Walter Höllerer

Theorie der modernen Lyrik

Dokumente zur Poetik. Zwei Bände
Cover: Theorie der modernen Lyrik
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446203860
Gebunden, 992 Seiten, 54,00 EUR

Klappentext

Neu herausgegeben von Norbert Miller und Harald Hartung. Von Keats über Baudelaire bis Hofmannsthal, von Majakowskij über Celan bis Durs Grünbein - 140 Selbstauskünfte über das Dichten: bildhaft und theoretisch, einzelkämpferisch und richtungweisend, glühend und spielerisch. Zusätzlich ist jedem der Dichter ein bio-bibliographischer Artikel gewidmet, was diese beiden Bände nicht nur zu einer Fundgrube an schwer zugänglichen poetologischen Texten macht, sondern darüber hinaus zu einem praktischen Handbuch für alle, die sich für die literarische Moderne interessieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2004

Genau zwanzig Jahre nach Ende des Krieges erschien bei Rowohlt im Jahr 1965 erstmals Walter Höllerers "Theorie der modernen Lyrik", nach Ralf Berhorst der Versuch wieder Anschluss an den poetologischen Diskurs der Moderne zu finden. Das Besondere an dieser Anthologie war, so Berhorst, dass sie nicht erst bei Baudelaire sondern mit den amerikanischen Dichtern wie Poe und Whitman einsetzte und dass sie ihr theoretisches Gerüst ausschließlich aus Reflexionen und Selbstzeugnissen der Dichter selbst bezog. Sechzig Dichter porträtierte der Band von damals, der mittlerweile ein wissenschaftshistorisches Dokument geworden ist und nun neu aufgelegt wird. Die beiden Herausgeber Norbert Miller und Harald Hartung haben die Ausgabe von 1965 überarbeitet und dankenswerterweise fortgeführt, schreibt Berhorst: 80 neue Einträge beinhalte der zweite Band, der bis in die Gegenwart reiche. Auch Höllerer selbst, im vergangenen Jahr verstorben, hat darin Aufnahme gefunden, stellt der Rezensent befriedigt fest.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2004

Walter Höllerers einstiges Standardwerk zur Poesie der Moderne (und ihrer Poetik) war, kein Wunder, nach vierzig Jahren ein wenig "renovationsbedürftig", stellt der Rezensent Roman Bucheli fest. Also haben es die neuen Herausgeber Harald Hartung und Norbert Miller auf den neuesten Stand gebracht, der jetzt auch Thomas Kling oder Durs Grünbein mit einschließt - ebenso wie ein entschiedenes Plädoyer des einstigen Herausgebers Walter Höllerer für das "lange Gedicht". Verschwunden sind Cocteau und Bataille, dazu kommen nun aber auch Mandelstam oder Yeats - der Umfang hat sich, so Bucheli, "fast verdoppelt". Im Kern aber sei das Werk erhalten geblieben, auch die Struktur sei dieselbe: Ein Überblick über Leben und Werk des Dichters/der Dichterin und danach Poetologisches (meist in Ausschnitten). Der Rezensent hat, wie es scheint, an dem Band nichts auszusetzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2003

Große Verdienste haben sich nach Meinung von Walter Hinck die beiden Herausgeber der alt-neuen "Theorie der modernen Lyrik" erworben. Norbert Miller und Harald Hartung sind Schüler von Walter Höllerer, der im Jahr 1965 seine Epoche machende "Theorie der modernen Lyrik" herausgegeben hat. Das Besondere an diesem Band war, erklärt Hinck, dass Höllerer nur Texte von Autoren aufgenommen hatte, die selbst als Lyriker arbeiteten, was bedeutete, dass Adorno beispielsweise in dieser Anthologie nicht vertreten war. Dieses Prinzip hätten die beiden neuen Herausgeber beibehalten, merkt Hinck an, dabei aber die Sammlung bis zur Gegenwart vervollständigt und gegebenenfalls auch Autoren wie Rudolf Borchardt rehabilitiert. Eine systematische Theorie der Lyrik hätten die Leser nicht zu gegenwärtigen, baut Hinck falschen Erwartungen vor, vielmehr lieferten die beiden Bände Selbstinterpretationen bedeutender Lyriker, wobei das Spektrum ausgesprochen international sei. Eurozentrismus könnte man den beiden Herausgebern wahrlich nicht vorwerfen, meint Hinck. Sein kleiner Einwand bezieht sich vielmehr auf die ungenaue Auslegung des Begriffs "moderne Lyrik"; die zu jedem Autor beigesteuerten Einleitungstexte ergäben dafür ein kleines Lexikon der modernen Lyrik, verspricht der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2003

Geschlagene 38 Jahre ist es her, dass dieser Band ein erstes Mal das Licht der Welt erblickte. Der damalige Herausgeber Walter Höllerer ist dieses Jahr gestorben, die Fortsetzung in die Gegenwart (bis Grünbein und Kling) haben Norber Miller und Harald Hartung übernommen. Und Helmut Böttiger überschlägt sich geradezu vor Begeisterung in seiner Rezension, denn nach wie vor, wenn nicht mehr denn je, stellten diese zwei Bände den "besten Weg" dar, sich "dem Wesen der Poesie zu nähern". Dies geschieht hier in Darstellungen der Dichter mit darauf folgenden, von ihnen verfassten Essays. Von hohem Reiz, so Böttiger, ist die "völlig undogmatische" Ausrichtung, die dazu führt, dass das Verschiedenste und Widersprüchlichste hier zusammenfindet wie in einem "Kaleidoskop". Nach wie vor handelt es sich bei diesem Text, das ist der Rezension zu entnehmen, um ein einzigartiges Schatzhaus.