Gulraiz Sharif

Ey hör mal!

(Ab 12 Jahre)
Cover: Ey hör mal!
Arctis Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783038800545
Gebunden, 208 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim und Sarah Onkels. Es sind Sommerferien und der fünfzehnjährige Mahmoud stellt sich auf lange Tage außerhalb seines Plattenbau-Viertels am Rand von Oslo ein. Norwegische Norweger verreisen in den Sommerferien, aber was machen mittellose Ausländer? Doch dieser Sommer wird anders. Denn die Familie erhält Besuch von Onkel Ji aus Pakistan und Mahmoud soll ihm die Stadt zeigen. Onkel Ji ist fasziniert von dem fremden Land, doch dann beginnt auch er sich zu fragen, ob mit Ali, Mahmouds kleinem Bruder, etwas nicht stimmt. Denn Ali spielt mit Puppen und benimmt sich nicht so, wie ein Pakistani-Junge sich benehmen sollte …

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.06.2022

Florian Welle hat die Figuren aus Gulraiz Sharifs Jugendroman über das Aufwachsen eines jungen Muslims im heutigen Oslo lange vor Augen. Außerordentlich an diesem Debüt findet er nicht nur die Figurenzeichnung, auch der von Meike Batzheim und Sarah Onkels laut Welle kongenial ins Deutsche gebrachte "Sound der Straße" mit "Bro", "Digga" und großer Schnauze überzeugt den Rezensenten. Wenn Mahmoud im Buch mal klug, mal zynisch, mal überfordert über Familien-Trouble, Transgender, Rassismus abzieht, gefällt Welle der unverkrampfte Blick, der sich um political correctness nicht sonderlich schert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.04.2022

Rezensent Hartmut El Kurdi versteht durchaus, dass Gulraiz Sharifs Debüt "Ey hör mal!" in Norwegen als Sensation gehandelt wird. Der norwegische Grundschullehrer mit pakistanischem Hintergrund lässt darin den 15jährigen Mahmoud in der Ich-Perspektive und mit einem gut dosierten, selbstironischen, vielschichtigen und immer liebenswerter werdenden "In the face-Kanak-Ghetto-Sound" über Rassismus, Klassismus und Identitätsprobleme erzählen, was kreativ, brillant und im Streetsound  von Meike Blatzheim und Sarah Onkels ins Deutsche übersetzt wurde, lobt der Kritiker. Die Frage nach Identität betrifft hier nicht nur Mahmoud, der sich als in Norwegen geborenes Kind pakistanischer Eltern im transnationalen Dazwischen gefangen sieht, sondern auch seinen kleinen Bruder Ali, der sich eigentlich als Mädchen fühlt, eine Geschichte, die in dieser Form in jeder Umgebung spielen kann und trotzdem zumeist ähnliche Reaktionen im Umfeld hervorruft, erklärt der Rezensent. Trotz einiger antimuslimischer Stereotype wirkt es El Kurdi zufolge nie so, als würde Sharif seine Herkunft denunzieren wollen. Vielmehr scheint ihm der Text authentisch. Besonders dramatisch ist die Geschichte nicht, gern folgt ihr der zum Nachdenken angeregte Kritiker dennoch: Sharif ist halt ein "sehr norwegischer Autor" im besten Sinne, schließt El Kurdi.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.02.2022

Dieses Buch "passt in keine Schublade" konstatiert Rezensentin Sylvia Schwab, und das ist auch richtig so, denn genau darum geht es in "Ey hör mal": Um uneindeutige Zugehörigkeiten, um das Stehen oder Schwanken zwischen den Kulturen, den Geschlechtern, den Loyalitäten, zwischen Kindheit und Erwachsensein, und auch - typisch Teenager - zwischen den Gefühlen. Das wiederum schlägt sich auf den Ton der Erzählung nieder, der da ist: Einmalig wechselhaft und witzig. Da ergeht sich der junge Erzähler in Zärtlichkeiten, um im nächsten Moment wieder in wilde Vulgärsprache zu verfallen und alles und jeden mit einem herrlich ätzenden Spott zu überziehen, so die begeisterte Rezensentin. Außerordentlich geschickt findet Staude es außerdem, wie Sharif die Themen Immigration und Transgender zusammenbringt, so das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne verhandelt, und wie er den daraus entstehenden familiären Konflikt darstellt, so differenziert, so authentisch. Das sei "große Erzählkunst", meint Staude.