Thomas Hettche

Unsere leeren Herzen

Über Literatur
Cover: Unsere leeren Herzen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2017
ISBN 9783462050684
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Eine Frage bestimmt das Schreiben dieses Autors: Welche Tröstung kann Literatur für unsere leeren Herzen heute noch bieten? 'Unsere leeren Herzen' setzt nach 'Fahrtenbuch' und 'Totenberg' Thomas Hettches essayistisch-erzählerischen Erkundungen fort, mit denen er, neben dem hochgerühmten Romanwerk, seine intellektuelle Autobiografie fortschreibt. Ohne kulturpessimistische Larmoyanz, aber im Wissen, dass sich metaphysische Sinnfragen in unseren fundamental bedrohten westlichen Gesellschaften immer dringlicher stellen, befragt Thomas Hettche in seinen Essays leidenschaftlich die Literatur nach ihrem Sinn und ihrer Zukunft. Gegen den naiven Glauben einer Abbildbarkeit der Welt, der unsere Gegenwart beherrscht und das Glücks- wie das Erkenntnisversprechen der Literatur verrät, spürt Hettche in 'Unsere leeren Herzen' den Quellen eines anderen Realismus, ja einer anderen Moderne nach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2018

Kommt Rezensentin Wiebke Porombka gerade recht, dieser Essay-Band von Thomas Hettche in seiner selbstbewussten Aufmachung. Von wegen Krise der Literatur! Hettche beschwört den Realismus Wilhelm Raabes, das Autor-Verleger-Verhältnis (Koeppen/Unseld) und die quasi religiösen Qualitäten der Literatur, stellt die Rezensentin erfreut fest. Dass Hettches Daseinsfragen an die Literatur ganz ohne Alarmismus auskommen, rechnet Porombka ihm hoch an. Ebenso dass er die Stärken des Buches gegenüber dem Digitalen nüchtern hervorhebt. Federleicht, stilistisch vollendet schwebt das laut Rezensentin über schnödem Kulturpessimismus. Nur Hettches Breitseite gegen Karl Ove Knausgard und seine lustvolle Regression erscheint ihr etwas allzu kleinlich angesichts des hier so gekonnt formulierten Glaubens an die utopische Kraft der Literatur.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.12.2017

Rezensent Nico Bleutge schätzt neben den Romanen vor allem die Essays von Thomas Hettche: Wie ihm der Schriftsteller in längeren und kürzeren Texten mal desillusioniert, mal hoffungsvoll von den Überbleibseln der humanistischen Kultur im digitalen Zeitalter erzählt, hat den Kritiker beeindruckt. Zwischen Überwachungsskandalen, Werbemanipulation und terroristischen Plattformen in der virtuellen Welt biete nur noch die Literatur jene Räume der Stille, die das "Ganze der Welt" spürbar machen könnten, liest Bleutge hier. Mit großem Interesse folgt der Rezensent zudem Hettches Lektüreerlebnissen mit Wilhelm Raabe, Ernst Jünger oder David Foster Wallace, anhand derer er seine Idee einer realistischen Literatur entwerfe, die gleichsam die "Welten der Imagination" in sich aufnehme. Gelegentliche Vereinfachungen und das allzu didaktische "Wir" nimmt Bleutge dem Autor nicht übel.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2017

So "poetisch" wie instruktiv erscheint Rezensentin Karin Janker dieser Band, in dem Thomas Hettche in kurzen Essays über Wilhelm Raabes Realismus als utopisches Projekt, David Bowies Begegnung mit dem Maler Balthus oder Versprechungen in Romanen von Michel Houellebecq oder Karl Ove Knausgard nachdenkt. Ein wenig nostalgisch, aber nie kulturpessimistisch, vor allem aber reizvoll und sinnlich regt Hettche zum Nachdenken über Literatur an und schafft dabei einmal mehr selbst Literatur, schwärmt die Kritikerin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter