Spätaffäre

Abkehr vom Dogma der Originalität

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
02.05.2014. Michelle Williams und Ryan Gosling scheitern auf höchstem Niveau als Liebespaar in Derek Cianfrances Film "Blue Valentine". Ein weltabgewandter Wissenschaftler verfällt dem Wahnsinn in der Hörspielbearbeitung von Canettis "Die Blendung". Kameradrohnen sind die neue Pressefreiheit, berichtet die Columbia Journalism Review.

Für die Augen

Anfang und Ende einer Liebe: Mit "Blue Valentine" konnte Derek Cianfrance bei Kritik und Publikum gleichermaßen punkten. In den Hauptrollen: Ryan Gosling und Michelle Williams. Hier kann man sich den Film bei arte ansehen. (106 Minuten)

"Verstehen wir Russland?", fragt 3sat den Berliner Historiker Jörg Baberowski. Aus dem Programmtext: "Stalin und der Stalinismus ist ein ewiges Leit- und Leidthema der jüngeren russischen Geschichte, aber keineswegs nur dieser. Was hat die Vergangenheit mit der aktuellen Krimkrise zu tun? Wie hat der Westen beim Konflikt in der Ukraine versagt?" Hier ist das Gespräch online zu sehen. (41 Minuten)
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Für die Ohren

Wie originell kann Kunst heute noch sein, fragt sich der Zündfunk des Bayerischen Rundfunks. Aus dem Programmtext: "Die Retromania ist überall. Die Remixdebatte in vollem Gange. ... Der Karlsruher Kunstprofessor Wolfgang Ulrich hat eine These namens 'Originalitätsdämmerung' aufgestellt. In der Bildenden Kunst beobachtet er eine Abkehr vom Dogma der Originalität und einen Trend zum bewährten, zur Kanonisierung der Gegenwartskunst." Hier zum Nachhören. (52 Minuten)

"Wie in einer Muschel, der Welt entfremdet, lebt der Sinologe Peter Kien in seiner Bibliothek. Bis Therese in sein Leben tritt und zur Ehe verführt." 2002 bearbeitete Helmut Peschina Elias Canettis Roman "Die Blendung" für ein Hörspiel. Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim zeichnete es im selben Jahr mit dem Hörspielpreis des Monats Oktober aus. Begründung: Regisseur "Robert Matejka verzichtet auf jegliche Geräuschkulisse und lässt die Figuren gleichsam im luftleeren Raum agieren. Die zahlreichen Dialogszenen gewinnen dabei zunehmend an Absurdität, die wiederum durch die zumeist atonalen Klanggebilde des Ensembles um den Komponisten Max Nagl verstärkt werden. - Gleichwohl bleibt das Stück nicht so weltfremd wie seine Figuren. Vielmehr offenbart sich eine durch Geld und patriarchale Verhältnisse bestimmte Welt, die sich anhand des Dialekts der Sprecher unschwer im konservativen Milieu Österreichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts ansiedeln lässt." Es sprechen Peter Simonischek, Felix von Manteuffel, Libgart Schwarz, Hanna Tomek, Fritz Karl und andere. Hier Teil 1 (87'17 Min) und hier Teil 2 (87:32 Min) beim Deutschlandradio Kultur zum Hören.
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Für Sinn und Verstand

Über die Zukunft des Journalismus wird ja überall gemutmaßt. Einen ganz neuen Aspekt bringt aber Louise Roug in der Titelgeschichte der Columbia Journalism Review in die Debatte. Wie werden eigentlich die immer einfacher zu handhabenden Kameradrohnen den Journalismus verändern? Es liegt auf der Hand, das sie etwa Papparazzi entschiedene Vorteile bieten. Bisher ist ihr Gebrauch zumindest in den USA allerdings verboten. Roug geht von dem Fall des jungen Journalisten Pedro Rivera aus, der die Szenerie eines Autounfalls per Drohne filmte, und eine Beschwerde der Polizei bekam - obwohl er das Material gar nicht veröffentlicht hatte. Der lokale Fernsehsender, für den Rivera arbeitete, hat ihn daraufhin sogar entlassen. Rivera sieht das gar nicht ein und klagt vor Gericht: "Für Rivera ist das ein Krieg um Kameras. 'Die Polizei möchte so wenig wie möglich bei ihrer Arbeit beobachtet werden.' An öffentlichen Orten zu fotografieren, betrachtet er als ein verbrieftes Recht und argumentiert, dass der Gebrauch von Drohnen als geschützte Freiheit anzusehen ist. 'Diese Drohne ist nichts anderes als eine Kamera', sagt er, 'und wenn Hubschrauber nicht verboten sind, warum sind es dann Drohnen?'"

Ein Phänomen beobachtet Jean-Samuel Kriegk in der huffpo.fr: Immer mehr Comics mit historischen Themen finden sich in den Regalen französischer Buchläden. Bekanntes oder Abgelegenes wird in Form von Reportagen, Zeitzeugenschaften oder rein fiktiv darin höchst unterschiedlich verarbeitet. Kriegk stellt sechs aktuelle Beispiele dafür vor, die nur eines gemeinsam hätten: die Seriosität in Recherche und Wiedergabe der historischen Ereignisse. Über "Napalm Fever" von Allan Barte, in dem der Vietnam-Krieg anhand der Identitätssuche eines Fotografen im Exil erzählt wird, der 1967 vom KGB als Journalist in sein Land eingeschleust wird, schreibt er: "Sämtliche Figuren sind als Katzen dargestellt. Bringt diese Entscheidung sowie der Ton des Werks auch eine gewisse beabsichtigte Leichtigkeit mit, so erspart einem das Buch doch nichts vom Horror des Konflikts."
Stichwörter: Drohnen, 1967, Vietnam, Kgb