Cees Nooteboom

Tumbas

Gräber von Dichtern und Denkern
Cover: Tumbas
Schirmer und Mosel Verlag, München 2006
ISBN 9783829602662
Gebunden, 255 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Mit 135 Tafeln, davon 19 in Farbe, fotografiert von Simone Sassen. "...Auch zwischen Tausenden von Grabsteinen habe ich nie das Gefühl, dass ich bei einem Toten zu Besuch komme. Das Verhältnis ist immer ein persönliches, auch zu Dichtern, die schon so lange tot sind wie Vergil, Hölderlin, Leopardi. Sie gehören zu meinem Leben, weil sie dieses Leben auf die unterschiedlichste Weise und in den unterschiedlichsten Augenblicken begleitet haben..." Cees Nooteboom, der die Kontinente bereist und die Welten der Literatur durchwandert hat, besucht seine "geliebten Toten", wo immer er sie findet, um Zwiesprache mit ihnen zu halten, sich ihrer Worte, ihrer Unsterblichkeit zu versichern. Er pilgerte zu Keats und Shelley auf den "Friedhof der Fremden" in Rom, wo auch Goethes Sohn und die Söhne Wilhelm von Humboldts liegen; zu Thomas Mann, James Joyce und Elias Canetti nach Zürich; zu Balzac, Proust und Nerval auf dem Pariser Pere Lachaise; zu Brecht und Hegel, die nah nebeneinander auf einem kleinen Friedhof im Osten Berlins begraben sind.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Wenn ich mich nicht verzählt habe, wurden für diesen Band 83 Gräber fotografiert und - vielleicht sollte man so sagen - besprochen. Es sind vorwiegend s/w-Aufnahmen, die unter sehr unterschiedlichen Bedingungen zustande kamen. Die Texte stammen meist von Nooteboom. Mal sind es zierliche Verbeugungen vor großen Dichtern, mal zarte Erinnerungen und dann wieder ein kleiner Essay, der wie bei Borges den Verstorbenen ehrt durch ironische Imitation. In den Bemerkungen zu Susan Sontag steht: "Ihr Grab ist so, wie sie war, wenig zugänglich". Zu manchen Grabfotos hat Nooteboom nur einen Text des Begrabenen gestellt. Er wird bei Brodsky andere Gründe dafür gehabt haben als bei Ludwig Uhland. Dass letzterer überhaupt aufgenommen wurde, schreibt der Leser nicht Nootebooms Begeisterung für den Dichter der Schwäbischen Kunde zu. Er wittert darin vielmehr eine Anspielung, als wollte Nooteboom einem Freund damit zuwinken. Freundschaft ist das große Thema dieses Buches. Nooteboom ist hoch begabt darin...
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2007

Ein "außergewöhnlich schönes Buch" hat Laszlo F. Földenyi mit diesem Band über Gräber von Dichtern und Denkern in den Händen gehalten, das ihn zu seiner eigenen Überraschung kein bisschen bedrückte: "Von Trauer empfand ich keine Spur", bekennt Földenyi in seiner sehr schönen Huldigung dieses Bands, der ihn vielmehr "elektrisierte, inspirierte". Denn die Fotografien von Simone Sassen huldigen keinerlei Totenpomp, sondern "zaubern Leben" auch in den totesten Stein. Und die Essays und Porträts von Cees Nooteboom waren für ihn vor allem hervorragende und willkommene Anregungen zum Weiterlesen. Denn einen solchen begeisterten Leser wie Nooteboom hat Földenyi nach eigenem Bekunden noch nicht erlebt: "Bis ich am Ende des Albums angekommen bin, habe ich Dutzend Bücher auf meinem Tisch gestapelt." T.S. Eliot und Gombrowicz, Cortazar und Benn, Uhland und Graves und Louis Hyacinthe Bouilhet. Und schließlich betont Földenyi, dass es sich bei diesem Band um keinen "Gräber-Baedeker" handele, sondern um ein sehr persönliches Reisetagebuch der Verfasser, das über mehrere Kontinente ins Reich der Toten und der Literatur führe.