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Hwang Sok-yong entführt den Leser in das Asien des 19. Jahrhunderts, in eine Welt des Opiumhandels und der Prostitution: Von der Stiefmutter verkauft, auf einem Handelsschiff nach China gebracht - Shim Chong ist erst 15 Jahre alt, als sie sich plötzlich als Zweitfrau eines alten Chinesen auf dem Festland wiederfindet. Lenhwa, Lotosblüte, heißt sie jetzt, und alles ist so furchtbar anders, als sie es gewohnt ist - bis sie eines Tages entdeckt, dass auch sie ihr Leben in die eigenen Hände nehmen kann.

Produktbeschreibung
Hwang Sok-yong entführt den Leser in das Asien des 19. Jahrhunderts, in eine Welt des Opiumhandels und der Prostitution: Von der Stiefmutter verkauft, auf einem Handelsschiff nach China gebracht - Shim Chong ist erst 15 Jahre alt, als sie sich plötzlich als Zweitfrau eines alten Chinesen auf dem Festland wiederfindet. Lenhwa, Lotosblüte, heißt sie jetzt, und alles ist so furchtbar anders, als sie es gewohnt ist - bis sie eines Tages entdeckt, dass auch sie ihr Leben in die eigenen Hände nehmen kann.
Autorenporträt
Hwang Sok-yong, geb. 1943, wurde mit zahlreichen Literaturpreisen auch international ausgezeichnet und sein Werk in Teilen auch in Deutschland bekannt. Während der Militärdiktatur infolge unerlaubter Reisen in den Norden kurzzeitig interniert, gilt er heute als Vertreter Koreas und war als Unterhändler seines Landes in Nordkorea.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2019

Liebe in Zeiten des Opiums
Hwang Sok-Yong trifft eine wehrhafte Konkubine

"Im Grunde genommen war sie nichts weiter als ein Mädchen, das gekauft und verkauft worden war. Sehnte sie sich danach, frei zu sein? Konnte auf dieser Welt ein Mensch überhaupt frei sein?" Der noch unter dem Joch der Besatzung Japans 1943 geborene Hwang Sok-Yong, der als Chronist der Aufstände, Umbrüche und Tragödien Koreas in seinem literarischen Werk bereits den Jeju-Aufstand, den Korea-Krieg und den Gwangju-Aufstand fokussierte, kommt in dem im neunzehnten Jahrhundert angesiedelten Kurtisanen-Roman "Die Lotosblüte", der in Korea bereits 2003 erschienen ist, zunächst unpolitisch daher. Doch das Buch ist deshalb nicht minder Sittenverfallsgemälde und Selbstermächtigungsgeschichte. Es erzählt den Leidensweg des mit im Alter von fünfzehn Jahren von ihrer Stiefmutter nach China verkauften und wie Ginseng verschifften Mädchens Lenhwa. Dieser Weg wird sie von Korea über China, Taiwan, Singapur, das Königreich Ryukyu und Japan wieder zurück nach Korea führen. Schlaglichter der Geschichte wie Opiumkriege, die erzwungenen Öffnungen der Länder Asiens als Gift und Medizin und Koreas Status als japanisches Protektorat geben das Dekor dieser Initiationsgeschichte ab.

In Nanking ist Lenhwa die Zweitfrau eines alten Chinesen. Als er stirbt, zieht sie in eine von dessen Sohn geführte Spielhölle am Jangtse, die im Opiumkrieg niederbrennt. Grundthema ist der Teufelskreis von Abhängigkeiten, Weiterverkäufen, Ränkespielen und Begierden. Die Exotik der Vogelkäfige, fliegenden Händler, Gaukler, Bauchladenverkäufer oder Hafenbeleuchtung, "deren Schimmer sich auf dem Wasser ausbreitete wie Chinatinte auf Maniokpapier", sind Kontrapunkte zum harten Prostituiertenalltag.

Lenhwas Namen und Identitäten wechseln mit den Freudenhäusern und Liebhabern. Ist sie zunächst nur Spielball im Geschacher der Intrigen, lernt sie als Schaustellerin der Liebe, Männerphantasien gegeneinander auszuspielen ("Macht kann man haben, wenn man die verführt, die sie besitzen") und Liebespfänder einzulösen (so lässt sie die Dienstmarke eines Beamten mitgehen). Sie findet einen reichen englischen Gönner, der sie nach Singapur freikauft, verzichtet jedoch auf die Ehe und ein Dasein als koloniales Anhängsel. Ironischerweise spiegelt ihr selbstbestimmtes Leben, als sie im Königreich Ryukyu ein eigenes Amüsierlokal eröffnet, die Unentrinnbarkeit der Halbwelt.

Hwang überblendet im Binnenraum der Rotlichtbezirke geschickt das Machtgefälle zwischen Geschlechtern, Ländern und Ideologien und entlarvt so eine koloniale und patriarchale Modellierung von Sinnlichkeit.

STEFFEN GNAM.

Hwang Sok-Yong: "Die Lotosblüte". Roman.

Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Europa Verlag, München 2019. 496 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein wahrhaft großes Buch." (Le Monde)

"(...) ein unterhaltsamer Roman um eine trotz ihres langjährigen Berufes emanzipierte Frau, die sich gegen widrige Umstände erfolgreich behauptet." (ekz-Publikation, ID 2019/23)

"Hwang überblendet im Binnenraum der Rotlichtbezirke geschickt das Machtgefälle zwischen Geschlechtern, Ländern und Ideologien und entlarvt so eine koloniale und patriarchale Modellierung von Sinnlichkeit." (FAZ, 12.09.2019)
Liebe in Zeiten des Opiums
Hwang Sok-Yong trifft eine wehrhafte Konkubine

"Im Grunde genommen war sie nichts weiter als ein Mädchen, das gekauft und verkauft worden war. Sehnte sie sich danach, frei zu sein? Konnte auf dieser Welt ein Mensch überhaupt frei sein?" Der noch unter dem Joch der Besatzung Japans 1943 geborene Hwang Sok-Yong, der als Chronist der Aufstände, Umbrüche und Tragödien Koreas in seinem literarischen Werk bereits den Jeju-Aufstand, den Korea-Krieg und den Gwangju-Aufstand fokussierte, kommt in dem im neunzehnten Jahrhundert angesiedelten Kurtisanen-Roman "Die Lotosblüte", der in Korea bereits 2003 erschienen ist, zunächst unpolitisch daher. Doch das Buch ist deshalb nicht minder Sittenverfallsgemälde und Selbstermächtigungsgeschichte. Es erzählt den Leidensweg des mit im Alter von fünfzehn Jahren von ihrer Stiefmutter nach China verkauften und wie Ginseng verschifften Mädchens Lenhwa. Dieser Weg wird sie von Korea über China, Taiwan, Singapur, das Königreich Ryukyu und Japan wieder zurück nach Korea führen. Schlaglichter der Geschichte wie Opiumkriege, die erzwungenen Öffnungen der Länder Asiens als Gift und Medizin und Koreas Status als japanisches Protektorat geben das Dekor dieser Initiationsgeschichte ab.

In Nanking ist Lenhwa die Zweitfrau eines alten Chinesen. Als er stirbt, zieht sie in eine von dessen Sohn geführte Spielhölle am Jangtse, die im Opiumkrieg niederbrennt. Grundthema ist der Teufelskreis von Abhängigkeiten, Weiterverkäufen, Ränkespielen und Begierden. Die Exotik der Vogelkäfige, fliegenden Händler, Gaukler, Bauchladenverkäufer oder Hafenbeleuchtung, "deren Schimmer sich auf dem Wasser ausbreitete wie Chinatinte auf Maniokpapier", sind Kontrapunkte zum harten Prostituiertenalltag.

Lenhwas Namen und Identitäten wechseln mit den Freudenhäusern und Liebhabern. Ist sie zunächst nur Spielball im Geschacher der Intrigen, lernt sie als Schaustellerin der Liebe, Männerphantasien gegeneinander auszuspielen ("Macht kann man haben, wenn man die verführt, die sie besitzen") und Liebespfänder einzulösen (so lässt sie die Dienstmarke eines Beamten mitgehen). Sie findet einen reichen englischen Gönner, der sie nach Singapur freikauft, verzichtet jedoch auf die Ehe und ein Dasein als koloniales Anhängsel. Ironischerweise spiegelt ihr selbstbestimmtes Leben, als sie im Königreich Ryukyu ein eigenes Amüsierlokal eröffnet, die Unentrinnbarkeit der Halbwelt.

Hwang überblendet im Binnenraum der Rotlichtbezirke geschickt das Machtgefälle zwischen Geschlechtern, Ländern und Ideologien und entlarvt so eine koloniale und patriarchale Modellierung von Sinnlichkeit.

STEFFEN GNAM.

Hwang Sok-Yong: "Die Lotosblüte". Roman.

Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Europa Verlag, München 2019. 496 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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