Björn Bicker

Illegal

Wir sind viele. Wir sind da
Cover: Illegal
Antje Kunstmann Verlag, München 2009
ISBN 9783888975547
Gebunden, 128 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Wir wissen alle, dass sie da sind. Dass sie viele sind. Dass sie für uns arbeiten. Und keine Papiere haben. Illegal sind. "Wir arbeiten, wir sind ordentlich, wir sind fleißig, wir haben einen traum" - wie ein Song beginnt der Text von Björn Bicker. Er erzählt davon, wie sich das Leben in einem Land anfühlt, in dem man offiziell nicht existiert. Einer kommt aus der Ukraine. Er hat studiert und spricht vier Sprachen. Dort kann er nichts verdienen, hier schon. Mit Umzügen, Gartenarbeit. Einer kommt aus Kurdistan. Er ist gefoltert worden. Dafür wollten sie hier eine Quittung. Er wohnt in einem Zimmer ohne Fenster. Eine kommt aus Ecuador. Dort war sie Sekretärin. Hier putzt sie und hütet die Kinder deutscher Frauen. Einmal war sie schwanger und hat abgetrieben. Dann war sie wieder schwanger, ihr Freund ist ausgewiesen worden. Sie hat das Kind behalten und ist hier geblieben. Die Mutter und die Schwestern leben von ihrem Geld, sie wissen von nichts.
Die Stimmen, die der Schriftsteller und Dramaturg Björn Bicker zu diesem Buch verdichtet hat, erzählen ganz und gar unsentimental von Abhängigkeit und Ausgeliefertsein, aber auch von einem unbändigen Lebensmut. Wer dieses Buch gelesen hat, wird anders durch seine Stadt gehen. Mit Empathie für die Menschen, die keine Papiere haben. Er wird sie sehen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.05.2009

Ein "ungewöhnliches Stück Prosa", schreibt Rezensentin Hanna Leitgeb über diesen, aus einem Theaterstück und den dazugehörigen Recherchen entstandenen Text. Durch das Buch habe sich, wie sie schreibt, ihr Bewusstsein für die Problematik geschärft: Es handele sich nämlich um "innere Monologe" von illegal in Deutschland lebenden Flüchtlingen, die Björn Bicker zu ihrer Situation befragt habe und deren Geschichten er sie nun in einer lakonischen Sprache erzählen lasse. Dabei sieht die Rezensentin diese Menschen viel Energie auf das Unsichtbarsein verwenden. Es beeindruckt sie aber auch Bickers Blick auf das Problem, die Art, wie er die einzelnenen Monologe mit einem "chorischen, fast liedhaften Text" unterbricht, der nicht anklagt, sondern selbstbewusst Stellung zur deutschen Rechtslage nimmt. Leitgeb hat nach eigenem Bekunden am Ende verstanden, dass die Staatenlosen im Kontext der Globalisierung eine bislang unterschätzte Kraft besitzen.