David Peace

GB 84

Roman
Cover: GB 84
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2014
ISBN 9783954380244
Gebunden, 544 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Torberg. Großbritannien, 1984. George Orwells düstere Vision ist Wirklichkeit geworden. Die Bergarbeiter sind in Streik getreten und kämpfen um ihre Arbeitsplätze, um ihre Zukunft. Doch die Premierministerin und ihre Handlanger sind gnadenlose Gegner. Sie hetzen die Presse auf, lassen Gewerkschaften bespitzeln, säen Gewalt. Inmitten dieser Eskalation, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges treibt, beginnt ein Spiel um Leben und Tod. Terry Winters, der als Gewerkschaftsführer schon bald mit dem Rücken zur Wand steht, hat in Stephen Sweet, dem zwielichtigen Strippenzieher der Regierung, einen gefährlichen Kontrahenten. Der Geheimdienst schickt David Johnson los, der die Jobs erledigt, die anderen zu schmutzig sind. Aber dann läuft ein Auftrag schief, und es gibt die ersten Toten. Spuren und Zeugen müssen beseitigt werden, wobei Johnson schließlich selbst ins Visier rückt. Als seine Frau entführt wird, gerät er außer Kontrolle.

Im Perlentaucher: Godzwill

Wenn wir dieses dunkle erzählerische Labyrinth aus Intrigen und Verrat am Ende verlassen, werden wir uns in einem fremden Land befinden, das mit dem Großbritannien von 1984 keine Ähnlichkeit mehr hat. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.07.2014

Mustergültig findet Rainer Moritz den bereits 2004 im englischen Original erschienenen Roman über den Bergarbeiterstreik 1984 von David Peace. Modellhaft scheint dem Rezensenten, wie der Autor politische Vorgänge und ein ideologisch unvoreingenommenes Gesellschaftsbild recherchiert hat und im Text darstellt. Die für Moritz unzweifelhaft vorhandenen Thrillerelemente des Buches fallen dahinter zurück. Was bleibt, ist für Moritz ein Zeitroman in 52 den Streik im Wochenrhythmus darstellenden Kapiteln von großer Brisanz. Das die Geschehnisse bestimmende Gewirr aus politischen und wirtschaftlichen Interessen vermag ihm der Autor stilistisch geschickt mit raschen Schnitten und treffenden, präzisen Dialogen zu durchdringen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2014

Der Bergarbeiterstreik 1984 hat Spuren im britischen Gedächtnis hinterlassen, weiß Alexander Menden, er markierte den Triumph der Lady Thatcher über die Gewerkschaften, herbeigeknüppelt von achttausend Polizisten. David Peace hat den Streikenden mit seinem Roman "GB84" ein "vor Wut rauchendes Mahnmal" gesetzt, berichtet der Rezensent. Mit seiner fragmentarischen und unsteten Erzählweise erschafft der Autor ein authentisches Zeitgefühl, ordentlich und eindeutig ist gar nichts, grob chronologisch, das ja, erklärt Menden. Und immer wieder taucht Peace direkt ins Geschehen ein, wo "T-Shirts und Haut gegen Acrylglas und Leder" gepresst werden, während die Schläge prasseln. Besser ist dieser historische Augenblick noch nicht verarbeitet worden, findet der Rezensent. Nur Identifikationsfiguren gibt es keine, warnt Menden, auf keiner Seite.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.02.2014

Der große Bergarbeiterstreik von 1984 hat sich tief ins nationale Gedächtnis der Briten gegraben, weiß Sylvia Staude, ziemlich exakt dreißig Jahre später erscheint dessen Romanbearbeitung "GB84" von David Peace, im Original bereits vor zehn Jahren herausgekommen, nun auf deutsch. Darin verfolgt der Autor eine Doppelstrategie, berichtet die Rezensentin: zum einen penibelste Archivrecherche, zum anderen Mut zur Stilisierung, zu formaler Strenge und Rhythmisierung. Das Ergebnis, übrigens "vorzüglich" übersetzt von Peter Torberg, ist für Staude ein "herzzerreißend beklemmendes, nachtschwarzes Puzzle", das dem Leser die Geschehnisse mit unbarmherziger Härte vor Augen führt.