Snapshots Blog - von Sascha Josuweit

Die Wunderwaffel im Eiskanal

Von Sascha Josuweit
01.09.2014. Aleatorisch Bildmaterial, Netznews und Gossip verarbeitend erkundet unser Autor die Möglichkeiten eines Parallelfeuilletons
"Furchtlose gesucht", titelte 1980 der Spiegel und spielte damit auf die ausweglose Situation an, in die sich der bundesdeutsche Bobsport manövriert hatte.
Abb.: Die Kalten Krieger aus der DDR fuhren allen davon.Abb.: Die Kalten Krieger aus der DDR fuhren allen davon.

Auf der Suche nach Möglichkeiten, der knochenharten Konkurrenz aus der DDR Paroli zu bieten, hatte man nichts, aber auch gar nichts unversucht gelassen. Mal hatte man auf dicke Männer gesetzt, die die Bobs auf Spur halten sollten, mal auf besonders mutige, dann wieder auf eine Kombi aus Gefühl (Steuermann) und Geschwindigkeit (Anschub). Den Durchbruch im Wettrüsten versprach schließlich der neue Bundesbob von Opel (Deckname: LP 13) mit aerodynamischer Plexiglashaube, tiefer gelegtem Chassis, einzeln aufgehängten, gefederten Kufen und Heckspoiler. Der Spontispruch "Jeder Popel fährt Opel" sollte ein für allemal widerlegt werden. Es gab nur ein Problem: Niemand wollte die Wunderwaffe abfeuern. Olympiakandidat Gaisreiter stürzte und erklärte: "Mit diesem Flitzer fahr ich nie wieder." Und Steuermann Georg Grossmann bekam es in Lake Placid mit der Angst und stieg vorzeitig aus. Die Olympiamedaillen teilten sich die Fahrer aus der DDR und der Schweiz. "Gutes Material siegt nicht ohne gute Fahrer", triumphierte das Ost-Berliner Sportecho.