Claude Lanzmann

Das Grab des göttlichen Tauchers

Ausgewählte Texte
Cover: Das Grab des göttlichen Tauchers
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015
ISBN 9783498039424
Gebunden, 544 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Erich Wolfgang Skwara. Wie der Taucher auf dem berühmten Fresko im süditalienischen Paestum, das einen Mann zeigt, der kopfüber von einer Säule springt, hat Claude Lanzmann sich in jedes Abenteuer gestürzt. Alle wichtigen Entscheidungen seines Lebens, so schreibt er, waren wie Kopfsprünge ins Ungewisse. Lanzmann wurde berühmt als Regisseur des epochemachenden Films 'Shoah'. Zugleich hat er zeitlebens als Publizist gearbeitet. Dieses Buch versammelt Reportagen, Erzählungen, Porträts und kämpferische Artikel, die er seit 1947 unter anderem für die von Jean-Paul Sartre gegründete Zeitschrift 'Le Temps Modernes' geschrieben hat. Mal kritisiert er harsch, mal ist er voller Begeisterung; polemische Texte und politische Interventionen stehen neben einfühlsamen Nahaufnahmen und gesellschaftlichen Tiefenbohrungen. Immer sind die Texte unkonventionell, eigensinnig und frei. Lanzmann porträtiert Serge Gainsbourg, Richard Burton und Jean-Paul Belmondo, schreibt über den Dalai-Lama und Israel, über 'Schindlers Liste' und Rainer Werner Fassbinder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2015

Verena Lueken hat noch einmal Claude Lanzmanns berühmte Attacke auf Steven Spielberg Film "Schindlers Liste" gelesen, und angesichts einer immer schamloseren Fiktionalisierung des Holocausts hat dieser Essay für sie nicht an Gültigkeit verloren. Aber auch andere Texte aus dem journalistischen Frühwerk des späteren Filmemachers hat die Rezensentin mit großem Interesse gelesen. Die Porträts von Jean-Paul Belmondo oder Charles Aznavour, ein Gespräch mit Marcel Marceau oder den Wutausbruch zum Prozess gegen jenen Priester von Uruffe, der seine schwangere Geliebte barbarisch ermordete und anschließend dem ebenfalls massakrierten Fötus die Sakramente gab. Tatsächlich gefallen Lueken mehr als die politischen Kommentare Lanzmanns Texte über das Showbiz und die Celebrity-Kultur. Und Lanzmanns Eitelkeit kann zwar durchaus gockelhafte Ausmaße annehmen, beschränkt sich aber, wie Lueken versichert, auf die Einleitung.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2015

Diesen Erzählband des Journalisten Claude Lanzmann, der eine Auswahl von Reportagen, Erzählungen, Porträts und Polemiken versammelt, kann Rezensent Fritz Göttler nur dringend empfehlen. Denn hier lernt er den inzwischen neunzigjährigen Filmemacher, der vor allem durch seinen Film "Shoah" berühmt wurde, auch von seiner populären Seite kennen. Ähnlich engagiert und "knallhart" wie in seinen politischen Texten erscheint dem Kritiker der Journalist in den zwischen 1950 und 1970 vor allem in der Modezeitschrift "Elle" erschienenen Texten, in denen er etwa Jean-Paul Belmondo, Jean Paul Sartre, Richard Burton oder Soraya porträtiert. Allein der Text über Jacques Tati steckt voller Überraschungen und zeigt die ungebremste Lebenssucht des Autors, meint der Rezensent, der auch die hier abgedruckten politischen und ebenfalls sprachlich anspruchsvollen Texte aufmerksam gelesen hat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de