Thomas Pynchon

Die Enden der Parabel

Gravity's Rainbow. 13 CDs
Cover: Die Enden der Parabel
Hörbuch Hamburg, Hamburg 2020
ISBN 9783957131317
CD, 79,99 EUR

Klappentext

13 CDs, 811 Minuten Laufzeit. Hörspiel. Aus dem Amerikanischen von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz. Bearbeitung: Klaus Buhlert. Mit Bibiana Beglau, Jens Harzer, Wolfram Koch, Corinna Harfouch, Golo Euler, Franz Pätzold, Manfred Zapatka u. v. a. Das Leben als Parabel. Parabelförmig ist die Flugbahn zwischen zwei Punkten, ist die Flugbahn der deutschen V-Waffen im Zweiten Weltkrieg, deren Entwicklung und Einsatz nur einen der zahllosen Handlungsstränge dieses Pandämoniums darstellen. Eine der Hauptfiguren ist der GI Tyrone Slothrop, der eine Erektion bekommt, bevor eine V2-Rakete einschlägt. Als lebendiges Frühwarnsystem ist er nicht nur für die Alliierten interessant. Der britische Officer Pirate Prentice und die holländische Doppelagentin Katje suchen mit Slothrop in einer wilden Verfolgungsjagd nach dem Geheimnis seiner Konditionierung. Sie reisen durch ein vom Krieg zerstörtes Deutschland in dem Anarchie und Paranoia herrschen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.06.2020

Ein "explosives Vergnügen" ist für Rezensent Alexander Cammann Klaus Buhlerts Hörspielfassung von Thomas Pynchons Roman von 1973. Das Zeit- und Ortlose des Geschehens und der Figuren in Pynchons Hauptwerk kann Cammann nun tatsächlich hören und ahnt nun, das Elon Musk eine Pynchon-Figur sein muss. Das Starsprecheraufgebot von Bibiana Beglau bis Martin Zapatka plus die "Entdeckungen" Franz Pätzold und Golo Euler sowie Buhlerts Musik lassen laut Cammann das Leichte, Unterhaltsame des an Drastischem nicht armen Textes hören.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.05.2020

Florian Welle ist hellauf begeistert von Klaus Buhlerts Hörspieladaption von Thomas Pynchons durchaus sperrigem Roman. Fast scheint es Welle, als mache Buhlerts rhythmische Fassung mit mal jazzigen, mal bluesigen musikalischen Leitmotiven und dem je eigenen Ton der Figuren den ausufernden, mit Stimmen, Anspielungen, Verweisen, Zeitebenen, Orten und Handlungssträngen um sich werfenden, chaotischen Text erst zugänglich und der anarchische, witzige Geist des Originals werde aus der Flasche gelassen. Das "exquisit besetzte" Ensemble erfreut Welle außerdem.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.05.2020

Rezensent Jan Jekal rät, sich auf lose Enden, Unklarheit und verschwindende Figuren einzustellen bei Thomas Pynchon. Klaus Buhlerts den Text auf "wesentliche Elemente" reduzierende Hörspieladaption von Pynchons Riesenroman findet Jekal überzeugend insofern, als der Regisseur und seine Sprecherarmee das Werk in seiner rastlosen Vielstimmigkeit gut einfangen. Desorientierende Soundcollagen aus Kneipenjazz und Meeresrauschen sind für Jekal Wohlklang. So und nur so lässt sich dieser Text des "Anti-Künstlers" Pynchon genießen, suggeriert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2020

Rezensent Oliver Jungen hält die Zeit für gekommen für Klaus Buhlerts Hörspielfassung von Thomas Pynchons unerhörtem Romankoloss. Wie Pynchon hier Comic, Pop, Verschwörungstheorien, Pornografie, Geschichte, Technik, Hochkultur und jede Menge Literaturverweise zu einem "Jahrhundertbuch" mixt, scheint Jungen hörenswert. Der im Hörspiel  auf rund ein Drittel reduzierte Text wird laut Jungen zum erstklassigen 14-stündigen Stimmentheater, aus dem der Hörer jederzeit getrost schadlos aussteigen kann, wie der Rezensent meint. Staunenswert findet Jungen nicht nur die Verdichtung und die musikalische Untermalung, sondern vor allem die vielen "vorzüglichen" Sprecher von Bibiana Beglau bis Thomas Thieme, die dafür sorgen, dass Pynchons surreales Welttheater nie langweilig wird.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.04.2020

Mit seiner 14-Stunden-Laufzeit kann die Hörspieladaption von Pynchons "Riesen-Roman" zunächst erschlagen, macht aber doch alles richtig, meint Rezensentin Sylvia Staude. Der ausufernde Roman sei ein Fall von "konstanter Überflutung", und die Handlung zwar grob 1944/45 in London und Deutschland anzusiedeln, aber mit geschätzt über 400 Figuren im Prinzip nicht wiederzugeben, meint Staude. Daher hält sie die Herangehensweise von Regisseur Klaus Buhlert für die einzig richtige: "Bauchgefühl" statt Prinzipien, "beherzt" in den "pynchonesken Fluss" steigen. Ohne einen gewissen Größenwahn sei dem Roman wohl gar nicht beizukommen, so Staude, und lobt, wie Buhlert die Fäden zieht und das hochkarätige Sprecherensemble lenkt. Alles zu verstehen müsse man sich bei Pynnchon abschminken, meint die Rezensentin, aber empfiehlt am Schluss, sich vom "mächtigen Strom" mitreißen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2020

Rezensent Stefan Fischer ist begeistert von Klaus Buhlerts Hörspieladaption von Thomas Pynchons Roman, für den Rezensenten eines der bedeutendsten Werke der literarischen Postmoderne. Das Hörspiel setzt dem laut Fischer die Krone auf. Nicht nur handelt es sich um das erste Pynchon-Hörspiel überhaupt, Pynchons Text um die V2-Wunderwaffe und den Menschen in grenzenloser Verwirrung wird von dem hochkarätigen Sprecherensemble auch brillant umgesetzt, findet Fischer. "Nüchtern und doch hochmusikalisch" scheint ihm die Interpretation, soghaft und die Drastik des Textes nicht scheuend. Allein die Toilettenszene: große Kunst, meint Fischer, der beim Hören dauernd Neues entdeckt und auf eine "innere Logik" dennoch nicht verzichten muss.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.04.2020

Rezensentin Gaby Hartel ist angetan von der vierzehnstündigen Hörspieladaption von Thomas Pynchons Roman. Unter der Regie von Klaus Buhlert, der mit der Textübertragung von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz arbeitete, wird hier Pynchons postmoderner "Kultroman" ins Akustische übersetzt, der sich einer inhaltlichen Zusammenfassung weitgehend entzieht, so Hartel - als motivgesättigtes, waberndes Gebilde beschreibt sie den Tausendseiter, in dem verschiedenste Figuren durch eine Welt am Ende und kurz nach dem zweiten Weltkrieg "morphen". Die Rezensentin lobt Buhlerts zurückhaltende Inszenierung, die intelligent mit Raumtiefen spiele und auf akustische "Gimmicks" verzichte, die sich anbieten würden. Erstaunlich und lobenswert findet sie außerdem, dass sich der SWR die Zeit nimmt für diese lange Ausstrahlung und nur themenbezogene Interviews mit Fachleuten zwischenschaltet, so Hartel. Vielleicht finde Pynchons "literarisches Monument" sogar erst in dieser Hörspieladaption ganz zu sich, staunt die Rezensentin, und "surft beglückt auf der Welle des kalkuliert ausufernden Erzählens".