Yitzhak Laor

Ecce homo

Roman
Cover: Ecce homo
Unionsverlag, Zürich 2005
ISBN 9783293003538
Gebunden, 603 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Eine Odyssee durch Tel Aviv zur Zeit des ersten Golfkriegs: Adam Lotem, General der israelischen Armee, ist auf der Suche nach den Bildern von Luca Signorelli und nach der geheimnisvollen Shulamit, der er in der Bibliothek der Universität begegnet und die sich ihm immer wieder entzieht. Mehr und mehr bedrängt ihn seine Vergangenheit, alles kreist um die entscheidende Begebenheit: wie vor Jahren während einer verdeckten Operation ein als arabischer Hirte getarnter Soldat durch seine Kameraden getötet wurde. In einer wahnwitzigen Aktion will Lotem die quälenden Erinnerungen auslöschen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2006

Der Titel der deutschen Ausgabe sei unglücklich gewählt, beginnt Rezensent Carsten Hueck, verweist er doch mehr auf das Neue Testament und die Leidensgeschichte Jesu statt auf die Thora und den Stammvater Adam, wie der israelische Autor es beabsichtigt hat. Man müsse also das "Ecce homo" unter dem Gesichtspunkt der repräsentativen "Stellvertreterschaft" des Einzelnen für die Gattung verstehen. Der für seine ätzende Kritik bekannte und postmodern geschulte Autor montiere Israel "ohne Rücksicht auf bürgerliche Geschmacksnerven zum Panorama menschlichen Leidens". Der Autor erzähle aus einer karrierebetonten Männerwelt, deren Personal kein Mitleid erregt. Die "eigentliche Obszönität" aber ist für den Rezensenten der "Verlust von Würde, die Bedeutungslosigkeit allen Tuns", die eine Auflösung der "Körper und Herzen ankündigt". Ein Schlachtfeld auf sechshundert Seiten ist dieses Buch, konstatiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2005

Einen "großartigen" Roman über das Israel der Gegenwart habe Yitzhak Laor da verfasst, meint Thomas Meissner. Zwar müsse man sich als Leser außerordentlich konzentrieren, um alle Nebenfiguren, Verwicklungen und Handlungsstränge mitzubekommen, aber schließlich bildet der Roman damit sinnbildlich auch die Zerissenheit und Komplexität des Landes nach, in dem er spielt. "Einfacher ist die Wirklichkeit nicht zu haben", notiert Meissner. Trotz aller Widersprüchlichkeiten des mannigfaltigen, "schillernden" und ambivalenten Personals merke man dem Text dennoch seinen "Kunstcharakter" deutlich an, so dass er nie in eine Dokumentation abgleitet. Die Leitmotive "Militarismus und Sexualität" vereinen sich im "Gravitationszentrum" des Buches, dem alternden General Adam Lotem, der einer "phantomhaften" Frau nachjagt. Laor gilt in seiner Heimat als "einer der schärfsten Kritiker Israels", informiert der Rezensent, und auch in seinem in Israel 2002 erschienenen Roman hält er sich nicht zurück und schildert die moralische Korruption, Unfähigkeit und psychologische Deformierungen von Politik und Militär ebenso "schonungslos" wie "drastisch".
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