Audre Lorde

Sister Outsider

Essays
Cover: Sister Outsider
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446269712
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné und Marion Kraft. Mitarbeit: Nikita Dhawan. Audre Lorde ist die revolutionäre Denkerin und Ikone des Schwarzen FeminismusAudre Lorde wusste, was es heißt, als Bedrohung zu gelten: als feministische Dichterin, als Schwarze Frau in einer weißen akademischen Welt, als lesbische Mutter eines Sohnes. Viele "Formen menschlicher Verblendung haben ein und dieselbe Wurzel: die Unfähigkeit, Unterschiedlichkeit als eine dynamische Kraft zu begreifen, die bereichernd ist, nicht bedrohlich". Lorde widmete ihr Schaffen dem Kampf gegen Unterdrückung. Verschiedenheit und Schwesternschaft, Zorn, Erotik und Sprache wurden zu kraftvollen Waffen. In ihren Texten über Rassismus, Patriarchat und Klasse finden wir Antworten auf Fragen der Gegenwart .

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2021

Mit großem Gewinn liest Rezensentin Angela Schader die zwischen 1976 und 1983 entstandenen Essays von Audre Lorde. Wie die 1934 in New York geborene schwarze lesbische Feministin ausgehend von ihrer dreifachen Exponiertheit, wie Schader formuliert, Fragen um Rassismus, Intersektionalität und Selbstgefühl verhandelt, findet die Rezensentin außerordentlich scharfsinnig und aufschlussreich - vor allem den Essay zur Internalisierung rassistischer Denkweisen im Kindesalter, die sich schließlich in einer ablehnenden Haltung gegenüber anderen schwarzen Frauen äußert, hebt Schader lobend hervor. Dieser "direkte", gleichzeitig aber "mehrfach gebrochene" Blick der Aktivistin auf das immer noch aktuelle Themenfeld von Hautfarbe und Identität macht für die Kritikerin den besonderen Wert von Lordes Texten aus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2021

Rezensentin Insa Wilke wünscht der Sammlung mit Essays und Vorträgen der Philosophin Audre Lorde viele Leser. Die deutsche Fassung des Buches von 1984 scheint ihr überfällig. Wie Wut, Rassismus und Emanzipation zusammenhängen, kann Wilke hier nachlesen. Dabei kommt ihr vieles bekannt vor, manches irritierend, wie die therapeutischen und aktivistischen Töne, etwa wenn Lorde die dunkle weibliche Macht der Mutterschaft beschwört. Analytisch ist es aber aktuell, versichert Wilke, wenn Lorde Schuld als Bewahrer des status quo beschreibt oder an die Göttinnen des Voodoo erinnert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.05.2021

Überfällig findet Rezensentin Verena Lueken die Übersetzung von Audre Lordes Essaysammlung von 1984. Das Buch mit seinen Einlassungen zu Rassismus, Homophobie und Sexismus ist für sie ein Klassiker afroamerikanischer feministischer Literatur und zugleich von historischem wie (leider) weiterhin von aktuellem Interesse. Ob sich Lorde mit den politischen Implikationen lyrischen Sprechens befasst, mit Körperwahrnehmung oder Gleichberechtigung - stets hört Lueken einen dringlichen, ja wütenden Ton heraus. Dennoch scheint ihr Lordes um die richtigen Worte bemühte Sprache dadurch nicht weniger elegant.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.05.2021

Rezensentin Lara Sielmann ist erleichtert, dass Audre Lordes Essaysammlung, im Original bereits 1984 erschienen, nun endlich auch auf Deutsch vorliegt. Für "mehr als richtungsweisend" auch in der aktuellen Identitätsdebatte hält Sielmann die Essays der US-amerikanischen Ikone im Kampf gegen rassistische und sexistische Diskriminierung, die sich als schwarze, lesbische Frau schon früh und vehement mit ihrer Poesie gegen diese Strukturen einsetzte, wie Sielmann erklärt. Besonders die Kritik, die Lorde (auch in anderen Werken) an weißen Feministinnen dafür übt, schwarze Frauen in ihrem Denken nicht einzubeziehen, hält die Rezensentin für bemerkenswert. Zudem betont sie, dass sich Lordes Texte nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich extrem modern lesen. Höchste Zeit also für die Übersetzung dieses bedeutenden Werks der Aktivistin, die auch den afrodeutschen Austausch maßgeblich prägte, so Sielmann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.04.2021

Audre Lorde, als Tochter karibischer Einwanderer aufgewachsen in den USA, war eine schwarze, lesbische, feministische Sozialistin - weiß also genau, wovon sie spricht, wenn sie in "Sister Outsider" von Diskriminierung und Marginalisierung schreibt, verrät Rezensentin Anna Auguscik. Mehr noch: Lorde tut es mit "Charme", Kenntnis intersektionaler Theorien und sie schrieb das Buch Jahrzehnte vor der aktuellen Debatte, ergänzt die Kritikerin. Und so empfiehlt sie das Buch wärmstens als Wegweiser durch das "Dickicht der Identitätsdebatten". Die Rezensentin liest hier in entwaffnender Offenheit und in intimen Einblicken von Lordes Selbstdefinition als schwarzer Frau, von Rassismus und Homophobie, aber auch vom Weg der Autorin, das Erlebte in Kreativität und Energie zu verwandeln. Die Verknüpfung ihrer Erfahrungen mit der Geschichte Amerikas des 20. Jahrhunderts und die umsichtige Übersetzung durch Eva Bonné und Marion Kraft tragen zur Leseempfehlung der Kritikerin bei.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.04.2021

Begeistert liest Rezensentin Marlen Hobrack die spät übersetzten Essays Audre Lordes, die sie als eine Pionierin des schwarzen Feminismus und des "intersektionalen" Denkens feiert. Äußerst aktuell erscheinen ihr die vierzig Jahre alten Texte übrigens auch vom appellativen Sprachduktus her, der wie gemacht sei für soziale Medien. Als eine der ersten habe Lorde weiße Feministinnen angegriffen und ihnen vorgeworfen, sich insgeheim mit ihren weißen Unterdrückern zu solidarisieren. Aber auch den schwarzen Männern erspart sie die Kritik nicht, ihre Gewalt gegen Frauen sieht sie als abgeleitet von eigenen Demütigungserfahrungen, so Hobrack. Auch einige Sprachgimmicks wie das kleingeschriebene "amerika", mit dem Lorde den hegemonialen Anspruch der USA kritisieren wolle, erinnern die erfreute Rezensentin an heutige Debatten.