Tillie Olsen

Was fehlt

Unterdrückte Stimmen in der Literatur
Cover: Was fehlt
Aufbau Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783351039837
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Nina Frey, Nele Holdack, und Hans-Christian Oeser. Aus dem Amerikanischen von Nina Frey und Hans-Christian Oeser. Mit einem Vorwort von Julia Wolf. "Unverzichtbar für alle, die verstehen wollen, unter welchen Umständen Kunst entsteht oder verhindert Anhand verblüffender Aussagen von Schreibenden beleuchtet Tillie Olsen, auf welch vielfältige Weise der schöpferische Geist seit jeher unterdrückt wurde. Neben Schriftstellern wie Melville und Kafka wendet sie sich vor allem Schriftstellerinnen wie Virginia Woolf, Janet Lewis und Ann Petry zu, deren Kräfte in Häuslichkeit und Mutterschaft aufgerieben wurden, deren sexuelle Orientierung oder Hautfarbe zu Ausgrenzung und Isolation führte. Sie öffnet den Blick für jene, die überhaupt keine Sprache finden konnten und einzig als Leerstellen in der Literatur auszumachen sind. Denn erst wenn wir anerkennen, was fehlt, können wir unsere Gesellschaft und die Literatur, die sie hervorbringt, richtig verstehen.Die Neuentdeckung einer Vorreiterin der emanzipatorischen Literatur - ein Essayband, der eine ganze Generation veränderte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.01.2023

Rezensentin Elena Witzeck fragt sich, wie Tillie Olsen ihr so lange verborgen bleiben konnte. Sie freut sich, dass sie nun Kurzgeschichten und Essays der Amerikanerin, die aus recht prekären Verhältnissen kam, entdecken kann. Die Essays über das weibliche Schreiben und über Frauen, die das immer nur neben der Haushaltsarbeit tun können, findet Witzeck radikal und faszinierend, gerade auch, weil sie weit spätere Diskussionen schon vorwegzunehmen scheinen. Olsens Wunsch nach mehr schreibenden Frauen kann sie nach der Lektüre nur teilen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2022

Rezensentin Carola Ebeling freut sich, dass Tillie Olsen nun auch auf Deutsch entdeckt wird. Neben einem Erzählband, in dem die als Tochter russisch-jüdischer Einwanderer in den USA geborene Schriftstellerin von einer Einwandererfamilie erzählt, ist nun ihr 1978 erstmals veröffentlichter Essayband "Was fehlt" auf Deutsch erschienen, mit dem Olsen ihrer Zeit weit voraus war, so Ebeling. Denn schon in ihrem ersten, auf einem Vortrag von 1962 basierenden Essay halte die Schriftstellerin und vierfache Mutter Grundlegendes über die schiere Unvereinbarkeit von Muttersein und schriftstellerischer Arbeit fest. Auch um andere marginalisierte Gruppen geht es in den Essays; alles unter dem Zeichen ihres großen Anliegens, sich für die unterdrückten Stimmen der Literatur stark zu machen, wie die Kritikerin fasziniert wiedergibt. Als eine Art methodische Spiegelung dieses Anspruchs der Mehrstimmigkeit sieht sie Olsens Verfahren, viele andere Autor*innen aus dem 19. und 20. Jahrhundert für sich sprechen zu lassen; darunter Virginia Woolf oder Kafka, aber auch unbekanntere Namen. Eine "literarische Fundgrube" für die begeisterte Kritikerin.