Eric Vuillard

Der Krieg der Armen

Cover: Der Krieg der Armen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783957578372
Gebunden, 64 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Nicola Denis. Dürfen die Armen wütend sein, dürfen die an den Rand Gedrängten sich ihre Rechte erkämpfen, notfalls mit Gewalt? Luther sprach ihnen im Zuge der Bauernkriege dieses Recht ab, ein anderer Reformator jedoch schlug sich auf ihre Seite und prägte die beiden Jahre des Aufstands entscheidend. Der Drucker, Utopist, Brandredner und Theologe Thomas Müntzer hatte nicht weniger als einen Sturz der Obrigkeit im Sinn - mit religiösen wie ganz und gar weltlichen Argumenten stellte er sich dem ausbeuterischen Feudalsystem entgegen. Der Preis für seinen Mut war hoch: Für seine sozialrevolutionären Ideen wurde er bereits zwei Jahre nach Beginn der Aufstände enthauptet, doch sein Drängen nach Gerechtigkeit hat ebenso überlebt wie das Selbstverständnis der oberen Klassen, mit dem sie ihre Privilegien rechtfertigen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2020

Rezensent Niklas Bender hält Eric Vuillard für den zeitgenössischen Victor Hugo: Auch sein neuester historischer Roman über Thomas Müntzer und den Bauernkrieg in Thüringen brilliert ihm zufolge wieder mit einer klaren linksdemokratischen Ausrichtung, "dramatischer, ja theatralischer Beredsamkeit", kunstvollen Massenszenen und der Personifikation eines Mannes für das unterdrückte Volk. Leider ist das Buch diesmal so kurz geraten, dass Vuillard seine ganze Kunst gar nicht richtig entfalten konnte, bedauert Bender.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2020

Mit dem "Krieg der Armen" übertrifft Eric Vuillard sich selbst, staunt Rezensent Gustav Seibt, der es einfach bewundernswert findet, wie Vuillard auf gerade mal hundert Seiten das Leben des Thomas Müntzer und die Zeit der Bauernkriege gegenwärtig machen kann. Während historische Romane detailreich ausmalen, verdichtet Vuillard, erklärt der Rezensent: Er setzt auf wenige Szenen, knappe Landschaftsbilder, wörtliche Zitate, Metaphern und Allegorien. Großartig findet Seibt etwa, wie Vuillard die Erfindung des Buchdrucks und die Verbreitung des Bleisatzes als Eruption einer glühenden Masse zeichnet. Als Vergleichsgröße kommen dem Rezensenten höchstens die historischen Miniaturen Stefan Zweigs in den Sinn. Allerdings warnt Seibt: Vuillard zieht sein Müntzer-Bild aus der marxistischen Tradition. Literarisch, nicht historisch hält es der Kritik stand.
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