Esther Slevogt

Den Kommunismus mit der Seele suchen

Wolfgang Langhoff - ein deutsches Künstlerleben im 20. Jahrhundert
Cover: Den Kommunismus mit der Seele suchen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462040791
Gebunden, 496 Seiten, 26,99 EUR

Klappentext

Er gilt als der Gustaf Gründgens der DDR - und doch war Wolfgang Langhoff ein Ungeliebter in diesem Staat, der nicht zuletzt Gelehrten und Künstlerrepublik hatte sein wollen. Esther Slevogt zeichnet das bewegende Porträt eines zwischen Kunst und Politik zerrissenen Theaterstars. Und entfaltet das Panorama seines nicht minder zerrissenen Landes. Theatermacher, Kulturfunktionär und Held des antifaschistischen Widerstands: Wolfgang Langhoff, 1901 in Berlin geboren und Vater der bekannten Regisseure Matthias und Thomas Langhoff, war eine der schillerndsten und einflussreichsten Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg Freikorpskämpfer gegen die Bolschewisten - und Jungschauspieler in antibürgerlicher Dandy-Pose. In der Weimarer Republik von den Bürgern Düsseldorfs in den Titelrollen deutscher Klassiker gefeiert - und von den Arbeitern umjubelter Leiter der Agitprop-Theatergruppe "Nordwest Ran". Immer auf der Suche nach dem Theater für ein gutes Deutschland.
Aber dann übernimmt der Terror die Macht. Und der Bühnenheld wird einer der ersten KZ-Häftlinge. Im Schweizer Exil schreibt Langhoff darüber seinen berühmten Bericht "Die Moorsoldaten" - ein Welterfolg. Und folgt 1946 voller Idealismus dem Ruf nach Ost-Berlin. Als Intendant des Deutschen Theaters scheint er endlich angekommen im besseren Teil Deutschlands. Doch der Terror lässt ihn nicht los.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.05.2012

Regine Sylvester ist begeistert von Esther Slevogts Biographie von Wolfgang Langhoff. Die Rezensentin vollzieht die Lebensgeschichte des angesehenen Theatermanns nach: unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Langhoff wegen kommunistischer Aktivitäten verhaftet und zunächst ins Gefängnis, dann ins KZ gebracht. Nach seiner Entlassung flieht er mit seiner Frau in die Schweiz und kehrt nach zwölfjährigem Exil nach Deutschland zurück, in die DDR, wo er erneut Gegenstand von Anfeindungen und Ausgrenzung wird. Selten gelänge bei Büchern, die "jemand aus dem Westen über jemand aus dem Osten" schreibt, die wertungsfreie Einfühlung so gut wie hier, schwärmt die Rezensentin, weshalb Slevogt nicht weniger als ein "Jahrhundertbuch" geschrieben habe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2012

Die Widersprüche innerhalb des Lebens und Wirkens des Regisseurs und politisch Bewegten Wolgang Langhoff findet Dirk Pilz schlicht unvermittelbar. In Esther Slevogts Langhoff-Biografie bekommt er immerhin einen Eindruck, was es geheißen haben mag, sie zu leben. Dass die Zerrissenheit des Mannes Langhoff zwischen westlichen und den ostdeutschen Ideologien eine Generationenfrage darstellt, erfährt Pilz hier auch. Neben dem Leben der Langhoffs entsteht so für den Rezensenten ein Bild gesamtdeutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dafür ist er der Autorin sehr dankbar.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.12.2011

Mehr als Anekdoten bietet Esther Slevogt der Rezensentin Sabine Seifert in dieser Biografie über den Theaterregisseur, langjährigen Intendanten des Deutschen Theaters und überzeugten Kommunisten Wolfgang Langhoff. So fördert sie Informationen wie Langhoffs Freicorps-Mitgliedschaft zutage oder die Schicksale seiner Weggenossen, die emigrierten oder, wie Langhoff selbst, im KZ verschwanden. Für Seifert erledigt Slevogt mit solchen Recherchen manche Legende. Dass es ihr an Respekt für den Mann dennoch nicht fehlt, findet sie angenehm. Weit über die Person Langhoff hinaus scheint ihr die Autorin die politischen Irrtümer und Schrecken eines ganzen Jahrhunderts zu erkunden, indem sie die Arbeit und die politischen Verstrickungen Langhoffs, seine Übersiedelung in die DDR, seine Parteidisziplin und seine Blindheit gegenüber den Fehlern des Systems, schließlich seine Kaltstellung im Zuge der Stalinistischen Säuberungen exemplarisch herausarbeitet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2011

Wer Esther Slevogts Biografie "Den Kommunismus mit der Seele suchen" gelesen hat, wird den Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, der als Intendant des Deutschen Theaters Goethe und Marx zusammenbringen wollte und trotz Demütigungen durch die SED-Genossen bis zu seinem Tod immer wieder seine Loyalität zur kommunistischen Partei bekannte, besser verstehen, glaubt Rezensent Jens Bisky. Denn Slevogt schildere "eindrucksvoll", aber nicht ohne Distanz zu ihrem Helden, die Stationen einer Lebensgeschichte, die sie unter anderem in Gesprächen mit Langhoffs Söhnen recherchierte. So erfährt der Kritiker etwa, wie Langhoff, der sich schon 1930 als junger Schauspieler am Düsseldorfer Theater den Kommunisten anschloss, im Jahre 1933 verhaftet und eine Nacht lang von SS-Leuten misshandelt wurde. Nachdem er im KZ Börgermoor die Selbstbehauptung der kommunistischen Häftlinge erlebte, bleibt er der Partei treu, auch als er in die "Mühlen des Kalten Krieges" gerät, berichtet der Rezensent. Slevogts detailreiche Biografie biete viel Unbekanntes, wie zum Beispiel Berichte über die Kommunisten in Westdeutschland, lobt Bisky.
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