Francoise Frenkel

Nichts, um sein Haupt zu betten

Cover: Nichts, um sein Haupt zu betten
Hanser Berlin, Berlin 2016
ISBN 9783446252714
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Mit einem Vorwort von Patrick Modiano. Voller Leidenschaft für die Literatur eröffnet die polnische Jüdin Francoise Frenkel nach dem Studium in Paris 1921 die erste französische Buchhandlung in Berlin. 1939 flieht sie vor dem Nationalsozialismus, über Paris quer durch Frankreich bis in den "freien" Süden nach Nizza. Als es 1942 auch hier zu Razzien kommt, findet sie Schutz bei dem Ehepaar Marius. Zwei in ihrer Unerschütterlichkeit unvergessliche Menschen, mit deren Hilfe ihr 1943 die Flucht in die Schweiz gelingt. Jetzt erscheint dieses "in Tempo und Intensität wie ein Roman" (Le Monde) geschriebene Zeugnis, das als historischer und literarischer Fund gefeiert wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2017

Zutiefst berührt hat Rezensentin Gabriele von Arnim den nun endlich auch auf Deutsch vorliegenden Bericht Francoise Frenkels über ihre Flucht gelesen. Die Kritikerin staunt, wie "bescheiden", klar und detailliert die als Frymeta Idesa Frenkel geborene polnische Jüdin von Verstecken und Freunden, Angst und Verrat, Verhören und Schrecken während ihrer Flucht im Süden Frankreichs erzählt. Den nie verlorenen Sinn für Schönheit spürt die Kritikerin hier ebenso wie die "greifbare Traurigkeit", mit der Frenkel von Träumen, couragierten Helfern und "windigen" Schleusern berichtet. Ein Buch voller Humanität, das Wörter wie Flucht und Verhör mit Bildern und Alltag anreichert, schließt die Kritikerin, die auch das "liebevolle" Vorwort Patrick Modianos mit Gewinn gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2016

Ergriffen und mitgerissen ist Bernd Noack von Françoise Frenkels Erinnerungsbuch "Nichts, um sein Haupt zu betten". Wie die Autorin darin zunächst schildert, wie es im NS-Staat mit ihrer französischen Buchhandlung in Berlin bergab geht, bevor nicht mehr nur ihr geschäftliches, sondern als Jüdin auch ihr leibliches Leben auf dem Spiel steht und sie sich nach Paris und von dort in die Schweiz durchschlagen muss, raubt dem Rezensenten den Atem. Dass aus der Schilderung ihrer "Reise an die Ränder des Erträglichen" gleichwohl stets die Dankbarkeit für unerwartete Hilfsbereitschaft spricht, macht das Buch für Noack so bewegend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2016

Niklas Bender freut sich über die Wiederveröffentlichung von Françoise Frenkels Zeugenbericht der Judenverfolgung aus dem Jahr 1945. Den Spagat zwischen Zeugenschaft und Literatur, der laut Bender im Fall der Schoa zu einer noch größeren Herausforderung wird, meistert die Autorin weitgehend, versichert der Rezensent. Die geforderte historische und emotionale Wahrhaftigkeit hält der Bericht aus Berlin, Paris und Südfrankreich laut Bender bis auf einige "Reibungsverluste" ein. Ästhetisch und moralisch überzeugt ihn der Band, wenn Frenkel die alltäglichen Sorgen und Gefühle im Ausnahmezustand schildert und die Unfähigkeit ihrer Zeitgenossen begreiflich macht, die Gefahr aus Nazi-Deutschland zu erkennen, indem sie Stimmungen, Gewohnheiten und Zwänge moderner Existenzen darstellt. Nur wenn die Autorin ihre Naivität gelegentlich zur ungeschickten Emphase stilisiert, wird dem Rezensenten mulmig. Doch die diskreten Beobachtungen des Alltags überwiegen, meint er, und das Sittengemälde Vichy-Frankreichs, das der Band auch liefert, scheint ihm faszinierend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2016

"Eine Flaschenpost aus lang vergangenen Zeiten" sind die Erinnerungen der geheimnisvollen jüdischen Buchhändlerin Francoise Frenkel, schreibt Rezensent Joseph Hanimann. Bewegend, fesselnd und trotzdem humorvoll erzählt Frenkel von ihrer gefährlichen Flucht vor den Nazis durch Frankreich in die Schweiz, erfahren wir. Bemerkenswert findet Hanimann dabei vor allem ihre Fähigkeit, Gefühle der Niedergeschlagenheit und Angst mit der Freude und Begeisterung für die französische Landschaft und die wunderschönen Städte, die sie liebt, zu verknüpfen. Auch ihr aufmerksamer Blick für kleine Gesten und Hilfeleistungen, ehrenvolle Rettungseinsätze, aber auch das Schweigen der Mehrheit beeindruckt den Rezensenten. Frenkels Erlebnisberichte wurden erstmals 1945 veröffentlicht, versanken dann jedoch, genau wie ihre Autorin, in Vergessenheit, bis das Buch im letzten Jahr schließlich doch wieder auftauchte und für Aufmerksamkeit sorgte - was für ein Glück, findet Hanimann.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.09.2016

Nur das Vorwort stammt tatsächlich aus der Feder Patrick Modianos, doch auch das anschließende Memoir liest sich wie vom Nobelpreisträger erdacht, staunt Tilman Krause. Es ist die Lebensgeschichte von Françoise Frenkel, einer frankophilen Polin, die im Berlin der Zwanziger- und Dreißigerjahre eine einschlägige französische Buchhandlung führte, bevor sie nach Kriegsbeginn als Jüdin vor der Naziverfolgung fliehen musste, zunächst nach Frankreich, später in die Schweiz, fasst der Rezensent gebannt zusammen. Wenn er liest, wie sich Fremde in Lebensgefahr begeben, um Frenkel zu verstecken oder zur Flucht zu verhelfen, dann hat das Buch für Krause "das Zeug, uns den Glauben an das Gute im Menschen zurückzugeben."