Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
27.08.2003. Diese Woche lesen Sie: Welcher Literaturverlag keine Literatur im Programm hat, welcher Zukunfts-Kongress keine Zukunft hatte und welcher Verleger ausstieg, um Bücher zu schreiben. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Das Börsenblatt gewährt Einblick ins Peter Suhrkamp-Archiv. Der erste Teil mit rund 250.000 Schriftsätzen steht der Frankfurter Universität seit Dezember 2002 als Dauerleihgabe zur Verfügung. Er umfasse neben Originalmanuskripten die private und verlegerische Korrespondenz Peter Suhrkamps von der Gründung des Verlags 1950 bis zu seinem Tod 1959. Weitere Tranchen überlasse die Peter Suhrkamp-Stiftung der Uni in Fünfjahresabschnitten. Der im Archiv gelagerte Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und seinen beiden Verlegern, Suhrkamp und Unseld, erscheint im September, zum 100. Geburtstag des Sozialphilosophen, mit dem Titel "So müsste ich ein Engel sein und kein Autor" auch im Suhrkamp Verlag.

Der Hamburger Konkret Literatur Verlag wird 25. "Wer heute im Jubiläumsprogramm des kleinen linken Konkret Literatur Verlags blättert, der muss nach Literatur lange suchen", bemerkt das Börsenblatt. Man stehe für politische Sachbücher, sagt die Geschäftsführende Gesellschafterin Dorothee Gremliza (ihr Bruder, Hermann L. Gremliza, ist seit 1974 Chef des Monatsmagazins "Konkret"). Am Verlagsanfang habe das Ziel gestanden, Werke antifaschistischer deutscher Emigranten wieder zugänglich zu machen, in einer "Bibliothek der verbrannten Bücher". Eine wichtige Aufgabe, aber kein großer Erfolg, sodass die Bibliothek 1983 nach zehn Bänden eingestellt worden sei.

Besucht hat das Börsenblatt Veit Heinichen. Der Mitbegründer des Berlin Verlags zog vor vier Jahren nach Triest und schreibt dort Bücher. Nach drei Kriminalromanen ist sein aktuelles Projekt ein Triest-Buch, "Biographie einer Stadt" (soll 2004 bei Hanser erscheinen). Eine solche Kreativität hätte sich in seiner Verlegerzeit kaum entfalten können. Über seinen Abschied von der Spree erzählt Heinichen: "Es ist die schönste Niederlage meines Lebens. Ich war nicht mehr in der Lage, die Situation zu beherrschen, das heißt, Triest war stärker als ich."

Nach 18 Monaten wird das Insolvenzverfahren über den Könemann Verlag abgeschlossen: Tandem hat 80 Prozent der Bestände sowie den überwiegenden Teil der Rechte übernommen und führt die Marke fort. Verlagsgründer Ludwig Könemann werde den Aufbau unter Tandem begleiten und als Verlagsleiter Programm und Vertrieb betreuen, berichtet Tandem-Mitinhaber Herbert Ullmann dem Börsenblatt. Könemann sei nicht am Programm gescheitert, sondern an der Organisation - von der Produktion bis hin zur Lagerhaltung.

Personalien: Claus Wüstenhagen übernimmt die Aufgaben von Dietmar Salein, der den Geschäftsführungs-Posten bei der Vogel-Mediengruppe abgibt. Jörg Achim Zell ist zweiter Gesellschafter der im vergangenen Jahr von Oliver Gorus gegründeten Literaturagentur Gorus geworden.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

50 Tage vor der Frankfurter Buchmesse ist der Rückgang der Ausstellerzahlen gestoppt. Die Erhöhung der Standmieten um durchschnittlich 7,5 Prozent und die Preispolitik der Hotels - bei vielen erneute Anhebung der Tarife und Durchbuchungszwang - sorgen bei den Ausstellern aber weiterhin für Ärger. Die daraus resultierende Absage der amerikanischen Holtzbrinck-Verlage Henry Holt und St. Martin's Presse sei ein herbes Signal gewesen, zitiert der Buchreport Messe-Chef Volker Neumann. Er wolle seinerseits ein positives Signal setzen und verspricht Preiserhöhungen bis 2010 nur in Größe der Inflation. Und die Hotels?

Keine Zukunft hat "Futura Mundi": Der Kongress, der in diesem Jahr zum zweiten Mal im Rahmen der Frankfurter Buchmesse stattfinden sollte, ist abgesagt. Dahinter stehe eine Richtungsentscheidung, schreibt der Buchreport. "Der im Juli 2002 geschasste Messedirektor Lorenzo Rudolf hatte den Zukunftskongress als Alternative zu den traditionellen Länderschwerpunkten aus der Taufe gehoben. Das Symposium mit prominenten Referenten aus Politik und Kultur sollte die Buchmesse auf lange Sicht als intellektuelles Forum profilieren." Der neue Buchmesse-Direktor, Volker Neumann, wollte auf das Gastland-Prinzip nicht verzichten, da es "große Chancen für den interkulturellen Austausch bietet."

Deutsche Internetnutzer sind zunehmend bereit, für bestimmte Inhalte im Netz zu bezahlen. Der Erfolg von kostenpflichtigen Inhalten im Internet hänge vor allem von der richtigen Preisfestsetzung ab, berichtet der Buchreport und beruft sich auf eine Studie des Verbands deutscher Zeitschriftenverleger. In der Studie kam heraus, dass ein einzelner Artikel den Lesern im Schnitt 0,29 Euro Wert sei - eine reine Nachricht sogar bis zu einem Euro. Für ein Abonnement publizistischer Inhalte allgemeiner Art würden die befragten Nutzer durchschnittlich bis zu 1,11 Euro im Monat zahlen.

Meldungen: Das Internetportal "Phonoline" soll mit 99 Cent pro runtergeladenem Titel kostenpflichtiger Nachfolger des platt gemachten Musiktauschdienstes Napster werden - es startet, sobald die beteiligten deutschen Musikfirmen es geschafft haben, ihre Interessen unter einen Hut zu bringen. Der schweizer Ringier-Verlag (u. a. bekannt durch die Berichterstattung über die fingierte Sex-Affäre von Thomas Bohrer) will noch vor Weihnachten ein politisch-kulturelles Monatsmagazin auf den Markt bringen. Der Kölner Fachverlag Dr. Otto Schmidt bietet jetzt in der Rechsprechungsdatenbank aus-portal.de kostenfreie Informationen rund um arbeits- und sozialrechtliche Themen an, u. a. auch Vertragsmuster und Linklisten.

Personalien: Antonius Huerkamp, bislang Geschäftsführer der Bertelsmann-Tochter empolis, ist neuer Geschäftsführer der Tanto Xipolis GmbH (gegründet von Holtzbrinck und Brockhaus AG). Dr. Ralf Ueding, Geschäftsführer des Hoffmann & Campe Verlags, verlässt das Unternehmen und wird ab 1. Januar 2004 die Geschäftsführung des ADAC-Verlags übernehmen. Der Autor Christoph Hein erhält in diesem Jahr den mit 22.000 Euro dotierten "Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur".

Und zum Schluss: die Bestsellerlisten.