Gustave Flaubert

Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit

Ein Sottisier
Cover: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783821807393
Gebunden, 736 Seiten, 36,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Hans-Horst Henschen. Mit wütender Akribie hat Flaubert dreißig Jahre lang Materialien und Notizen für sein letztes Werk "Bouvard und Pecuchet" gesammelt, von dem posthum nur der erste Band erschien; der zweite sollte ein einmaliges Buch werden, ein maßloser Rundumschlag gegen alle nur denkbaren Verirrungen des menschlichen Geistes - ob es nun um die elegante Welt ging, um Literatur, Medizin, Politik oder Wissenschaft. Der Sottisier ist der Steinbruch zu dieser "verdammten Schwarte". Flauberts tödliche Waffe ist das skurrile, peinliche, erbärmliche Zitat. Jeder Satz aus dem Sottisier vernichtet eine Autorität. Und auch, wenn viele Namen der Helden, die er vorführt, uns kaum mehr etwas sagen - von ihren heutigen Nachfolgern unterscheidet sie so wenig, als hätte Flaubert vor dem Fernseher gesessen. Das Resultat ist ein ebenso erschreckendes wie amüsantes Pandämonium des offiziellen Schwachsinns.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2004

Am schönsten und am liebsten litt Gustave Flaubert an der Menschheit, und so richtete er in einem selbstquälerischen Akt am Ende seines Lebens seinen ganzen Ehrgeiz darauf, ein Kompendium der menschlichen Dummheit zu erstellen. Ergebnis dieser Anstrengung ist bekanntlich das Buch "Bouvard und Pecuchet", doch wie Rolf Vollmann amüsiert erzählt, besaß Flaubert soviel makabren Humor, dass er eigentlich sein ganzes zusammengetragenes Material über die Dummheit mit in das Buch aufnehmen wollte, auf Hunderten von Seiten! Der Tod kam Flaubert dazwischen, doch Hans-Horst Henschen hat sein Werk fortgeführt und Flauberts "ungeheuerliche Anzahl von Lesefrüchten" nun als Kompendium herausgegeben und mit einer "beinahe noch ungeheuerlicheren Anzahl von winzig klein gedruckten Fußnoten" versehen - eine Arbeit, die der Rezensent nur bewundern kann. Und doch lässt sie ihn nicht nur erfreut, sondern auch besorgt zurück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2004

3.800 Seiten mit Exzerpten aus allerlei auch wissenschaftlicher Literatur, die zu einer Enzyklopädie der menschlichen Dummheit werden sollten, hinterließ Gustave Flaubert bei seinem Tod, erklärt der Rezensent Roman Luckscheiter. Flaubert, so der Rezensent weiter, habe mit diesem gigantischen Konvolut, das er selbst auch als "Kotzerei" bezeichnete, "das neunzehnte Jahrhundert beschmieren" wollen. Hans-Horst Henschen, dem schon die Übersetzung von "Bouvard et Pecuchet" zu verdanken sei, habe sich an die Edition des hinterlassenen Projektes gemacht. Dabei habe er das Material, das zunächst von Flauberts Nichte sortiert worden war, nach eigenem Gutdünken ordnen müssen, da es dafür keine hinreichenden Entwürfe von Seiten des Autors gebe, sowie erstmals ins Deutsche übersetzt. Und wie der Rezensent befindet, ist dabei ein ansehnlicher Band herausgekommen, der sich durch seinen "minutiösen Anmerkungsapparat" und durch seinen Ergänzungsband mit transkribierten Handschriften auszeichnet. Zwar müsse Henschen bei etwa der Hälfte der Einträge aufgrund von nunmehr fehlenden Zeitbezügen oder Wortspielen im Französischen erklärerische Hilfe leisten, doch bleibe die "kuriose Sammlung" auf jeden Fall lesenswert.