protagonisten, seinen Freunden und einem Englischlehrer erfindet, der einen tödlichen Ausgang hat. So "subtil und klug" vermag aus Sicht des Rezensenten derzeit keine andere Jugendbuchautorin über die Gefühlswelten junger Menschen schreiben, gibt Stahlberg mit tiefer Bewunderung für diese Autorin zu Protokoll. Nebenbei hat er allerdings auch seinen Spaß daran, zu beobachten, wie sich die "immerhin schon 68jährige" in ihren jugendlichen Helden verliebt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"'Sexy' soll den Leser dazubringen, sich zu trauen für einen anderen Menschen einzustehen, ohne sich Gedanken zu machen, was die anderen davon halten."
Nordbayerischer Kurier 21.08.2008