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Aristokrat, Aufklärer und Romantiker, Weltreisender und Großgrundbesitzer, Offizier in der habsburgischen Armee, Gründer der ungarischen Akademie der Wissenschaften, Förderer der ersten Eisenbahnen und Initiator der Brücke zwischen Buda und Pest - Stephan Széchenyi (1791 bis 1860) war ein Mann des 19. Jahrhunderts und dachte doch weit über seine Zeit hinaus. Dank seinem Unternehmungsgeist und seiner Tatkraft entstand ein neues, modernes Ungarn.
Exzellent geschrieben, bietet Andreas Oplatkas Biographie das Bild einer überragenden Persönlichkeit und zugleich das Panorama einer ganze Epoche.

Produktbeschreibung
Aristokrat, Aufklärer und Romantiker, Weltreisender und Großgrundbesitzer, Offizier in der habsburgischen Armee, Gründer der ungarischen Akademie der Wissenschaften, Förderer der ersten Eisenbahnen und Initiator der Brücke zwischen Buda und Pest - Stephan Széchenyi (1791 bis 1860) war ein Mann des 19. Jahrhunderts und dachte doch weit über seine Zeit hinaus. Dank seinem Unternehmungsgeist und seiner Tatkraft entstand ein neues, modernes Ungarn.

Exzellent geschrieben, bietet Andreas Oplatkas Biographie das Bild einer überragenden Persönlichkeit und zugleich das Panorama einer ganze Epoche.
Autorenporträt
Oplatka, Andreas
Andreas Oplatka (1942-2020) wurde in Budapest geboren und kam 1956 in die Schweiz. Studium der Germanistik und Geschichte in Zürich und Wien. Von 1968 bis 2004 außenpolitischer Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, deren Korrespondent er in Stockholm, Paris, Moskau und Budapest war. Bei Zsolnay erschienen Graf Stephan Széchenyi. Der Mann, der Ungarn schuf (2004), Der erste Riss in der Mauer (2009) und im Herbst 2019 die Biografie über den Dirigenten Adam Fischer Die ganze Welt ist ein Orchester.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2005

Ein konservativer Reformer mit liberalen Ideen
Auf und zwischen allen Stühlen: Andreas Oplatkas grandioses Porträt von Graf Stephan Széchenyi

Der größte ungarische Lyriker, Sándor Petöfi, war ein realistischer Poet. Über seine Landsleute und ihr Verhältnis zur Literatur sagte er, Bücher kaufe man hier nur, um Speck in das Papier einzuwickeln. Graf Stephan Széchenyi, den selbst sein politischer Kontrahent Lajos Kossuth als "größten Ungarn" bezeichnete, war ein poetischer Realist. Er behauptete, unter allen verfassungsmäßig regierten Nationen stehe das ungarische Volk auf der niedrigsten Stufe. Offenbar konnten beide, Petöfi wie Széchenyi, ihr Land richtig einschätzen und Folgerungen aus der Rückständigkeit Ungarns im frühen neunzehnten Jahrhundert ziehen. Der kommenden Revolution sahen sie freilich mit ganz unterschiedlichen Gefühlen entgegen: der Dichter sehnsüchtig, der Staatsmann sorgenvoll. Emotional richtig lag wohl eher Graf Stephan Széchenyi.

Petöfi, erst sechsundzwanzig Jahre alt, aber schon auf ein gigantisches OEuvre von achthundertfünfzig Gedichten, neun größeren Versepen, einem Drama, einem Roman und mehreren Erzählungen zurückblickend, kam in den Wirren nach der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 als Adjudant des polnischen Generals Joseph Bem ums Leben. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Széchenyi, 1848 noch Verkehrsminister in der Regierung Lajos Batthyánys, des ersten eigenverantwortlichen Ministerpräsidenten Ungarns, verkraftete den Gedanken nicht, mit seinen modernen politischen Vorstellungen den Krieg zwischen den Habsburgern und Ungarn mitverschuldet zu haben. Nach einem Nervenzusammenbruch wurde er in ein Sanatorium für Geisteskranke in Döbling eingeliefert, wo er auch nach seiner Genesung noch blieb. Nach Auseinandersetzungen mit den Wiener Behörden und einem drohenden Prozeß gegen ihn wegen seiner Kritik an der neoabsolutistischen, zentralistischen Politik Alexanders, Freiherr von Bach, erschoß er sich Anfang April 1860.

Natürlich läßt sich die literarische Stellung Petöfis nicht gegen das politische Wirken Széchenyis aufwiegen. Der Versuch eines Vergleichs ihrer nationalen Bedeutung erschiene so, als wolle man die Haltbarkeit von Verszeilen an der Stabilität von Steinbrücken messen. Aber daß der Dichter mit seinem Werk die Weltliteratur bereichert hat, war im Oktober 1849 schon einem Heinrich Heine bewußt, als er - Petöfis dichterisch-revolutionären Freiheitsdrang im Sinn - den Satz niederschrieb: "Wenn ich den Namen Ungarn hör, wird mir das deutsche Wams zu eng." Von Széchenyis Bedeutung, nicht nur für Ungarn, sondern möglicherweise für ein vereintes Europa bis zur Theiß und darüber hinaus, wissen dagegen bis heute die wenigsten Ausländer, die über die Kettenbrücke von Buda nach Pest pilgern; über jene zum attraktiven Wahrzeichen der Stadt gewordene Verkehrsader, die - neben so vielen anderen - der Initiative des Grafen zu danken ist und durch die erst die logistische Voraussetzung geschaffen wurde, Ungarns Hauptstadt 1872 von Pozsony, dem jetzigen Bratislava, nach Budapest zu verlegen.

Sein Spürsinn für historische Gerechtigkeit wird möglicherweise auch Andreas Oplatka, den langjährigen politischen Osteuropa-Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung" und Herausgeber sowie Übersetzer ungarischer Erzählungen von Mór Jokai bis Tíbor Déry, jetzt dazu bewogen haben, eine umfassende Biographie vorzulegen, die dem aufregenden Leben und vielseitigen politischen Werk Graf Stephan Széchenyis gewidmet ist, von dem mit Fug und Recht behauptet werden kann, er habe den Weg für ein modernes Ungarn geebnet. Die persönliche Tragik des begüterten, aus altem ungarischen Geschlecht stammenden Aristokraten Széchenyi war es dabei, in einer durch antagonistische Strömungen geprägten österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie des neunzehnten Jahrhunderts ausgleichend wirken zu wollen.

Dabei hätte die Haltung Széchenyis, des konservativen Reformers mit liberalem Einschlag, gerade jenes Missing link sein können zwischen der rigide-retrospektiven Haltung eines Fürsten Metternich und dem revolutionären Radikalismus eines Lajos Kossuth. Was Széchenyi gegen den zeitweiligen Widerstand aller politischen Lager dennoch zustande brachte, läßt sich kaum hoch genug einschätzen. In der jüngeren Geschichte Ungarns dürfte es jedenfalls nicht viele Politiker wie ihn gegeben haben, mit einem ähnlichen Weitblick, so selbstloser Haltung, einem solch untrüglichen Gespür für pragmatische Veränderungen und für technologischen Fortschritt. Was ihn dabei besonders auszeichnete, war zum einen seine Fähigkeit, Kausalitäten erkennen zu können, etwa zwischen intaktem Verkehrswesen und wirtschaftlicher Prosperität oder angemaßten Privilegien und sozialer Rückständigkeit, zum anderen aber das Geschick, menschliche Leidenschaft in gesellschaftlich wirksame Vorteile umzumünzen. Manch einer seiner Zeitgenossen mag die Einführung von Pferderennen in Ungarn oder die Errichtung eines Kasinos ("zur Modernisierung des Lebensstils der Adeligen") zunächst für überflüssige Spleens eines kauzigen Aristokraten gehalten haben; bis deutlich wurde, wie im einen Fall die Pferdezucht des Landes ungeahnten Auftrieb bekam und im anderen das gesellschaftliche Leben Budapests kosmopolitischen Charakter annahm. Was es in jenen Jahren bedeutete, die Anrainerstaaten und die auf ihre Einflußsphären achtenden Großmächte - den österreichischen Kaiser eingeschlossen - davon zu überzeugen, daß für den ungarischen wie den internationalen Güterverkehr gleichermaßen die Dampfschiffahrt auf der Donau vorangetrieben und die Hindernisse am Eisernen Tor beseitigt werden müßten, mag man unschwer beim Blick auf die heutigen Schwierigkeiten, etwa in Agrarverhandlungen zwischen den Staaten der EU, ermessen. Vielleicht war Széchenyi mit seinen Ideen, auf die er Taten folgen ließ, der letzte Universalist und der erste global player Ungarns, allerdings durchaus noch nicht mit jenem pejorativen Beigeschmack, der dem Begriff mitunter anhaftet.

Andreas Oplatka, 1942 in Budapest geboren und in den ungarischen Revolutionswirren 1956 in die Schweiz emigriert, später als politischer Korrespondent nicht nur in Budapest, sondern auch in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks tätig, weiß sehr genau, wovon er schreibt. So entsteht nicht nur ein facettenreiches Bild einer herausragenden Persönlichkeit der ungarischen Geschichte, dessen Wirken bis heute Spuren hinterlassen hat, sondern im gleichen Maße eine überaus anregende Technik- und Wirtschaftsgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Flußregulierungen, Gründung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Förderung der Seidenraupenzucht, Initiative für Feuerversicherungen, Einführung von Dampflokomotive und Dampfmühle, Bau des Burgtunnels, Aufbau des Kreditwesens, Durchsetzung einer Brückenmaut auch für den Adel, Organisation von Viehausstellungen und Weinmärkten, Schaffung eines ungarischen Nationaltheaters: Allein die Aufzählung von Széchenyis meist mit eigenen Mitteln finanzierten, vielfältigsten Reformtaten und Einrichtungen macht deutlich, wie sehr sich dieser Aristokrat mit dem ausgeprägten Bewußtsein für eine konstitutionelle Monarchie die Zukunft Ungarns eingebettet in ein neues Europa vorgestellt hat. Außerdem: Wer nicht für möglich halten würde, daß die komplexe Geschichte Mitteleuropas auch als ein lebendiger Adelsroman erzählt werden kann, dem sei diese grandios-akribische Darstellung von Andreas Oplatka ans Herz gelegt.

WOLFGANG SANDNER

Andreas Oplatka: "Graf Stephan Széchenyi. Der Mann, der Ungarn schuf". Paul Zsolnay Verlag, Wien 2004. 526 S., Abb., geb., 25,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine "Lehrstunde für heute", die "keine Wünsche offen lässt", hat Andreas Oplatka vorgelegt, schwärmt Rezensent Hans Pleschinski. Der ungarisch-schweizerische Publizist hat Stephan Graf Szechenyi, dem "Proteus der Magyaren" eine mehr als lesenswerte Lebensbeschreibung gewidmet. Alle wesentlichen Ereignisse und Stationen - vom Offiziersdienst über zahlreiche Affären mit meist verheirateten Frauen bis hin zur "schillernden Neubegründung Ungarns" - sind in Oplatkas Werk versammelt. "Behutsam" nähert sich der Autor den oft mysteriösen Stimmungsschwankungen des Nationalhelden, erfreulich "unakademisch" wirkt sein Epochenbild der Donaumonarchie, lobt der Rezensent. Darüber hinaus stelle Oplatka die "richtigen" Fragen, zum Beispiel ob das alte Österreich als "Präfiguration" des vereinten Europa gelten kann oder wann Nationalgefühl in Verblendung umkippt. So bietet die Biografie nicht nur einen "lohnenden Blick" in die Geschichte, sondern bringt zudem Themen auf den Plan, die auch heute noch relevant sind.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2005

Armes, kleines Vaterland, will dich doch ansehen
Mitreißend, lehrreich: Andreas Oplatka über Graf Széchenyi, den schillernden Neubegründer Ungarns
Ungarn dankt ihm. Und er gehört zu den Ausnahmeerscheinungen der neueren Geschichte. Mit Lord Byron teilt er den unbändigen heroischen Aktionismus. Mit seinem französischen Zeitgenossen Alfred de Musset verbindet ihn die abgründige Melancholie und das Gefühl, in eine erdrückende Enge hineingeboren worden zu sein. Mit dem späteren Kämpfer, mit Lawrence von Arabien ist ihm eigen, ganze Völkerschaften aus Dunkel und Bedrückung führen zu wollen. Der „Erwecker Ungarns” hatte auch seine kleinen Besonderheiten. Nie trug er Handschuhe, um die Gegenstände, die ihn interessierten, gleich direkt berühren zu können.
Stephan Graf Széchenyi wurde am 21. September 1791 in Wien geboren. Er entstammte einer reichen Magnatenfamilie, war aber auch ein Kind des österreichischen Vielvölkerstaats und verfasste eine Menge seiner Schriften, die Ungarns Wohl befördern sollten, auf Deutsch: „In zwei Worte konzentriere ich das, worauf die ganze Menschheit Anrecht hat: Freiheit und Sicherheit.”
Der ungarisch-schweizerische Publizist Andreas Oplatka hat dem Proteus der Magyaren eine Lebensbeschreibung gewidmet, die keine Wünsche offen lässt. Széchenyis Lebensstationen werden präzise und seine oft mysteriösen Gemütsschwankungen behutsam erfasst. Das Epochenbild der Donaumonarchie wirkt unakademisch klar. Und Oplatka stellt die nötigen Fragen. War das alte Österreich nicht geradezu die freundliche Präfiguration des vereinten Europa? Wann kippt Nationalgefühl in selbstzerstörerische Verblendung um? Die Beschäftigung mit Széchenyis Österreich-Ungarn bleibt auch eine Lehrstunde für heute.
Das Verblüffende gehört zum Wesen und zur Aura des magyarischen Magnaten, über dessen Budapester Kettenbrücke heute die halbe Welt promeniert. 35 Jahre lang deutete nichts darauf hin, dass der feurig-schöne Graf die östlichen Habsburgerlande neu zur Nation formen würde. Széchenyi leistete Offiziersdienst. Er lag in trüben Garnisonen des Balkans und verzehrte sich zumeist nach verheirateten Frauen. Immerhin zu etlichen Reisen raffte sich der Rittmeister auf, den nach Napoleons Sturz, im sich verdichtenden Biedermeier, keine Schlachtentrompete mehr rief. Der wohlversorgte Junggeselle durchstreifte Italien, mit Diener ging es gar in den Orient, und England stand schließlich fünfmal auf dem Programm.
Es kann sein, dass der Ingenieursgeist und die Produktivität der britischen Inseln in dem Wiener Ungarn den Wunsch entfachten, die Heimat seiner Ahnen zu revolutionieren: „Armes kleines Vaterland, bist ja doch garstig, dachte ich mir. Kenne dich freilich nicht ganz, will dich aber doch ansehen, denn ich liebe dich zärtlich.” So klang der Anfang der Vision, Ungarn - vermittels wirtschaftlicher Reformen - zu neuem Eigenleben zu verhelfen.
Die Idee einer eigenen Pferdezucht stand für den Aristokraten obenan. Zum nicht völlig erklärlichen Durchbruch von Széchenyis im Nu unstillbarem Drang, die Agrarwelt im Südosten in ein frisches Gemeinwesen zu verwandeln, wurde sein Auftritt auf dem Preßburger Landtag von 1825. In die zähen Beratungen schleuderte er die Rede, in der er zur Gründung einer Akademie der Wissenschaften und der Pflege der ungarischen Sprache aufrief: „Ich will ein Volk regenerieren.” Dieser 3. November kann als die Geburtsstunde des modernen Ungarn betrachtet werden.
Ein Mann hatte sein Lebensziel gefunden. Bis 1848 sind die Pläne und Taten kaum überschaubar, mit denen der rastlose Graf den magyarischen Adel, leibeigene Bauern, die Ackerbürger von Ofen und Pest auf neue Bahnen drängte. Széchenyi - so erlebte es seine Mitwelt - „mystifizierte” seine Gesprächspartner. Er nahm sich, mit bleibendem Erfolg, die Regulierung von Donau und Theiß vor. Er setzte die Schaffung eines effektiven Kreditwesens durch. Széchenyi - der stimulierend durch die Lande zog - finanzierte auch aus eigenen Mittel das Budapester Nationalcasino, in dem sich eine Elite zum Debattieren zusammenfinden konnte. Der Organisator betrieb die Gründung des Nationaltheaters und ließ Ungarns erstes Dampfwalzwerk bauen. Jahrelang rieb er sich für den Bau der sensationellen Kettenbrücke auf, über die Bürger erstmals ohne Brückenzoll in einer wachsenden Metropole die Donauseiten wechseln konnten.
Es bleibt für den Leser von Oplatkas Biographie atemverschlagend, was dieser Revolutionär von oben insgesamt in fruchtbare Bewegung setzte; es lässt staunen, dass es vor kurzem noch Zeiten gab, in denen ein einzelnes Individuum derartig handfest seine Träume realisieren konnte. Im Schnürkorsett lebte nicht, wie er vermeinte, Széchenyi, sondern leben wir Kinder Brüssels und der Kleinstgesetze.
Oplatka spart die Hauptsorge Széchenyis nicht aus, nämlich jenen Zwiespalt in dem Habsburggetreuen, wie der Vielvölkerstaat mit selbstständigen Nationen weiterbestehen sollte. Széchenyi, der 1860 in einer Wiener Nervenklinik durch Selbstmord starb, verzweifelte daran,ein zuweilen klappriges, aber ehrwürdiges Zivilisationsgebilde, die Donaumonarchie, mit zerstört zu haben.
Bemerkenswert bleibt Oplatkas Sicht auf Metternich, mit dem Széchenyi entfernt verwandt war. Der Staatenlenker und der Nationalerwecker behielten einander skeptisch im Auge. Nicht länger als reaktionäres Monster erscheint Metternich in diesem Buch, sondern als subtiler Dompteur von Egoismen, für den zwar sein „Palais am Rennweg die letzte Festung der westlichen Civilisation” war, der jedoch auch in Richtung einer übergeordneten Ruhe und Neutralität zu bedenken gab: „Nation, Nation, was ist das? Der Staat ist alles.”
Die Biographie des Grafen Széchenyi, der neben Lajos Kossuth der Neubegründer Ungarns war, bietet einen lohnenden Blick in die Geschichte Mitteleuropas. Und Széchenyis friedfertiges Ideal des Staates besitzt auch eine allgemeine Geltung: „Zur Erhöhung Ungarns gibt es nur drei Mittel: Nationalität, Gemeinwesen und sodann Handelsverkettung mit anderen Nationen.”
HANS PLESCHINSKI
ANDREAS OPLATKA: Graf Stephan Széchenyi. Der Mann der Ungarn schuf. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2004. 528 Seiten. 26,70 Euro.
Erwecker: Graf Stephan Széchenyi (1791-1860)
Foto: Archivo Iconografico / Corbis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"...eine minutiös recherchierte, fundierte Biographie..., die flüssig geschrieben und gut lesbar ist." Friedrich Weissensteiner, Wiener Zeitung, 9.11.2004 "Mitreißend, lehrreich... eine Lebensbeschreibung (...), die keine Wünsche offen lässt. Széchenyis Lebensstationen werden präzise und seine oft mysteriösen Gemütsschwankungen behutsam erfaßt. Das Epochenbild der Donaumonarchie wirkt unakademisch klar." Hans Pleschinski, Süddeutsche Zeitung, 20.1.2005