James Wood

Upstate

Roman
Cover: Upstate
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498074067
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Tanja Handels. Alan Querry, ein erfolgreicher Bauentwickler aus Nordengland, hat zwei Töchter: Vanessa ist Philosophin und lehrt in Saratoga Springs, New York; Helen arbeitet für ein internationales Musiklabel mit Sitz in London. Die Schwestern haben sich nie richtig von der bitteren Trennung ihrer Eltern und dem frühen Tod ihrer Mutter erholt, vor allem Vanessa nicht, die immer wieder in Depressionen verfällt. Beim jüngsten Schub fliegen Alan und Helen nach Saratoga Springs. Im Verlauf von sechs Wintertagen upstate beginnen die Querrys mit Fragen zu ringen: Warum fällt manchen Menschen das Leben so viel schwerer als anderen? Kann Glücklichsein gelernt werden, oder wird man einfach so geboren? Hilft nachdenken?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.01.2020

Rezensent Hubert Winkels hat ein Problem mit dem Roman des Literaturkritikers James Wood. Für ihn hat der Autor allzu gründlich das eigene literaturpoetische Lehrbuch studiert, als er die Familienaufstellung um einen Immobilienentwickler aus Nordost-England und seine beiden Töchter arrangiert hat. Zwar steigt Winkels mühelos ein ins "Psychoorganigramm" der Familie, doch erscheint ihm Woods Text allzu normativ, die Dramaturgie, die Bildlichkeit und die Motivik findet er zu zielstrebig, das Ende kitschig happy. Staunen lässt ihn diese von allem Zufall gereinigte Prosa leider nur ein einziges Mal. Da wird die Sprache ungewöhnlich derb und verliert ihre "blasse Vornehmheit".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2020

So ganz klar wird es nicht, was Rezensent Kai Sina nun schätzt an James Woods Familienroman. Das Genre an sich langweilt ihn, und Wood schreibt auch keinen Amerikaroman wie Richard Ford. Was ihn dennoch hineinzieht in die Geschichte um einen englischen Witwer und seine beiden Töchter, von denen die eine in den USA lebt und unter Depressionen leidet, weshalb Vater und Tochter sich aufmachen, sie zu besuchen, scheint die akribische Analyse der Familienverhältnisse zu sein, die der Autor vor dem Hintergrund der ausgehenden  Präsidentschaft von George W. Bush entfaltet. Fragen nach der Autonomie des Individuums, des Stellenwerts von Eigentum und der Kontinuität von Lebenswegen werden aufgegriffen und scheinen dem Rezensenten wichtiger als der eher glatte Stil und Ton des Textes.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.01.2020

Rezensent Michael Schmitt hat sich gelangweilt mit James Woods "Upstate". Natürlich arrangiert der Literaturkritiker seinen ersten Roman äußerst kunstvoll und stilbewusst, gibt Schmitt zu, Wood hat sich an der Lektüre von Flaubert, Nabokov und Bellows geschult. Aber die recht konventionelle Geschichte um einen Vater, der seiner Tochter über einen Karriereknick hinweghelfen will, haut Schmitt nicht gerade vom Hocker. Bei allen kultivierten Gesprächen zwischen den beiden über Hochkultur und Technik, europäischem Geist und amerikanischem Pragmatismus, hätte sich der Rezensent etwas Dringlichkeit und Intensität gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.12.2019

Ein wenig entschlackt und ausgedünnt wäre "Upstate" wirklich gutes Theater, resümiert Rezensent Paul Stoop. Intelligent, feinsinnig, gelassen - ein Kammerspiel, wie man es sich wünscht. Als Roman weist es zahlreiche Stärken und einige Schwächen auf, meint er. Alan, ein Immobilienmakler aus Britannien besucht gemeinsam mit seiner Tochter Helen deren ältere Schwester Vanessa, die mit ihrem Freund in Upstate New York lebt und offensichtlich unter einer depressiven Verstimmung leidet, lesen wir. Im Laufe des sechstätigen Besuchs werden dem Leser nach und nach die Beziehungen zwischen den drei Familienmitgliedern dargelegt. James Wood gelingt es dabei, seine Leser unter die "Oberfläche der Konversation" blicken zu lassen, lobt Stoop. Schade findet er nur, dass Wood sich dabei mitunter zu sehr auf seine sprachliche Kunstfertigkeit verlässt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.12.2019

Meike Fessmann freut sich über die Effizienz und die Eleganz der Familienprosa von James Wood. Soll noch einer sagen, Kritiker können keine Romane schreiben. Der hier jedenfalls kann es, versichert Fessmann. Wood verschneidet Flaubert mit amerikanischer Erzählkunst und mit dem viktorianischen Roman zu einem charmanten Kammerspiel, staunt sie. Der Familienroman um einen geplagten Familienvater in Upstate New York im Jahr 2007, um gesellschaftliche Umbrüche, Scheidung, Geschwisterkonkurrenz und Solidarität ist kein Yates und kein Wolfe und versteckt das Wissen seines Autors um Perspektivik, Detail- und Figurenzeichnung nicht eben subtil, erklärt Fessmann. Wie sauber der Text "abschnurrt" findet die Rezensentin dennoch befriedigend.