Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
18.08.2003. Diese Woche lesen Sie: Welche Autorin schon vor dem Erscheinen ihres neuen Romans einen Preis dafür bekam, wo Max Frisch und Günter Grass mal im Keller waren und welches Buch mehr gestrichene Stellen als Seiten aufweist. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Ein Jahr nach der Jahrhundertflut hat das Börsenblatt die Orte der Katastrophe besucht und eine positive Bilanz gezogen: Keiner der 36 schwer geschädigten Sortimenter habe aufgegeben, und alle Lehrlinge hätten, zum Teil in neuen Firmen, ihre Ausbildung fortsetzen können.

Premiere für BuchTV. Das Online-TV-Format, eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft Multimedia im Buchhandel, bietet ab sofort monatlich ein 15-minütiges Programm. Es ist "on demand" abrufbar. "Kinder- und Sachtitel werden ebenso berücksichtigt wie die Belletristik. Sendeplatz wird auch besonderen Buchhändler-Aktionen eingeräumt", schreibt das Börsenblatt. Das Projekt werde finanziell unterstützt von Telekom und Sony.

Uwe Johnson, Max Frisch, Günter Grass, Cees Nooteboom und Inka Parei haben alle mal im Keller gelesen, nämlich im Buchhändlerkeller, dem sich das Börsenblatt in seiner aktuellen Ausgabe ausführlich widmet. Er ist die "kleinste Lesebühne von Berlin", "genau genommen nur eine Türschwelle zwischen zwei geräumigen Wohnzimmern" und "dem Literaturbetrieb oft eine Nasenlänge voraus". Seit 35 Jahren (!) zeichnet K. P. Herbach für das Programm verantwortlich. Alle zehn Mitarbeiter der Underground-Bühne in Charlottenburg engagieren sich ehrenamtlich, 40 Lesungen stellen sie pro Jahr auf die Beine.

Porträtiert wird Annette Pehnt. Die Freiburgerin bekam für ihren ersten Roman "Ich muss los", die "Geschichte eines liebenswerten Sonderlings", vor zwei Jahren von der Kritik sehr viel Lob. In wenigen Tagen erscheint ihr neues Buch, "Insel 34". Der Roman um eine namenlose Heldin sei in gewisser Weise das Weiterspinnen des Vorgängers, findet das Börsenblatt. Schon vor dem Erscheinen erhielt Pehnt für einen Auszug aus "Insel 34" den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2002.

Interpretationen seines Werks gibt es viele, doch wer war der Mensch Theodor W. Adorno? Zu seinem 100. Geburtstag am 11. September kommen eine Reihe von Lebensdarstellungen des Denkers, allen voran Stefan Müller-Dohms 1000-Seiten-Wälzer "Adorno. Eine Biographie" heraus. Das Börsenblatt stellt eine Auswahl der Neuerscheinungen - von "Kindheit in Amorbach" (Insel) bis "Adorno in Frankfurt" (Suhrkamp) - vor.

Meldungen: Kiepenheuer & Witsch hat Maxim Billers Liebesroman "Esra" gemäß der Unterlassungsverpflichtungserklärung mit Auslassungen drucken lassen - in den 4000 Exemplaren des 214 Seiten umfassenden Buchs, die jetzt auf dem Markt sind, wurden 375 Textstellen "geweißt". Gastland der Frankfurter Buchmesse 2004 wird die Arabische Welt sein. Und: bei der diesjährigen Buchmesse mit dem Gast Russland lädt Wladimir Kaminer in Halle 7 zur "Russendisko" und zur Vorstellung seines neuesten Werks "Mein deutsches Dschungelbuch" ein, in dem Russen "so gut wie überhaupt nicht" vorkommen.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Der Göttinger Steidl Verlag will seinem Autor Günter Grass ein Archiv einrichten, meldet der Buchreport. Es soll Arbeiten des Literaturnobelpreisträgers enthalten, "Umschlagenwürfe sowie alle Arbeiten an Satz und Korrekturen". Außerdem will Verleger Gerhard Steidl an seinen eigenen Fundus, der eine Sammlung von Grass-Skulpturen und -Grafiken enthält, gehen und die Verlags-Archivalien damit ergänzen. Eine Konkurrenz für das im vergangenen Jahr eröffnete Günter Grass-Haus in Lübeck? Nein, eine Ergänzung, heißt es.

Das fünfköpfige Team des Siedler Verlags muss die Koffer packen und bis zum Jahresende von Berlin nach München umziehen - unters Dach der Random House-Zentrale. So will es Random House-Geschäftsführer Klaus Eck. Das Programmprofil des inhaltlich eng mit der Hauptstadt verbundenen kleinen Verlags solle gewahrt werden, es gehe vor allem darum, Kosten zu sparen.

Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfells klagt mal wieder. Diesmal gegen Bonusaktionen von Amazon und Buch.de. Internet-Martkführer Amazon ködere Neukunden mit einem Startgutschein über fünf Euro, den sie auf den Kauf preisgebundener Bücher anrechnen lassen könnten, so der Buchreport. Bei Buch.de könnten Kunden, die am Miles & More-Programm der Lufthansa teilnehmen, die erworbenen Bonusmeilen beim Buchkauf einsetzen. Aber: "Nach Ansicht des Treuhänders sind Prämiensysteme nur dann mit der Preisbindung vereinbar, wenn sie keine Auswirkungen auf den vom Käufer gezahlten Buchpreis haben."

Und: k.west ist der Titel einer neuen Kulturzeitschrift, die im Oktober auf den Markt kommen und monatlich im Klartext-Verlag erscheinen soll. Zwei ehemalige Kulturredakteure der SZ wollten damit die Lücke eines NRW-Feuilletons schließen.

Personalien: Daniel Brücher, Geschäftsführer des Dorling Kindersley Verlags, verlässt das Unternehmen "aus gesundheitlichen Gründen" - vorerst übernimmt der kaufmännische Geschäftsleiter, Dr. Thomas Goossens, Brüchers Aufgaben. Ralf Daab, Leiter des Buchbereichs im teNeues Verlag, gibt seinen Posten zum Jahresende an Marion Martin ab und macht sich mit dem Verlag daab publishing selbstständig.

Zum Schluss: die Bestsellerlisten.