Daniela Dahn

Prenzlauer Berg-Tour

Neuausgabe
Cover: Prenzlauer Berg-Tour
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783871344305
Gebunden, 224 Seiten, 15,29 EUR

Klappentext

Einst Heimat der Mietskaserne und dichtest besiedelter Ort Europas, dann Szeneviertel, Keimzelle der Revolution von 1989, Trendquartier - der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg war schon immer eine Welt für sich. Daniela Dahn hat ein Porträt dieses Berliner "Bergvolkes" geschrieben. Als das Buch 1987 zuerst erschien, waren drei Auflagen von insgesamt 40 000 Exemplaren fast über Nacht vergriffen. Für diese Neuausgabe hat die Autorin ein Nachwort geschrieben, in dem sie sich an die Entstehung des Buches und die Konflikte mit der DDR-Zensur erinnert und schildert, welche Veränderungen sie auf den Spuren der damaligen Berg-Tour im heutigen Bezirk entdeckt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2001

Endlich ein Buch über diesen Berliner Bezirk, das keine Berichte von illegalen Lesungen und Galerieeinweihungen liefert, stellt Sieglinde Geisel angenehm überrascht fest. Was die Berichte aus dem einstigen Arbeiter- und Bohemeviertel so lesenswert mache, seien weniger die Zeitdokumente etwa über die Zeit des Faschismus, meint Geisel - die könne man getrost überblättern. Sie interessieren die Reportagen aus dem sozialistischen Alltagsleben, die im "Rahmen des damals Möglichen" überraschend "unverblümt" daherkommen, auch wenn das Dokumentarische manchmal etwas aufgesetzt wirke. Es sind eben auch Zeitdokumente, aus den 80er Jahren stammend. Geisel kommt auf die kurz aufgeflammte Debatte um die Neuauflage zu sprechen, die ganze 24 zusätzliche Zeilen enthält, die damals von der Zensur gestrichen worden waren. Nicht dass der Verlag es versäumt hat, dies im Vorwort zu vermelden, kreidet Geisel der Autorin an, sondern ihren klagenden Ton im Nachwort, wo sie sich darüber auslässt, wie die damals von ihr Porträtierten - Außenseiter der DDR-Gesellschaft - dem neuen System erst richtig zum Opfer gefallen sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.08.2001

Über die Sache mit den Textkorrekturen in diesem als "unveränderte Neuausgabe" annoncierten Band ist Jens Bisky ziemlich sauer. Nicht so sauer allerdings, dass er darüber vergisst, dass hier ein Buch "entstellt" wurde, "das man vor fünfzehn Jahren gern gelesen hat": Wer, der wirklich betrügen wollte, fälschte "so dumm" wie hier? Auch so erfahre man "in den unaufgeregten Reportagen" genug - Peinigendes, "was in der DDR nicht besprochen werden sollte" (z.B. über das Versagen der Behörden, gescheiterte Proteste, das Wohnungselend). Eine unangenehme Atmosphäre, "in der es auf Genauigkeit und Differenzen nicht mehr anzukommen scheint," behält das Buch für den Rezensenten dennoch.
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