Norman Davies

Im Herzen Europas

Geschichte Polens
Cover: Im Herzen Europas
C.H. Beck Verlag, München 2000
ISBN 9783406467097
Gebunden, 505 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Mit einem Geleitwort von Bronislaw Geremek. Mit 12 Karten, 5 Diagrammen und 30 Abbildungen auf Tafeln. An der Schwelle des 21. Jahrhunderts ist Polen in eine neue Phase seiner politischen Entwicklung eingetreten: als souveräner Staat, befreit vom "Trauma" seiner geographischen Lage. Norman Davies erzählt in seinem Buch die Geschichte der polnischen Nation von ihren Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart. Mit archäologischem Spürsinn deckt er Schicht für Schicht die Vergangenheit Polens auf und setzt sie in Beziehung zu den späteren Entwicklungen. Er schildert die Triumphe und Niederlagen, beschreibt die beherrschende Rolle der Kirche und die der polnischen Liberalen und der Intelligenz, die vielschichtigen Beziehungen zu Russland und vor allem die dramatischen Geschehnisse der letzten zweihundert Jahre. In einem eigenen Kapitel fasst er die Entwicklungen der Jahre 1983-1999 zusammen. Seine engagierte Darstellung stellt Polen nicht nur geographisch als "das Herz Europas" heraus, sondern zeigt auch, dass das Schicksal Polens von vitalem Interesse für ganz Europa ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2000

Die Zeit hat den polnischen Publizisten Adam Krzeminski gebeten, über Norman Davies` großangelegte Geschichte Polens zu schreiben. Die Originalausgabe des Buchs ist bereits 1983 erschienen (und zwar unter dem eindeutigeren Titel `Heart of Europe`) - in einer anderen Zeitrechnung mithin. Natürlich, meint Krzeminski, müsste heute die Bewertung einiger Personen und Tendenzen vor allem der achtziger Jahre revidiert werden, ebenso wie viele Topoi der polnischen Kulturtradition des 19. und 20. Jahrhunderts zu relativieren sind. Trotzdem: `Im Herzen Europas` ist nicht nur `bravourös geschrieben, so Krzeminski in seiner sehr fachkundigen Kritik, sondern ein `gewaltiger Entwurf, der die politischen Abläufe mit der Kultur, der Psychologie, den wirtschaftlichen und historischen Gegebenheiten verbindet und manchmal Kontinuitäten über Jahrhunderte hinweg aufdeckt, die selbst den Polen nicht immer offenkundig sind.`

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2000

Mit Bewunderung für die tiefe Kenntnis polnischer Geschichte des britischen Historikers Norman Davies lobt der ehemalige Bürgerrechtler Wolfgang Templin dessen `Geschichte Polens` von 1984, die nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Davies, der sich in den sechziger und siebziger Jahren lange in Polen aufgehalten hat, hatt keineswegs eine Zusammenfassung seiner 1981 erschienenen 2000 Seiten umfassenden Gesamtgeschichte Polens vorgelegt, versichert Templin. Vielmehr folge der Autor dem `reizvollen Ansatz`, gegen die akademische Gewohnheit die Chronologie umzukehren, von der Befreiung 1983-1999 über das `Wunder` der Arbeiterbewegung bis zurück zur Herrschaft der Jagiellonen und der polnischen Adelsrepublik. Das Problem dieser Vorgehensweise besteht nach Templin neben ihren Vorzügen darin, dass das erste Kapitel von 1944 bis zum Winter 1981 und der Entstehung der `Solidarnosc` für den nichteingeweihten Leser `ein Parforceritt` ist. Doch `mit Weitsicht` behandele der Autor die lateinischen Traditionen im Osten Europas und die wechselvolle Geschichte Polens `als konstitutiven Teil europäischer Entwicklung`. Die Bedeutung von Davies Buch liegt für den Rezensenten `in der Hartnäckigkeit, entscheidende Linien und Motive durch die Geschichte festzuhalten` und `Moderne und Tradition immer wieder zu konfrontieren`.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2000

Keine Frage, dass der Verfasser des Buches das Land liebt, dessen Geschichte er aufschreibt. Der Rezensent Peter Rehder spricht von einer "bisweilen fast hymnischen Polonophilie", die sich ein wenig auch der Entstehungszeit der (nun aber bis in die Gegenwart fortgesetzten) englischen Originalausgabe verdankt: 1984, der Kampf der Solidarnoscz gegen das Kriegsrecht. Davies erzähle nicht chronologisch, sondern in Zyklen, er springe von der Gegenwart zur Erklärung immer wieder in die Geschichte zurück, und er konzentrier sich auf die Kulturgeschichte. Geschrieben ist das Buch, so Rehder, in einem "unakademisch leichten" Stil, die Übersetzung findet er "sorgfältig", die Ausstattung des Bandes mit Registern und Karten "vorzüglich". Einzige kritische Anmerkung: mitunter mangelnde Vertiefung und hin und wieder übertriebene Russenfeindlichkeit.
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