Matthias Kalle

Verzichten auf

Cover: Verzichten auf
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2003
ISBN 9783462033335
Taschenbuch, 221 Seiten, 8,90 EUR

Klappentext

Das Jammern über 'die Krise' nervt. Die goldenen Neunziger sind vorbei, das stimmt. Aber muss deswegen gleich für und von einer ganzen Generation 'die Krise' ausgerufen werden? Es ist Zeit, sich Fragen zu stellen, findet der Journalist Matthias Kalle - statt immer nur dumme Antworten zu geben und sich selbst Leid zu tun. Wütend über die Sattheit, die Angepasstheit und die abgeklärte Attitüde vieler Altersgenossen, wagt der Autor in diesem Buch einen radikalen Aufräumversuch, ausgehend von der Frage: Wie will ich leben?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.09.2003

Schlichtheit ist wieder in, und da passt es gut in den Zeitgeist, spöttelt Gerrit Bartels, wenn sich Matthias Kalle als der "Anti-Illies" gibt. Nicht mehr Jammerkultur, sondern Verzicht ist angesagt. Aber auf was hat einer wie Kalle, Jahrgang 1975, bislang verzichtet? Zitat: "Ich wurde, was ich bin, weil ich darauf verzichtet habe, ein anderer zu sein." Auch wenn der Autor die Selbstironie als erstrebenswerte Charaktereigenschaft erkannt haben soll, scheint sie ihm gelegentlich abhanden zu kommen, anders lässt sich dieses Zitat wohl kaum deuten. Denn Kalle, betont Bartels, fühlt sich tatsächlich berufen, die Verhältnisse seiner Generation auszuleuchten, empfindet seine Lebensgeschichte als repräsentativ. So spielt er das Verzichtsmotiv durch, berichtet von passivem und aktivem Verzicht, um am Ende, so unser auf beißenden Spott verzichtender Rezensent, auf den einen Unverzichtbaren zu kommen: Kalle natürlich. Der wird einigen Altvorderen ganz gut gefallen, vermutet Bartels, da er "im Gestus des selbstkritischen Bedenkenträgers" soziale Gleichgültigkeit anprangert und politisches Bewusstsein, Solidarität und Tiefgang einklagt. Schön, dass er drüber geredet hat, winkt Bartels ab.