Ulrich Fröschle

Friedrich Georg Jünger und der 'radikale Geist'

Eine Fallstudie zum literarischen Radikalismus der Zwischenkriegszeit
Cover: Friedrich Georg Jünger und der 'radikale Geist'
Thelem Verlag, Dresden 2009
ISBN 9783939888161
Kartoniert, 658 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Der Kulturphilosoph, Lyriker und Erzähler Friedrich Georg Jünger ist ein zentraler Vertreter jener konservativen Intelligenz, die für eine Intellectual history insbesondere Westdeutschlands lange ausgeblendet blieb. Die Fallstudie rekonstruiert am Beispiel Jüngers aus kaum bekannten Texten und Archivmaterialien die kulturellen Entstehungsbedingungen eines literarisch-politischen Radikalismus, wie er für die Zwischenkriegszeit typisch war. Sie zeigt, wie im kulturellen Laboratorium der Weimarer Republik tradierte Dispositionen, Denkfiguren und Rollenmodelle mit medial vermittelten Erfahrungen einer konkreten politischen Lage verschmolzen und in das Konzept einer ars militans umgesetzt wurden. Dabei gerät nicht nur die Verflechtung jener radikalen Milieus, die gern vereinfachend auf konträre politische Lager reduziert werden, in den Blick, sondern auch Jüngers konservative Wendung gegen die Nationalsozialisten um 1934, die sich aus den Konstellationen und Diskursen der späten Weimarer Republik erhellen lässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2009

Nicht recht erwärmen kann sich Stefan Breuer für Ulrich Fröschles Buch über Friedrich Georg Jünger, den jüngeren Bruder von Ernst Jünger. Erstens scheinen ihm einige Entscheidungen des Autors unglücklich, etwa dass er sich stark auf die erste Hälfte von Jüngers Leben bezieht, die im Zeichen einer "engen Symbiose mit seinem berühmteren Bruder Ernst" steht und zudem eine extrem rechte Phase seiner Biografie darstellt. Zweitens hält er dem Autor vor, sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren, wodurch einzelne gute Abschnitte zu seinem Bedauern untergehen. Zwar attestiert er dem Autor profunde Sachkenntnisse, bemängelt aber zugleich, dass es ihm nicht gelingt, den Stoff auf eine Weise zu organisieren, "die ein faires Urteil über Friedrich Georg Jünger erlaubt". Besonders missfällt ihm der Umgang des Autors mit Jüngers Antisemitismus, den der Autor als "politisch motivierte Judenfeindschaft" ausgibt. In diesem Zusammenhang schimmert für für Breuer auch Fröschles "Verankerung im Milieu der neuen Rechten" durch.