59,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

Wie wirkten Staat, Privatwirtschaft und Wehrmacht bei der Schaffung einer nationalsozialistischen Großraumwirtschaft zusammen? Wie wurden ökonomische Ziele durchgesetzt? Und welche? Die in diesem Band vereinten Spezialuntersuchungen schildern Kooperationen und Absprachen der wichtigsten Akteure im nationalsozialistischen System und stellen sie in Zusammenhang mit der deutschen Expansionspolitik. Deutlich wird, dass die deutsche Außenwirtschaftspolitik keineswegs immer militärische und kriegswirtschaftliche Forderungen durchzusetzen verstand. Methodisch führt der Band zu einer modernen…mehr

Produktbeschreibung
Wie wirkten Staat, Privatwirtschaft und Wehrmacht bei der Schaffung einer nationalsozialistischen Großraumwirtschaft zusammen? Wie wurden ökonomische Ziele durchgesetzt? Und welche? Die in diesem Band vereinten Spezialuntersuchungen schildern Kooperationen und Absprachen der wichtigsten Akteure im nationalsozialistischen System und stellen sie in Zusammenhang mit der deutschen Expansionspolitik. Deutlich wird, dass die deutsche Außenwirtschaftspolitik keineswegs immer militärische und kriegswirtschaftliche Forderungen durchzusetzen verstand. Methodisch führt der Band zu einer modernen Wissenschaftsdisziplin, die der Militärgeschichte wirtschafts- und technikhistorische Aspekte erschließt.

Hans-Erich Volkmann, geb. 1938, ist Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
Autorenporträt
Hans-Erich Volkmann, geboren 1938, ist em. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2003

Großraumwirtschaft
Hans-Erich Volkmann erklärt die NS-Wirtschaftspolitik
Die europäische Integration wurde von ihren Protagonisten oftmals als eine Antwort auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges beschrieben, die eine Wiederholung solcher Vorgänge künftig unmöglich machen sollte. Die europäische Gemeinschaft ist in diesem Verständnis das Andere zu einem vom nationalsozialistischen Deutschland beherrschten Europa. Dieses eindeutige Bild ist in den letzten Jahren freilich etwas knitterig geworden, und die Falten stammen vor allem von der wachsenden Einsicht in die intensiven ökonomischen Verflechtungen Europas im Zweiten Weltkrieg. Diese vermochten zum Teil auch die Grenzen zwischen neutralen und gegnerischen Staaten zu überspringen, wie etwa bei den jüngsten Auseinandersetzungen um die internationalen Raubgoldströme durch die Schweiz während des Krieges thematisiert wurde.
Dass dies erst relativ spät in das allgemeine Bewusstsein einsickerte, hat vielleicht auch mit einer lange währenden Abwehr zu tun; nämlich der Abwehr gegen die Tatsache, dass das „Dritte Reich” zeitweise nicht nur ganz Europa in eine nationalsozialistische „Großraumwirtschaft” einzubeziehen vermochte, sondern, so Hans-Erich Volkmann, manche der damit verbundenen Akteure und Ideen anfänglich bei der europäischen Integration eine wichtige Rolle spielten.
Volkmann thematisiert in seinen nunmehr in einem Band versammelten Schriften aus fast drei Jahrzehnten „das Zusammenwirken von Staat, Privatwirtschaft und Wehrmacht bei der Schaffung einer nationalsozialistischen Großraumwirtschaft im europäischen Rahmen.” Neben der „Großraumwirtschaft” bildet „Autarkie” das zweite Element eines Begriffspaars, das er in den Mittelpunkt seiner Analysen stellt. Lange vor der gegenwärtigen Renaissance der Kategorie „Raum” in der Geschichtswissenschaft nahm der ehemalige Direktor des Freiburger Militärgeschichtlichen Forschungsamts die unter dieser Rubrik versammelten Diskurse der Kriegs- und Vorkriegszeit ernst.
Die Untersuchungen Volkmanns zielen in der Tradition Fritz Fischers auf die Kontinuität von Eliten und ihrer Vorstellungen über politische Zäsuren hinweg. Den Ausgangspunkt bilden dabei die Krisenerfahrungen im Gefolge der ökonomischen und politischen Zerrüttungen nach dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise. So skizziert Volkmann eine wachsende Interessenidentität zwischen der nationalsozialistischen Bewegung und wachsenden Teilen der deutschen industriellen und agrarischen Eliten. Ihren gemeinsamen Bezugspunkt fanden diese in der Ablehnung einer liberalen Weltwirtschaftsordnung mit ihren scheinbar naturwüchsigen Krisen.
Als Gegenmodell leuchteten am zeitgenössischen Horizont vor allem das Commonwealth, die USA und nicht zuletzt auch die Sowjetunion. Deren auf die ökonomische Beherrschung großer Räume gestützte Unabhängigkeit von den Widrigkeiten des Weltmarkts faszinierte nicht nur Hitler, sondern auch krisengebeutelte deutsche Industrielle und Agrarier. Gestützt wurden solche Überlegungen durch ein wachsendes Netzwerk ökonomischer Expertise und großraumorientierter Verbandsstrukturen und Publizistik. Fern von der Vorstellung, wonach „Autarkie” ein „Zurück zu Linnen, Roggenbrot und Uckermärker Tabak” bedeutete habe, gewann so der Versuch, eine vom Weltmarkt unabhängige nationale Handelspolitik in einem unter deutscher Herrschaft stehenden europäischen Großraum zu etablieren, zentrale Bedeutung für die Expansionspolitik des „Dritten Reiches”.
Wettlauf um Ressourcen
Schrittweise näherten sich die Nationalsozialisten diesem Ziel, wobei die Einführung des schließlich zu einem europäischen Zentralclearing ausgebauten bilateralen Verrechnungssystems teils im Vorgriff, teils im Gleichschritt mit der militärischen Expansion verlief. Dabei beschreibt Volkmann den Zusammenhang von Autarkie, Großraumwirtschaft und Krieg als Versuch zur Quadratur des Kreises, an dem die Nationalsozialisten am Ende scheiterten: Sollte der Krieg dem Deutschen Reich jenen Großraum sichern, der es vor ökonomischen und militärischen Bedrohungen sichern würde, so erforderte dieser Krieg eben jene auf einen Großraum gestützte Autarkie als Voraussetzung. Die wirtschaftlichen und agrarischen Eliten trieben Volkmann zufolge diesen Prozess aktiv mit voran.
Eindrucksvoll schildern die Beiträge jenen sich selbst verzehrenden Wettlauf um Ressourcen, als der sich die deutsche Expansion und der Zweite Weltkrieg darstellt. Hier entstand zugleich ein Arsenal jederzeit aktualisierbarer Vorbehalte gegen die Kontinuität deutscher Dominanz im Kontext des europäischen wirtschaftlichen und politischen Zusammenschlusses. So verbirgt sich in diesen lesenswerten Untersuchungen Volkmanns nicht nur zeithistorischer, sondern auch zeitgenössischer Zündstoff: Ist doch im Zeitalter der Globalisierung die Frage nach Antworten auf die Krisen der Weltwirtschaft alles andere als von gestern.
CONSTANTIN GOSCHLER
HANS-ERICH VOLKMANN: Ökonomie und Expansion. Grundzüge der NS- Wirtschaftspolitik. Hrsg. von Bernhard Chiari. Oldenbourg Verlag, München 2003. 446 Seiten, 39,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sehr "lesenswert" findet Rezensent Constantin Goschler die aus fast drei Jahrzehnten stammenden Untersuchungen von Hans-Erich Volkmann zur "NS-Wirtschaftspolitik", die der Band "Ökonomie und Expansion" nun versammelt. Im Mittelpunkt sieht Goschler die Zusammenarbeit von Staat, Privatwirtschaft und Wehrmacht bei der Schaffung einer nationalsozialistischen Großraumwirtschaft im europäischen Rahmen. Wie Goschler ausführt, beschreibt Volkmann die wachsende Interessengemeinschaft zwischen der nationalsozialistischen Bewegung und wachsenden Teilen der deutschen industriellen und agrarischen Eliten, die allesamt eine liberale Weltwirtschaftsordnung ablehnten. Ziel der Expansionspolitik des "Dritten Reiches" sei eine vom Weltmarkt unabhängige nationale Handelspolitik in einem unter deutscher Herrschaft stehenden europäischen Großraum gewesen. "Eindrucksvoll" schildere Volkmann den sich selbst verzehrenden Wettlauf um Ressourcen, "als der sich die deutsche Expansion und der Zweite Weltkrieg darstellt".

© Perlentaucher Medien GmbH