Charles Sprawson

Ich nehme dich auf meinen Rücken, vermähle dich dem Ozean

Die Kulturgeschichte des Schwimmens
Cover: Ich nehme dich auf meinen Rücken, vermähle dich dem Ozean
Mare Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783936384734
Gebunden, 335 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englsichen von John und Peter von Düffel. Charles Sprawson verbrachte seine Kindheit in Indien, wo er im unterirdischen Gewölbe eines Prinzenpalastes das Schwimmen lernte - zwischen Säulen, deren Sockel im geheimnisvollen Dunkel des Wassers verschwanden. Das Schwimmen wurde ihm zu einer Leidenschaft. "Ich nehme Dich auf meinen Rücken, vermähle Dich dem Ozean" - die Worte des Meeresgottes Proteus in Goethes "Faust II" sind eine Einladung, das geheimnisvolle und widersprüchliche Wesen des Schwimmers zu ergründen. Charles Sprawson erzählt von Nymphen und Najaden im klassischen Griechenland, führt uns nach Rom, in die Hauptstadt der Aquakultur - bis ins Mittelalter, als das Christentum begann, Blöße und Sinnlichkeit zu verteufeln. Fischer und Seeleute lernten zu beten, doch die Kunst des Schwimmens blieb ihnen über Jahrhunderte suspekt. Im 19. Jahrhundert schließlich wurde die Bewegung im Wasser von Abenteurern, Exzentrikern und englischen Aristokraten neu entdeckt...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2003

Die alten Römer, weiß Stefanie Peter, "besaßen ein Gefühl für Wasser", und selbiges bescheinigt sie auch Charles Sprawson, dem Autor des Buches, das sie diese und viele andere Lektionen aus der Kulturgeschichte des Schwimmens gelehrt hat. Zum Beispiel, dass der Sport in der Antike eine bedeutende Kulturtechnik und dann für Jahrhunderte vergessen war, bevor er in der Neuzeit zum Massenvergnügen wurde. Und welche berühmten Schriftsteller passionierte Schwimmer waren. Denn Sprawsons Buch, schwärmt die Rezensentin, ist nicht nur "Zeugnis der persönlichen Obsession seines Autors", sondern spürt auch ebenso klug wie aufschlussreich den Banden vom Schwimmen und der Literatur nach. Sprawson, ein brillanter Erzähler, habe sich auf die Spuren der schreibenden Wasserratten aus Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte begeben und dabei in alle Gewässer der westlichen Welt - wenn er sie schon nicht allesamt durchschwimmen konnte - "wenigstens einen großen Zeh gehalten". Einziger Wermutstropfen in den spritzigen und tiefen Wassern des Buches sei es, dass auf die reizvolle Bebilderung der englischen Originalausgabe verzichtet wurde.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.11.2002

In Charles Sprawsons "Kulturgeschichte des Schwimmens" erfährt man laut Ansicht Katharina Hackers so gut wie alles über das Schwimmen. Zum Beispiel, dass das Schwimmen bei Römern und Griechen zur "lustvollen Bildung" gehörte und man im alten Rom dem Ungebildeten nachsagte, "er könne weder lesen noch schwimmen." Erst nach langer "christlicher Unterbrechung" wurde das Schwimmen von reisenden Engländern im 18. Jahrhundert wiederbelebt, und übte alsbald großen Einfluss auf Literatur und Kunst aus, referiert Hackers. Auch erfahre der Leser die Bedeutung des Schwimmens für den Dichter Goethe. Zum Bedauern der Rezensentin mäandert das Buch allerdings zwischen vielen Anekdoten und Darstellungen hin und her, so dass der Leser bisweilen die Orientierung verliere. Ertrinken werde der Leser zwischen der Darstellung japanischer Schwimmgeschichte und der dichterischen Bearbeitung des Elements Wasser indes nicht. "Allenfalls", schließt Hacker, "wird er über die naive Darstellung Riefenstahlscher Kunstideen oder manche Redundanz den Kopf schütteln."