Heinz Dieter Kittsteiner

Mit Marx für Heidegger - Mit Heidegger für Marx

Cover: Mit Marx für Heidegger - Mit Heidegger für Marx
Wilhelm Fink Verlag, München 2004
ISBN 9783770539482
Gebunden, 240 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Karl Marx und Martin Heidegger haben das gemeinsame Schicksal, dass ihre Rezeption politisch überformt war. Seit dem Jahr 1989 hat sich das geändert. Ein verfehlter Sozialismus ist zusammengebrochen - Marx ist philosophisch vogelfrei. In eben diesem Jahr erschienen Heideggers "Beiträge zur Philosophie", die einen genaueren Blick auf sein Denken in den 30er Jahren erlauben. Von diesem Ausgangspunkt her werden beide gemeinsam gelesen. Die Rezeption hatte sie zunächst und zumeist in zwei verschiedene Lager auseinanderdividiert. Der hier vorgelegte Essay macht sich umgekehrt daran, ihr Denken wirklich und wahrhaftig ineinander zu montieren. Ein einleitender Teil umreißt die "Extreme des Formbegriffs" bei Marx und Dilthey. Dann wird der späte Marx in Heideggers "Kehre" implantiert. Vor diesem Hintergrund fällt neues Licht auf das "Ereignis".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.08.2004

Der Historiker Heinz Dieter Kittsteiner ist nicht der erste, meint der Rezensent Uwe Justus Wenzel, der die zunächst ganz inkompatiblen Denker Karl Marx und Martin Heidegger zueinander in Beziehung zu setzen sucht. Wie er es aber macht, das scheint Wenzel dann doch recht originell: Was Kittsteiner den beiden nimmt, ist die Teleologie. Was er Marx an Heidegger beimengt, ist ein Sinn für Metaphysik. Dafür erhält Heidegger von Marx einen Sinn fürs Kapital. Kittsteiner deute beide Denker als Gnostiker, die die Welt als von einem schlechten Gott erschaffen, nur durch einen besseren Gott zu erlösen begreifen. Freilich wird der Rezensent den Verdacht nicht los, dass Kittsteiners Buch "die gnostische Sicht auf die Welt seinerseits pflegt". Radikal findet der Autor sein Buch laut Selbstauskunft, weil es die post-gnostische Frage zu stellen wagt, ob die "kapitalistische Gesellschaftsformation 'nicht doch die welthistorisch endgültige'" ist. Die Antwort darauf kann keiner kennen, meint Wenzel, und das ist ihm auch lieber so.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.07.2004

Rezensent Thomas Assheuer lobt Dietrich Kittsteiners Versuch, Marx und Heidegger zusammenzudenken, als "in hohem Maße anregend". Überhaupt - so plaudert Assheuer - sei ja das Zusammenführen von Metaphysik und Gesellschaftstheorie seit jeher eine der "reizvolleren Aufgaben" der Philosophie. Sodann legt er ausführlich dar, warum sich Heidegger und Marx in Kittsteiners Synthese-Versuch einerseits in ihrem jeweiligen "blinden Fleck" erhellen, sich aber andererseits doch nicht zu einer "imposanten Stärke addieren". Zunächst zeigt der Rezensent, warum das Zusammendenken gar nicht so abwegig ist: So sei nämlich Heidegger stets "blind für die Ökonomie" gewesen und Marx fehle der Blick auf die metaphysischen Sinnbedürfnisse des Individuums. Wer also beide Philosophen "neu verschraubt", der bekomme scheinbar "alles, was er zur Zeitdiagnose braucht". Jedoch entdeckt Rezensent Assheuer "viele Fußangeln", die er von Kittsteiner "großzügig" ignoriert sieht. Unter anderem seien Heidegger wie Marx undemokratische Denker, für die "die Geringschätzung bürgerlicher Wert zum guten Ton gehörte". Dass Kittsteiner daran keinen "Anstoß" nimmt, weil er der Demokratie "unter Weltmarktbedingungen" keine Zukunft zugestehen mag, findet Assheuer wenig überzeugend. Er kritisiert vielmehr, dass Kittsteiner Heideggers Amerika-Kritik "leichtsinnig" übernommen habe. Zum Abschluss verrät Assheuer, wie das Philosophen-Duo zu komplettieren ist: "Marx und Heidegger sind nichts ohne Kant."