Dorothe Zimmermann

Antikommunisten als Staatsschützer

Der Schweizerische Vaterländische Verband 1930-1948
Cover: Antikommunisten als Staatsschützer
Chronos Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783034015103
Gebunden, 504 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Jahrelang bespitzelte der nach dem Landesstreik von 1918 gegründete Schweizerische Vaterländische Verband die politische Linke. Seine Beobachtungen lieferte er an die Bundesanwaltschaft, die Fremdenpolizei und den Bundesrat. Die Denunziationen des antikommunistischen Verbandes bildeten die Grundlage polizeilicher Ermittlungen. Auch mit Expertisen, Stellungnahmen und Lobbying hatten die privaten Überwacher prägenden Einfluss auf den schweizerischen Staatsschutz. Die "Fichenaffäre" des Jahres 1989 löste in der Schweiz eine Kontroverse über den Staatsschutz und die Praktiken der Überwachung aus. In der Folge wurden Ausmass und Einseitigkeit der Bespitzelung von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern in der Nachkriegszeit untersucht. Die Praktiken des schweizerischen Staatsschutzes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieben hingegen weitgehend unerforscht.
Dieses Buch stellt das Wechselspiel von Antikommunismus und Staatsschutz von 1930 bis 1948 ins Zentrum. Es zeigt erstmals die engen Verflechtungen zwischen einer privaten, rechtsbürgerlichen Organisation und staatlichen Institutionen auf. Deutlich wird, wie die Überwachung, die Gründung der Bundespolizei und der Erlass zahlreicher antikommunistischer Gesetze in enger Absprache zwischen den Behörden und dem bis 1948 existierenden Schweizerischen Vaterländischen Verband zustande kamen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.07.2019

Rezensent Christoph Wehrli bespricht aufwändig und ein wenig chaotisch die vorliegende Dissertation der Historikerin Dorothe Zimmmermann. Zum einen findet er auch nachträglich das Anliegen eines privat organisierten Schutzes gegen kommunistische Sabotage der Schweizerischen Gesellschaft in den 1930er Jahren nicht grundlos. Zum anderen gibt er der Autorin recht, dass Bürger und Fremde, besonders Juden, aufgrund fragwürdiger Stereotypen verfolgt wurden. Der Generalverdacht der "Denunziation" gegen den antikommunistischen SVV ist ihm dann aber wiederum zu scharf. Lange hält er sich auf mit den konkreten Personen und Parteien - wann hat welche Organisation was gemacht, wer wusste davon, wie kooperierten private und staatliche Akteure evtl. auch außerhalb des Gesetzes miteinander. Aber eine klare Haltung zur Frage des staatlichen Gewaltmonopols bleibt er uns schuldig.