Kwame Anthony Appiah

Ethische Experimente

Übungen zum guten Leben
Cover: Ethische Experimente
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406592645
Gebunden, 265 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Wie wir ein gutes Leben erlangen und was es ausmacht, sind die Fragen der Ethik, seit es sie gibt. Doch was, wenn diese Fragen überflüssig sind? Denn Psychologie, Gehirnforschung und Evolutionsbiologie können uns heute genauer denn je erklären, was unser Verhalten bestimmt und unsere moralischen Urteile steuert. Mit seinen gedanklichen Experimenten gewöhnt Kwame Anthony Appiah uns daran, dass philosophische Ethik und empirische Wissenschaft das richtige Leben nur gemeinsam erkunden können. Zugänglich, klar und in seiner funkelnden Schärfe bestechend macht er deutlich, wo die Grenzen der beiden liegen: Die neue empirische Moralforschung kann uns mit ihren Experimenten nur sagen, was wir tatsächlich tun und fühlen, aber nicht, was wir tun oder fühlen sollen. Die Ethik - und jeder Mensch, der ein tugendhaftes Leben sucht - geht hingegen in die Irre, wenn sie das wirkliche Verhalten des Menschen nicht kennt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.03.2010

Aufmerksam hat sich Eva Weber-Guskar der deutschen Ausgabe der "Mary Flexner Lectures", von Kwame Anthony Appiah gewidmet, der darin ein breites Publikum mit dem Verhältnis von  Moralphilosophie und empirischen Wissenschaften konfrontiert und die Frage diskutiert, was Philosophie zum alltäglichen Leben beitragen kann. Nicht ganz überraschend komme der in Princeton lehrende Philosoph zu dem Schluss, dass weder die Naturwissenschaften noch die Ethik allein auf alle Fragen eine Antwort geben und dass die einen nicht ohne die anderen auskommen können, stellt die Rezensentin fest. Dass findet Weber-Guskar zwar nicht gerade spannend, wie sie auch Appiahs Argumentationsweise nicht so pointiert findet, dass es besonders erkenntnisfördernd ist, wie sie festhält. Dafür zeigt sich die Rezensentin aber umso eingenommener, dass der Autor mit seinen Vorlesungen eine wirklich große Leserschaft erreicht, sie dazu bringt, sich mit derlei Fragen zu befassen und aktuellen Debatten in der Moralphilosophie zu stellen. Das Ganze liest sich zudem angenehm, wie sie lobt. Auch die Übersetzung findet sie im Großen und Ganzen gelungen, allerdings weist sie darauf hin, dass sich mitunter "sinnverkehrende Fehler" finden lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2010

In recht dozierendem Tonfall gibt Michael Pawlik, Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie in Regensburg, ein rundweg positives Urteil über diese Schrift des in Princeton lehrenden Moralphilosophen ab. Ihm gefällt die absolut pragmatische Ausrichtung Appiahs, der "praktische Philosophie als Philosophie für die Praxis" verstehe und sich nicht in abstrakten Dilemmata über Lebensstuationen ergeht, die ohnehin nie eintreten. Appiah verlange dem Menschen nichts Heroisches ab und setze sich auch positiv von der Abstraktheit und Unerbittlichkeit Kantischer Lehren ab, so Pawlik. Laut Pawlik betont Appiah auch, wie wichtig die Nachbarwissenschaften für die eigenen Erkenntnisse und wie bedeutend die Rolle des Staates für die moralische Lebensführung der Bürger sei - und findet hiermit die Zustimmung des Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.11.2009

Kein Zweifel für den Rezensenten: Kwame Anthony Appiah ist ein eloquenter Philosoph und seine Entwarnung angesichts der Aufregung um einen angeblichen "experimental turn" in der Philosophie klingt einleuchtend. Wenn wir Robin Celikates recht verstehen, hätte Appiah bei seinem Plädoyer für den Einbezug neurowissenschaftlicher und sozialpsychologischer Erkenntnisse in die moralphilosophische Diskussion allerdings ruhig etwas mehr wagen können. Appiah nämlich kommt zu der zwar vernünftigen, für Celikates aber auch wenig aufregenden Einsicht, solche Erweiterung des Erkenntnisbereichs habe weder Vor- noch Nachteile, müsse also weder Angst noch Hoffnung machen. Ein kritischer Blick auf die institutionellen Rahmenbedingungen moralischen Handelns wäre ein Schritt in diese Richtung gewesen, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

Ein wenig muss Michael Schefczyk das Buch von Kwame Anthony Appiah gegen den Untertitel in Schutz nehmen, den ihm der deutsche Verlag verpasst hat: Es geht keineswegs um Lebenskunst- oder Ratgeberliteratur. Stattdessen befasst sich Appiah mit der Frage, wie Ethik überhaupt betrieben werden sollte. Dabei geht der Autor, wie Schefczyk zusammenfasst, in der Zeit zurück und weist darauf hin, dass Philosophie erst seit recht kurzer Zeit von den empirischen Wissenschaften abgetrennt ist. Für die Ethik habe dies bedeutet, dass sie etwa ohne Bezug auf die experimentelle Psychologie zurechtkommen muss. Dagegen empfiehlt Appiah, sie "auf den Stand der empirischen Erkenntnisse zu bringen" und tritt dafür ein, die Philosophie wieder an die Wissenschaften anzunähern. Dieses Bestreben des Buches winkt der Rezensent lässig durch: Nicht bahnbrechend, sondern eher an der Tagesordnung. Gefallen hat ihm jedoch der "leichte und stellenweise auch witzige Ton" des Autors sowie die Übersichtlichkeit seiner Darstellung.